Die Queer Academy verfügt an Wissen und Erfahrung aus über 30 Jahren Festivaltätigkeit, setzt kreative und soziale Impulse und bringt Filmemacher*innen, Filmfestivalmacher*innen und Publikum zusammen. Der Queer Academy Summit lädt Menschen aus der Filmbranche zum Austausch über filmisches Arbeiten und Themen ein, die sie bewegen.
TIMETABLE
13.00 Uhr – 13.30 Uhr Keynote: Darick Qin, Director of Operations, ShanghaiPRIDE
ShanghaiPRIDE zeigt seit 2009 queere Filme. Trotz Zensur und rechtlicher Probleme gelingt es den Beteiligten jedes Jahr, nicht nur ein Filmfestival, sondern ein Community-Event zu organisieren, das sich Geschichten von Liebe und Leid, Wachstum und Triumph von LGBTQI*-Menschen in China widmet.
13.30 Uhr – 15.30 Uhr Panel: From Shorts to Series – Interdisciplinary Storytelling in Queer Narratives
In conversation with:
Athina Rachel Tsangari, Director of Trigonometry, Berlinale Series
Lia Hietala & Hannah Reinikainen, Directors of Always Amber, Berlinale Panorama
Ray Yeung, Director of Suk Suk, Berlinale Panorama
Omer Sterenberg, Director of HaMa’azin (Listening In), Berlinale Shorts Gil Baroni, Director of Alice Júnior, Berlinale Generation
Die queeren Erzählweisen, die auf dem Festival präsentiert werden, veranschaulichen unterschiedliche Ansätze beim Filmemachen. In Serien kann die Komplexität einer Figur erkundet werden. Der Langspielfilm lädt dazu ein, mit verschiedenen Erzählformen zu experimentieren. In Dokumentarfilmen erleben wir Menschen, die ihre eigene Geschichte erzählen. Kurzfilme zeigen, wie Komplexes verdichtet werden kann. Zusammen mit den vielfältigen und diversen Regisseur*innen des diesjährigen Festivals werden Potentiale verschiedener filmischer Ansätze analysiert und diskutiert.
Wir hoffen, dass alle genauso gespannt auf die neuen Filmen sind wie wir! Die Tage während der 70. Berlinale werden voller und hektischer und wir möchten sicherstellen, dass ihr nichts verpasst und alle Informationen leicht finden könnt.
Hier findet ihr die heutige Auswahl an Filmen. Wie üblich stehen die erneuten Re-Screenings am Ende der Seite.
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Regie: Burhan Qurbani Kurz Beschreibung: Francis hat die Flucht aus Nordafrika überlebt. Als er an einem Strand im Süden Europas erwacht, ist er entschlossen, von nun an ein geregeltes, anständiges Leben zu führen. Doch das Berlin von heute, in dem er landet, geht mit dem Staatenlosen ohne Arbeitserlaubnis nicht weniger erbarmungslos um, als es Lohnarbeiter Franz Biberkopf in Döblins Klassiker der deutschen Literatur erlebt hat. Und so widersetzt sich Francis zunächst zwar dem Angebot, in der Hasenheide mit Drogen zu dealen, gerät aber in den Einflussbereich von Reinhold, seinem neurotischen, sexsüchtigen Kumpel und Quartiergeber. Als Francis die Clubbesitzerin Eva und – einige einschneidende Erlebnisse später – das Escort-Girl Mieze kennenlernt, scheint er erstmals etwas zu verspüren, das er bisher nicht kannte und das besonders Reinhold ihm nicht gönnt: ein wenig Glück.
Regie: David France Kurz Beschreibung: 2017 reagierten LGBTQI*-Community und Menschenrechtsaktivist*innen schockiert auf die entsetzlichen Berichte über die Verbrechen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. In einer koordinierten Aktion verhafteten die Behörden Schwule, lesbische Frauen und Bisexuelle, folterten sie in illegalen Haftanstalten und verlangten von ihnen, andere zu outen. Viele Inhaftierte wurden umgebracht, andere wurden nach der Freilassung und der Rückkehr zu ihren Familien Opfer von Ehrenmorden.
