Schlagwort-Archive: I Heard It through the Grapevine

TEDDY TODAY: 19. Februar 2023

Heute haben wir besonders viele Premieren, die wir euch vorstellen wollen.

Ganz unten findet Ihr, wie immer, die Zeiten für Wiederaufführungen. 

PREMIEREN:

El castillo

Regie: Martín Benchimol
Argentinien, Frankreich, 2023, 78′

Film still El castillo | The Castle © Gema Films

Justina und ihre Tochter Alexia versuchen das riesige Haus, das die ehemalige Haushälterin von ihrer Chefin geerbt hat, zu erhalten. Aber die beiden indigenen Frauen haben keinerlei Rücklagen, um die Ausgaben für das verfallende Anwesen zu finanzieren. Der Onlinehandel mit den Einrichtungsgegenständen und der Verkauf der Rinder sind nicht mehr als Tropfen auf den heißen Stein. Zudem kommt die Familie der ehemaligen Besitzerin regelmäßig zu Besuch, die Justina und Alexia weiterhin wie Bedienstete behandelt. Alexia akzeptiert diese Rolle nicht mehr, sie will als Automechanikerin zurück in die Stadt und von dort als Rennfahrerin die Welt erobern. In einer Mischung aus dokumentarischen und mit Horror-Elementen inszenierten Szenen wird das Haus zum verwunschenen Schloss, das seine Bewohnerinnen nicht loslässt. Der spärliche Mobilfunkempfang wird zur Metapher für die Marginalisierung der beiden und ihren täglichen Kampf mit bzw. gegen die Lebensumstände. Die unüberwindbaren Klassengrenzen in Argentinien halten Justina in ihrer sozialen Schicht gefangen, auch nachdem sie Haus- und Landbesitzerin geworden ist. Ein märchenhaft düsterer Film.

SCREENING TIMES:

19.02. / 16:00 Zoo Palast 2

O estranho

Regie: Flora Dias, Juruna Mallon
Brasilien, Frankreich, 2023, 105′
TEDDY nominated

Film still O estranho | The Intrusion

O estranho, der Fremde, ist ein Ort: der Flughafen Guarulhos bei São Paulo. Von dort geht die Reise weniger durch die Welt als durch die Zeit. Auf indigenem Gebiet gebaut, hat der Flughafen die Landschaft komplett verändert. Manche Menschen sind gegangen, andere geblieben, sie arbeiten jetzt im Duty Free oder im Gepäck-Handling. Die Vergangenheit taucht in verschiedenen Formen wieder auf und fordert die Protagonist*innen heraus. Zum Beispiel Ale. Genau da, wo sie einst mit ihrer Schwester gespielt hat, im Flussbett, arbeitet sie heute den ganzen Tag. So wie der Beton die Vegetation bedeckt, die wiederum die Gräber bedeckte, so stapeln sich die Erzählungen. Sie nähren die Gedanken über das, was bleibt. Der Film, der sich zwischen Fiktion und Realität bewegt, betreibt eine minimale Form der Archäologie, in seinem Rhythmus enthüllt er die Bilder eines lebendigen Ortes. O estranho ist das zweite gemeinsame Projekt von Flora Dias und Juruna Mallon und zeigt ihr Interesse an Landschaften, Menschen und deren Zusammenspiel. Und daran, die Erinnerung aufrechtzuerhalten.

SCREENING TIMES:

19.02. / 17:00 Cubix 1

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Flora Dias und Juruna Mallon.

Exhibition

Regie: Mary Helena Clark
USA, 2022, 19′
TEDDY nominated

Film still Exhibition © Mary Helena Clark

Exhibition schöpft aus einer großen Sammlung von Bildern aus Filmen, Museen und Archiven und verwebt verschiedene Biografien und Texte zu einem einzigen imaginären Subjekt. Eija-Riitta Eklöf-Berliner-Mauer heiratet die gleichnamige Berliner Grenzanlage und verwandelt ihr Zuhause in ein Museum für Architekturmodelle, um ihre Sehnsucht nach diesen Objekten zu stillen. Aus Protest attackiert Mary Richardson das Gemälde „Venus vor dem Spiegel“ von Diego Velázquez mit einem Messer und widmet den Angriff einer inhaftierten Suffragette. Die Erzählung wechselt in die erste Person und verbindet Zitate der Malerin Agnes Martin, frühe Studien zur Blickerfassung, Sigmund Freuds Krankengeschichte des „Rattenmanns“ und einen Bericht über den Missbrauch einer Kleinschen Flasche als Kerzenständer. Der Film fragmentiert, kopiert und exzerpiert und schafft so ein Porträt von Begehren und Grenzüberschreitung. Er wird zu einer Meditation über das Bekräftigen und das Ablehnen des Subjektstatus. „Ich bin keine Frau. Ich bin ein Türknauf.“

SCREENING TIMES:

19.02. / 20:30 Kino Arsenal 1

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Mary Helena Clark.