Regie: Adrien Mérigeau Kurz Beschreibung: Überall ist Chaos: im eigenen Kopf und draußen in der großen Stadt. Die Dinge verselbstständigen sich, die Realität ist kaum greifbar. Die jugendliche Reine ist auf der Suche, aber sie weiß nicht wonach. In zarten Zeichnungen sehen wir die Welt durch ihre Augen, in den fließenden Animationen wird ihre Wahrnehmung erfahrbar.
Regie: Heinz Emigholz Kurz Beschreibung: Ein Archäologe und ein Waffendesigner, die sich in einem früheren Leben als Filmemacher und als Psychoanalytiker gekannt haben, treffen sich in einer Ausgrabungsstätte in der Negev-Wüste und beginnen ein Gespräch über Liebe und Krieg, das sie in der israelischen Stadt Be’er Sheva fortsetzen. Dann beginnt der Film mit wechselnden Darsteller*innen in wechselnden Rollen einen Reigen, der durch die Städte Athen, Berlin, Hongkong und São Paulo führt.
Regie: Daniel Nolasco Kurz Beschreibung: Sandro lebt hier ein ziemlich eintöniges Leben. Er arbeitet in einer Düngemittelfabrik, geht schwimmen, abends legt er Landschaftspuzzles. Mit seinem Kollegen Ricardo führt Sandro eine rein sexuelle Beziehung. Immer scheint er etwas außerhalb zu stehen, nicht mit sich im Reinen, nirgends richtig zugehörig. Als Maicon, ein Mann wie einem Tom-of-Finland-Comic entsprungen, in der Kleinstadt auftaucht und mit Ricardo anbandelt, setzt das aufkeimende Gefühl der Eifersucht bei Sandro einen Wandel in Gang.
Regie: Amalie Næsby Fick Kurz Beschreibung: Ein Kuss auf dem Dach in einer warmen Kopenhagener Nacht, und Cathrine, Anfang 20, kriegt ihr Leben nicht mehr in den Griff. Da ist ihre Kollegin Selma, von der sie nach diesem Kuss mehr und immer mehr will, aber da ist auch ihr Freund Simon, mit dem Cathrine zusammenwohnt. Für Simon ist im Bett genug eigentlich genug, seit einiger Zeit reicht ihm sogar noch weniger. Für Cathrine, die in einem Callcenter Tipps in Sachen Sex und Liebe gibt, reicht das nicht, und nach Selmas Kuss weiß sie nicht mehr weiter. Sie ist hungrig, ratlos und einsam. Zerrissen zwischen Reue und Begehren reißt sie alle, die sie lieben und die sie liebt, mit hinein in ihr Chaos.
Regie: John Mackenzie Kurz Beschreibung: Der Cockney-Gangsterkönig Harold Shand möchte London zur „Hauptstadt Europas“ machen und zu diesem Zweck in den Docklands ein Olympiastadion errichten. Investitionshilfen erhofft er sich von der New Yorker Mafia. Doch kaum sind deren Unterhändler eingetroffen, bekommt Harold Shand jede Menge Ärger: Zwei seiner Bandenmitglieder werden ermordet und auch er selbst fällt beinah einem Bombenanschlag zum Opfer. Um vor den Amerikanern das Gesicht zu wahren, muss er die Verantwortlichen umgehend zu fassen kriegen, und geht bei der Suche nach ihnen nicht eben zimperlich vor…
Regie: Rosa von Praunheim Kurz Beschreibung: 90-mal fällt im Kommentar das Wort „schwul“, das 1971, zwei Jahre nach Abschaffung des § 175, noch im Hate-Speech-Kontext stand; die Betroffenen hatten es sich noch nicht selbstbewusst angeeignet. Auf die stumm gedrehten Bilder schwuler Klischee-Szenen gelegt und in deklamatorischem Ton vorgetragen, provozierte das diejenigen, die gar nichts davon hören wollten, wie diejenigen, die unter diesem Begriff litten, gleichermaßen. Ein seltenes Beispiel für einen Film mit direkter gesellschaftspolitischer Wirkung.