Hello Dankness

Regie: Soda Jerk
Australien, 2022, 70′

Film still Hello Dankness © Soda Jerk

Das Phänomen, dass der Kontext, in dem Bilder gesehen werden, stets auch deren Wahrnehmung und Wirkung bestimmt, demonstriert eindrucksvoll das Künstler*innen-Duo Soda Jerk in seinem neuesten Werk Hello Dankness. Indem sie Szenen aus unterschiedlichsten Filmen in neue Zusammenhänge montieren, teilweise manipulieren und mit neuen Tonspuren verbinden, erschaffen Soda Jerk ein unerwartetes Narrativ über die tiefen Veränderungen in der US-amerikanischen Gesellschaft seit Trumps Präsidentschaft. Medienbilder aus den letzten Jahren, von den US-Wahlen 2016, der Pandemie oder der MeToo-Debatte werden gekonnt in Szenen aus Filmen wie American Beauty oder Wayne’s World montiert. Durch die spielerische Kombination mit Anleihen bei der Popkultur entwickelt der Film immer neue, aberwitzige Wendungen. Ausschließlich aus Found Footage haben Soda Jerk ein erfrischend anarchistisches und vielschichtiges Werk erschaffen, das Themen wie Fake News, Deepfake und Verschwörungserzählungen ebenso behandelt wie die Politik der Bilder: wie diese sich verbreiten, wem sie dienen bzw. schaden und wie sie permanent umgedeutet werden können.

SCREENING TIMES:

19.02. / 20:319.02. / 20:30 Cubix 2

I Heard It through the Grapevine

Regie: Dick Fontaine
USA, 1982, 91′

Film still I Heard It through the Grapevine © Dick Fontaine, courtesy of the Dick Fontaine Collection, Harvard Film Archive

Zwei Jahrzehnte nach der Bürgerrechtsbewegung begibt sich James Baldwin noch einmal an die historischen Schauplätze – von Selmaund Birmingham (Alabama) bis Atlanta (Georgia), zu den Stränden von St. Augustine (Florida) und zum Martin-Luther-King-Memorial in Washington, D. C. Auf dieser Reise der Erinnerung spricht er mit Freund*innen, Aktivist*innen und Schriftsteller-Kolleg*innen wie Amiri Baraka, Oretha Castle Haley und Chinua Achebe über die Ereignisse, die den Kampf gegen die Rassentrennung in Gang gesetzt haben, wie etwa die Angriffe auf Kirchen, die rassistische Polizei-Brutalität, Willkür und Unrecht, die die Schwarze Bevölkerung ertragen musste. Recht skeptisch blicken diese Lichtgestalten auf ihre Gegenwart und die wenigen Errungenschaften, die von damals geblieben sind; auch wir als Zuschauer*innen bekommen Gelegenheit, über unsere Ära nachzudenken. Dick Fontaine mischt geschickt Archivmaterialzwischen die Berichte. So wird der Film zu einem schmerzhaften historischen Dokument, das sich im Kontext der Black-Lives-Matter-Bewegung als heute noch relevant erweist.

SCREENING TIMES:

19.02. / 17:30 Kino Arsenal 1

It’s a Date

Regie: Nadia Parfan
Ukraine, 2023, 5′
TEDDY nominated

Film still It’s a Date © Phalanstery Films, Radar Films, 2023

Kyiv 2022. In halsbrecherischem Tempo rast ein Auto im Morgengrauen durch die Stadt, gefilmt aus der Subjektive in einer Einstellung ohne Schnitt. Das zeitgenössische Remake von Claude Lelouchs C’était un rendez-vous beschreibt ein Lebensgefühl mitten im kriegsbedingten Ausnahmezustand.

SCREENING TIMES:

19.02. / 15:30 Cubix 2

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Nadia Parfan.

Knochen und Namen

Regie: Fabian Stumm
Deutschland, 2023, 104′
TEDDY nominated

Film still Knochen und Namen | Bones and Names © Postofilm

„Frag mich doch nicht, wie ich etwas finde, wenn du es gar nicht hören willst!“ „Ich will es doch hören, es stimmt halt nur manchmal nicht.“ Der Schauspieler Boris und der Schriftsteller Jonathan sind ein Paar. Doch ihre Beziehung ist an einem Punkt angekommen, an dem sie die gemeinsamen Abende auch getrennt verbringen könnten: Der eine liegt im Bett und liest Drehbücher, der andere arbeitet im Nebenraum am Schreibtisch. Während Boris sich immer tiefer in die Proben zu einem neuen Film mit einer ambitionierten Regisseurin wühlt und dabei reale und fiktive Charaktere zu vermischen beginnt, versucht Jonathan, seine Stimme als Schriftsteller neu zu definieren. Durch diese Tage des Ringens um Distanz, Nähe, Vertrauen, Verlangen und Verlustangst geistert, wie Puck bei Shakespeare, Boris’ kleine Nichte Josie und testet ihre Grenzen aus. Der Schauspieler Fabian Stumm legt mit Knochen und Namen sein Regie- und Drehbuch-Langfilmdebüt vor. Mit humor- und liebevollen Sequenzen in abgegrenzten, symptomatischen Settings (Schlafzimmer, Supermarkt, Übungsraum) komponiert er eine kluge und unterhaltsame Reflexion über Beziehungen.

SCREENING TIMES:

19.02. / 12:00 Cubix 2

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Fabian Stumm.

Marungka tjalatjunu

Regie: Matthew Thorne, Derik Lynch
Australien, 2022, 25′
TEDDY nominated

Film still Marungka tjalatjunu | Dipped in Black © Other Pictures

Derik Lynch, der den Yankunytjatjara angehört, reist in seine Heimat, um spirituelle Heilung zu finden. Er lässt die Unterdrückung, die er in der mehrheitlich weißen Stadt Adelaide erfahren hat, hinter sich und kehrt zu seiner entlegenen Anangu-Gemeinschaft (Aputula)zurück, um dort auf heiligem Boden eine Inma auszuführen. Erinnerungen aus der Kindheit begleiten ihn. Inma ist eine traditionelle Form des Geschichtenerzählens, bei der visuelle, verbale und physische Elemente zum Tragen kommen. Auf diese Art werden die AnanguTjukurpa – Geschichten, die mit dem Land, den Träumen, Mythen und Sagen verbunden sind – seit über 60.000 Jahren von Generation zu Generation weitergegeben.

SCREENING TIMES:

19.02. / 17:00 Cubix 2

Nuits blanches

Regie: Donatienne Berthereau
Frankreich, 2023, 25′
TEDDY nominated

Film still Nuits blanches | Sleepless Nights | Schlaflose Nächte © Les Films du Sursaut

April 2022 in Frankreich, die Präsidentschaftswahl geht in die letzte Runde und die Atmosphäre ist angespannt. Die Kellnerin Solène lässt sich durch die Nacht treiben. Sie nimmt Drogen, verletzt Gefühle und verliert immer mehr den Halt.

SCREENING TIMES:

19.02. / 15:30 Cubix 2

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Donatienne Berthereau.

Le Paradis

Regie: Zeno Graton
Belgien, Frankreich, 2023, 83′
TEDDY nominated

Film still Le Paradis | The Lost Boys © Tarantula, Silex Films, Menuetto Film

„In der Mitte des Sees haben wir manchmal eingefrorene Fische gesehen, wie aufgereiht nebeneinander. Ich dachte, die verbringen den Winter dort und wachen im Frühling wieder auf. Ich dachte, sie kehren zurück ins Leben und atmen wie zuvor.“

In einer Jugendstrafanstalt bereitet sich Joe auf seine Rückkehr in die Gesellschaft vor, unsicher, welches Leben ihn jenseits des Stacheldrahts erwartet. Doch als Neuzugang William die Nachbarzelle bezieht, wird Joes Sehnsucht nach Freiheit durch ein anderes Begehren abgelöst. Einander mit wachsender Begierde und Verzweiflung umkreisend, begeben sich Joe und William auf eine Reise der emotionalen Emanzipation. Camera-obscura-Aufnahmen, Tuschezeichnungen, Tanz und Rap werden zu Ausdrucksmitteln. Der Debütfilm verfolgt die Irrungen und Wirrungen einer Leidenschaft zwischen zwei jungen Männern, die sich auf ein Leben auf dem Wartegleis eingestellt hatten. Eine kompromisslose Vision der Liebe: Hinter diesen Mauern steht Leidenschaft an erster Stelle, dann erst kommt die Freiheit.

SCREENING TIMES:

19.02. / 20:00 Urania

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Zeno Graton.