Regie: Ray Yeung Kurz Beschreibung: Mit routinierten Handgriffen macht sich der Hongkonger Taxifahrer Pak bereit, poliert den traditionell knallroten Lack seines Autos auf Hochglanz und holt seine Enkelin von der Schule ab. Auf der Suche nach anonymem Sex begegnet er Hoi, pensioniert, geschieden und selbst Großvater. Nach einer ersten flüchtigen Begegnung verbringen sie wiederholt Zeit miteinander. Doch schon eine spätabendliche Textnachricht scheint ihren Alltag aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Es ist der fünfte Tag der 70. Berlinale und wir sind wieder da. Heute begrüßen wir 9 weitere Filme, die zur Ausstrahlung bereit sind! Check them out here:
Scrollt zum Seitenende, um die Liste der Filme zu finden, die heute, am 24. Februar, erneut gezeigt werden.
Regie: Josephine Decker Kurz Beschreibung: Zwei imposante Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt dieses hochatmosphärischen Dramas: die Horrorautorin Shirley Jackson und ihr Ehemann, der Literaturkritiker und Collegeprofessor Stanley Hyman. Als ein junger Doktorand und seine schwangere Frau – Fred und Rose Nemser – im Herbst 1964 bei den Hymans einziehen, verfallen sie schnell dem Zauber ihrer brillanten und unkonventionellen Gastgeber.
Regie: Agustina Comedi Kurz Beschreibung: Argentinien in den späten 1980ern, katholisch, konservativ und von der Militärdiktatur geprägt. „La Delpi“, die einzige Überlebende einer Gruppe von Transgenderfrauen und Dragqueens, erzählt davon, wie ihre Shows in Kellertheatern ihnen Halt im Kampf gegen AIDS und Polizeigewalt gaben und die Gemeinschaft stärkten. Wie sie mit Lippenstift, Playbackperformances und improvisierten Bühnenoutfits ihre Wunden heilten.
Regie: Jason Segel (Ep. 1) und Wendey Stanzler (Ep. 2) Kurz Beschreibung: Eine Verkettung eigenartiger Zufälle führt den Informatiker Peter zum rätselhaften Jejune Institut. Dessen charismatischer Leiter Octavio verspricht Peter einen Ausweg aus der Unsichtbarkeit, der stillen Verzweiflung seines Alltags und den Eintritt in ein Leben voller Magie, Schönheit und „divine nonchalance“. Peter spielt mit. Aber ist es überhaupt ein Spiel? Eine alternative Wirklichkeit? Oder eine Verschwörung mit dem Ziel sozialer Kontrolle? Gemeinsam mit Simone, Janice und Fredwynn versucht Peter, Zeichen und Symbole zu entschlüsseln und das Geheimnis des Instituts zu ergründen.
Regie: Véronique Reymond Kurz Beschreibung: Lisa hat ihre Ambitionen als Theaterautorin in Berlin aufgegeben und ist mit den Kindern und ihrem Ehemann, der eine internationale Schule leitet, in die Schweiz gezogen. Als ihr Zwillingsbruder Sven, Starschauspieler an der Schaubühne, an Leukämie erkrankt, reist sie nach Berlin. Seine Hoffnung, wieder auf der Bühne zu stehen, gibt Sven Kraft für den Kampf gegen die Krankheit. Als sein Zustand sich verschlechtert und die Mutter, ebenfalls Schauspielerin, sich als unzuverlässig erweist, nimmt Lisa das Heft in die Hand und den Bruder mit in die Schweiz. Sie hofft, dass neue Behandlungsmethoden, Familienleben und Bergluft ein Wunder bewirken.