Passages

Regie: Ira Sachs
Frankreich, 2023, 91′
TEDDY nominated

Film still Passages © SBS Poductions

Dem deutschen Filmemacher Tomas ist am letzten Tag seines Drehs in Paris die Anspannung anzumerken. Mit pedantischer Härteerklärt er seinen Kompars*innen, wie sie ihre Hände zu halten oder mit welcher Motivation sie eine Treppe herunterzugehen haben, bis endlich die Schlussklappe fällt. Auf der Abschlussparty fällt Tomas erst in die Arme seines britischen Ehemannes Martin, dann lernt er die junge Grundschullehrerin Agathe kennen. Aus einem Tanz entwickelt sich ein Flirt, aus dem eine leidenschaftliche Nacht wird. Am nächsten Morgen erzählt Tomas Martin stolz, dass er mit einer Frau geschlafen hat. Als sich aus dem One-Night-Stand mehr entwickelt, beginnt sich die Männerbeziehung zu verändern. Es entspinnt sich eine Beziehungsgeschichte, die von Leidenschaft, Eifersucht und Narzissmus geprägt ist und in der es wenig Gespür für die Bedürfnisse der anderen gibt. Ira Sachs, bereits zum sechsten Mal zu Gast im Panorama, beweist in seinem neuesten Film einmal mehr sein Talent für genau beobachtete Beziehungsdramen. Der Wind des französischen Kinos und ein Hauch von Fassbinder umwehen die drei, deren persönliche Verletzungen die Machtverhältnisse untereinander immer wieder neu bestimmen.

SCREENING TIMES:

19.02. / 19:15 CinemaxX 10

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Ira Sachs.

Silver Haze

Regie: Sacha Polak
Niederlande, Vereinigtes Königreich, 2023, 103′
TEDDY nominated

Film still Silver Haze © Viking Film

Als die 23-jährige Franky nach dem Sex von ihrem Freund die Worte „Ich liebe Dich“ hört, antwortet sie nur: „Meinetwegen, wir sehen uns später.“ Als Kind wurde sie durch ein Feuer schwer verletzt, was nicht nur an ihrem Körper Spuren hinterlassen hat. Seit 15 Jahren versucht sie, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Inzwischen arbeitet Franky als Krankenschwester in dem Krankenhaus, in dem damals ihr Leben gerettet wurde. Hier ist sie in jedem Zimmer willkommen, findet für jede*n Patient*in die richtigen Worte. Auch für die ungestüme Florence. Die beiden verlieben sich und Franky flieht mit ihr vor ihrer vereinnahmenden Familie aus dem Londoner Arbeiterviertel Dagenham. Bei Florence und ihrer Patchwork-Familie findet sie ein sicheres Zuhause. Doch die Vergangenheit lässt sie nicht zur Ruhe kommen, und bald zeigt die Beziehung zu Florence erste Risse. Silver Haze ist die zweite Zusammenarbeit von Regisseurin Sacha Polak und Laiendarstellerin Vicky Knight. Die Geschichte fügt sich aus Improvisationen und Rückgriffen auf wahre Begebenheiten aus Vicky Knights Leben zusammen. Die sinnliche Kamera fängt dazu unmittelbare, raue Bilder von sanfter Poesie ein.

SCREENING TIMES:

19.02. / 16:00 International

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Sacha Polak.

Sisi & Ich

Regie: Frauke Finsterwalder
Deutschland, Schweiz, Österreich, 2023, 132′

Film still Sisi & Ich | Sisi & I © Bernd Spauke

Irma Gräfin von Sztáray hat es nicht leicht. Kurz vor ihrer Bewerbung als Hofdame von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn schlägt ihr die strenge Mutter vor Aufregung die Nase blutig, dann wird sie bei Hof wie ein Stück Vieh aufs Podest gestellt und verhört. Auf Sisis Sommersitz auf Korfu muss Irma in sadistischen Übungen erst ihre Sportlichkeit unter Beweis stellen und wird mit Kokainextrakten auf Diät gesetzt, bevor sie endlich die launische und erratische Kaiserin persönlich kennenlernt. Zwischen Abführtees und Wassersuppen, Wanderungen und Schönheitsbehandlungen kommen die beiden unterschiedlichen Frauen sich schnell nah – natürlich nur so nah, wie Sisi erlaubt. Doch jeder Sommer hat ein Ende, und mit der Rückkehr nach Wien ändern sich die Leben von Sisi und Irma drastisch. Frauke Finsterwalder lässt in ihrer wilden Neuinterpretation des viel erzählten Sisi-Mythos die zwei schauspielerischen Naturgewalten Susanne Wolff und Sandra Hüller aufeinander los und erlaubt ihnen, sich gegenseitig an die Wand zu spielen. In umwerfenden Kostümen von Tanja Hausner und zum Soundtrack von Nico, Portishead und Le Tigre entführt der Film in eine von Frauen dominierte Welt, zu der neben den queeren Zofen nur der schwule Erzherzog Viktor Zugang hat.