Regie: Bill Ross Kurz Beschreibung: Die Brüder Bill und Turner Ross widmen sich in ihren Filmen oft einfachen Menschen, die ein Leben jenseits von Glanz und Glamour führen. In diesem Film finden sie ihre Protagonist*innen im Schatten der Glitzerwelt von Las Vegas, in der Bar Roaring 20s, die kurz vor der Schließung steht. Konsequent beobachtend, aber dennoch mittendrin, begleiten sie die letzten 24 Stunden in und um die Bar. Sie lassen die Zuschauer*innen in einen Mikrokosmos eintauchen, wie man ihn an vielen Orten der Welt finden kann und niemand genau hinschauen mag.
Regie: Thirza Cuthand Kurz Beschreibung: Extractions stellt Rohstoffförderung in Beziehung zur boomenden Pflegekind-Industrie, die viele indigene Kinder von ihren leiblichen Eltern trennt. Während die Filmemacherin darüber nachdenkt, wie diese Industrien sie und ihr Leben beeinflusst haben, überlegt sie, ihre Eier einfrieren zu lassen, um ein indigenes Baby zu bekommen.
Regie: Omer Sterenberg Kurz Beschreibung: Er ist jung und arbeitet in der Geheimdienstabteilung des israelischen Militärs. Er hört Gespräche von Palästinenser*innen über Kopfhörer ab – besonders die Telefonate eines schwulen Paares ziehen ihn immer mehr in ihren Bann. Die komplizierte Beziehung der beiden entfaltet sich vor ihm, und er weiß nicht, ob und wie er seinen Gefühlen folgen soll. Denn auch hier ist das Private politisch, und das Intimste kann zum Verhängnis werden.
Regie: Tadashi Imai Kurz Beschreibung: Den Suizidversuch seiner Verlobten nimmt ein junger japanischer Büroangestellter zum Anlass, bei der Lektüre der Familienchronik auf die Geschichte seiner Ahnen zurückzublicken. Dabei handelt es sich um Angehörige des Militäradels, die von ihren jeweiligen Landesherren zu Gewalttaten genötigt wurden, mehr aber noch unter deren Grausamkeiten zu leiden hatten und sich oftmals zur rituellen Selbsttötung (Seppuku) gezwungen fühlten. Ständig drohte die Entführung und Vergewaltigung der Frauen und die willkürliche Verstümmelung und homosexuelle Versklavung der Männer…
Regie: Nicolaas Schmidt Kurz Beschreibung: Es ist wieder Herbst auf dem Planeten Erde. Rosarote Rosenblüten, auf ewig vereint, ertragen zusammen stürmische Zeiten und schwere Gewitter. Eine Gutenachtgeschichte im Sinne des „Romantic Conceptualism“ über Widerstand und Redundanz oder das schwierige, ambivalente Verhältnis von Wahrheit, Traum, Leben und Liebe.
Da sich der dritte Tag der Berlinale langsam mit noch mehr aufschlussreichen Ereignissen und Vorführungen nähert, haben wir für euch eine weitere Auswahl von Filmen vorbereitet, die heute in ganz Berlin gezeigt werden. Falls Sie eine der Vorführungen verpasst haben, die wir an den anderen beiden Tagen angekündigt haben, finden Sie die erneuten Vorführungen (mit Ort und Uhrzeit) am Ende dieser Liste.
Regie: Eric Steel Kurze Beschreibung: Damit eine jüdische Betgemeinde, ein „Minjan“, einen Gottesdienst abhalten kann, muss sie mindestens aus zehn religiösen Juden bestehen. Auch der aus einer russischen Immigrant*innenfamilie stammende 17-jährige David hilft regelmäßig bei Minjans im vom jüdischen Leben geprägten New Yorker Stadtteil Brighton Beach. Sein Vater, ein ehemaliger Boxtrainer, seine Mutter und sein geliebter Großvater halten das für selbstverständlich. Doch David, der sich nur sehr zaghaft in der Szene des East Village auszuleben beginnt, hinterfragt nach und nach die strengen Regeln seiner Gemeinschaft und freundet sich mit zwei schwulen, jüdischen Senioren an. Zeitgleich bleibt Davids sexuelles Erwachen vom Aufkommen von HIV und Aids nicht unberührt.
Regie: Livia Huang Kurze Beschreibung: „Nervös?“ – „Ein bisschen.“ Zwei junge Männer auf einem Sportplatz irgendwo in Brooklyn. Ihre Schatten umtänzeln einander zum Takt des Basketballs. Es dämmert allmählich. Abschied liegt in der Luft. Emotionen kommen hoch. Zärtlich und tastend, über Blicke und Gesten erzählt Regisseurin Livia Huang atmosphärisch dicht von Begehren und Intimität. Was ist erinnert, was vielleicht nur geträumt?
Regie: Ulrike Ottinger KurzeBeschreibung: Topografisch ist Ulrike Ottingers Kino meistens zwischen Berlin und entlegenen Orten in Fernost oder im hohen Norden angesiedelt. Mit Paris Calligrammes erkundet sie die Landschaft ihrer Erinnerungen an jene Stadt, die sie 20 Jahre lang ihre Heimat nannte und die ihre Anfänge als Malerin und Filmemacherin mitprägte. Trotzdem bleibt der Film eine intime Annäherung, die ein überreiches und emotionsgeladenes Repertoire an Filmszenen, Meldungen, Fotos und Liedern mit der gleichen liebevollen Sorgfalt zusammenfügt, mit der man früher Zeitungsausschnitte und Fotos in ein Tagebuch klebte, um drum herum zu schreiben.
Regie: Matthew Rankin Kurze Beschreibung: Toronto im Jahr 1899. Der junge William Lyon Mackenzie King kandidiert für das Amt des Premierministers. Das satirische und anarchistische Fantasie-Biopic The Twentieth Century erkundet die Leiden des jungen Politikers, der später langjähriger Premierminister Kanadas werden sollte. Ernsthafte ödipale Konflikte, eine Obsession für getragene Schuhe und Anti-Onanie-Therapien machen es dem jungen Mackenzie King schwer, seiner Berufung nachzugehen. Er stolpert, von der autoritären Mutter getrieben und auf der Suche nach Liebe, durch eine klaustrophobische Welt, in der klirrender Winter herrscht.
Regie: Sébastien Lifshitz Kurze Beschreibung: Wenn sie groß ist, wird sie ein Mädchen sein, davon träumt Sasha schon seit früher Kindheit. Schnell erkennt die Familie, wie ernst es ihr damit ist. Neben Interviews mit den Eltern, die ihre Tochter ohne Zweifel als solche anerkennen, zeigt der Film den unermüdlichen Kampf gegen ein abweisendes Umfeld und den Alltag der Familie: Sasha beim Spielen, beim Ballett und beim Besuch bei einer auf Geschlechtsidentitäten spezialisierten Therapeutin. Denn Sasha darf nicht als Mädchen in der Schule erscheinen, sondern muss dort geschlechtsspezifische Jungenkleidung tragen.
Regie: Gustavo Vinagre Kurze Beschreibung: Ein Salon, lachsfarbene Wände, Tapisserien, Büsten, Zimmerpflanzen, eine Kleiderpuppe. Auf einem Samtsessel mit goldenen Leisten hat die Protagonistin Platz genommen, sie stellt sich als Wilma Azevedo vor, 74, „Königin der sadomasochistischen Literatur Brasiliens“. Sie wird vom Regisseur gebeten, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, die sich schnell in eine detailreiche Abfolge erotischer Anekdoten verästelt, es geht um grüne Bananen, Dildos aus Sandpapier und überstimulierte Nerven. In starren Einstellungen auf eine bewegliche Figur entsteht ein Stillleben erzählter Leidenschaften.
Regie: Jonas Heldt Kurze Beschreibung: In Ingolstadt sortiert Sedanur (20) die ganze Nacht am Fließband Autoteile für die Roboter. Die Zeiten sind hart, denn Audi wird ein Zehntel der Stellen streichen. Sedanur hat keine Lust, sich einen Mann zu suchen und Kinder zu bekommen. Sie träumt davon, eines Tages einen eigenen Mercedes zu fahren. Als die Dieselkrise kommt, verliert sie als eine der Ersten ihren Job. Zeitgleich ist Eva (33) als Headhunterin für Audi auf der Suche nach Expert*innen zur Automatisierung von Arbeit in der Logistik. Eva weiß, dass auch ihr eigener Job eines Tages durch Algorithmen ersetzt werden wird. Doch dann, so ihr Plan, wird sie schon mit ihrer Freundin in der Karibik leben und gar nicht mehr arbeiten müssen. Zwei ungleiche Vertreterinnen einer Generation, in der früher oder später jede*r ersetzbar wird und für die Arbeit als Grundlage des Lebens weder gewiss noch zwingend identitätsstiftend ist.
Regie: Luca Ferri Kurze Beschreibung: Der Film verlässt in seinen 77 Minuten kein einziges Mal die kleine Mailänder Wohnung von Bianca Dolce Miele. „Ich bin immer hier, zu jeder Zeit“, verspricht sie ihren Kunden in einer tiefen, gutturalen Stimme. „Gib mir eine halbe Stunde Zeit, um mich sexy für dich anzuziehen.“ Die Auftritte Biancas in diesem Film sind selbstbestimmt und geben sich keinem normativen Blick preis. Die Freier und Freund*innen, die zu Besuch in die Wohnung kommen, machen sich ihren Reim auf sie und ihre Profession: Einer zitiert aus der Bibel, ein anderer singt eine Moritat, ein dritter richtet auf ihrem geschlechtlich mehrdeutig lesbaren Körper einen makellos weißen Tisch her, von dem er Dosenfleisch isst.
Regie: Patric Chiha Kurze Beschreibung: Der Film über Gisèle Viennes Rave-Tanzstück „Crowd“ ist selbst eine Techno-Party – mit repetitiven Bewegungen, kathartischen Momenten und 15 Körpern voll geballter sexueller Energie, die physisch und emotional aufeinandertreffen. In Zweiergesprächen unter den Darsteller*innen erfahren wir die Hintergründe der getanzten Charaktere, die somit zu Akteur*innen des Films werden: ein Trans*junge, ein Mädchen mit einer Schwäche für Problemfälle, ein junger Nazi, der einen schwulen Jungen begehrt, eine Frau, die ihre Sexualität auslebt. Realität und Fiktion vermischen sich.
Wir treten in die Fußstapfen des letztjährigen Teddy Award und erstellen für jeden Tag der Berlinale einen Blog-Artikel, um euch über die Vorführzeiten und -orte unserer Teddy-Filme auf dem Laufenden zu halten.
Ab heute geben wir euch einen kleinen Einblick in alle queeren Filme der 70. Berlinale.
Da der Hauptzweck der Beiträge darin besteht, euch über alle queeren Filme des Festivals zu informieren, vergesst nicht, auch unsere Social-Media-Kanäle im Auge zu behalten, da in Kürze weitere Veranstaltungen anstehen! Genug geredet – hier ist der erste Film des heutigen Beitrags:
Regie: Clarisa Navas Kurze Beschreibung: Iris ist 17 und lebt in den Tag hinein. Als sie der coole Renata begegnet, ändert sich ihr Leben schlagartig. Während ihre Freunde sich sexuell ausprobieren, sieht sie Iris mit neuen Gefühlen und lauten Gerüchten konfrontiert.