SCREENING TIMES:

19.02. / 09:00 CinemaxX 7

This Is the End

Regie: Vincent Dieutre
Frankreich, 2023, 108′
TEDDY nominated

Film still This Is the End © La Huit 2022

Während der Pandemie reist der europäische Filmemacher ins Spektakel- und Desaster-affine Los Angeles. Unter dem Hollywood Sign ist die permanente Bewegung vorgeschrieben: niemals anhalten, nicht genau hinschauen, kein Gefühl des Hierseins entwickeln. In langen Kamerafahrten aus dem sicheren Ford Mustang heraus gleitet der Blick durch die Stadt, deren schimmernde Oberflächen ihm seine kulturkritisch geprägte Perspektive zurückspiegeln. Die von Baudrillard und Bégout diagnostizierte Leere, die fehlenden Zusammenhänge, die Bedeutungslosigkeit, das vielleicht schon zurückliegende Ende der Welt sehen durch die müden Augen der Alten Welt überraschend aufregend aus: Eine 40 Jahre alte Liebe flammt wieder auf, die Bewegungen der Liebe fallen aus dem coolen Fluss der Zeit, Kojoten erobern die Gärten, Schlangen schwimmen im Pool. Ein Chor von Schauspieler*innen teilt Weltuntergangsgedichte von E. E. Cummings bis Ocean Vuong und Claudia Rankine miteinander, die Stimmen aus der Neuen Welt unterbrechen den französischen Kommentar. Und zwei über 70-jährige Körper aus zwei untergegangenen Welten synchronisieren sich zärtlich mit dem Kino der Attraktionen.

SCREENING TIMES:

19.02. / 18:00 Delphi Filmpalast

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Vincent Dieutre.

Transfariana

Regie: Joris Lachaise
Frankreich, Kolumbien, 2023, 153′
TEDDY nominated

Film still Transfariana © Mujō and Romeo

In einem kolumbianischen Gefängnis verlieben sich 2012 der linksintellektuelle FARC-Rebell Jaison und die bis dahin unpolitische ehemalige trans* Sexarbeiterin Laura. Die Verbindung sorgt innerhalb der FARC zunächst für Misstrauen, das der charismatische Jaison jedoch mit dem Aufruf zum gemeinsamen Klassenkampf auflösen kann. Er beschwört eine Solidarität, die aus der gemeinsamen Diskriminierungserfahrung schöpft. So bringt die Utopie einer gerechteren Welt trans* Aktivist*innen und entwaffnete FARC-Kämpfer*innen Seite an Seite, auf Demos in Bogotás Rotlichtviertel und in den FARC-Camps in den Bergen. Die Trans FARC beginnt gemeinsam für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der Transrechte Teil des Friedensvertrags sind und in der für die trans*Sexarbeiter*innen Daniela und Max eine gemeinsame Elternschaft möglich ist. Die FARC ist in den letzten Jahren vielfach dokumentarisch dargestellt worden, dennoch gelingt es Regisseur Joris Lachaise, einen neuen Aspekt umfassend zu beleuchten. Organisch verwebt er verschiedene Zeitebenen und selbst gedrehtes Material der Protagonist*innen aus diversen Gefängnissen. Der Titel des Films, Transfariana, verweist auf die weiblichen FARC-Mitglieder, die „Farianas“.

SCREENING TIMES:

19.02. / 15:00 Cubix 9

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Joris Lachaise.

RERUNS:

After
19.02. / 16:00 Cubix 5

All the Colours of the World Are Between Black and White
19.02. / 13:00 Cubix 5

Almamula
19.02. / 18:45 Cubix 8

La Bête dans la jungle (The Beast in the Jungle)
19.02. / 10:00 Cubix 7

Desperté con un sueño (I Woke Up With a Dream)
19.02. / 09:30 Filmtheater am Friedrichshain

Drifter
19.02. / 19:00 Cubix 5

Es gibt keine Angst (Afraid Doesn’t Exist)
19.02. / 11:00 Kino Arsenal 1

Femme
19.02. / 21:30 Zoo Palast 1

Joan Baez I Am A Noise
19.02. / 14:00 Thalia – Das Programmkino (Potsdam)

Kill Boksoon
19.02. / 09:30 Cubix 9

Knochen und Namen (Bones and Names)
19.02. / 19:00 International

Mammalia
19.02. / 10:30 Zoo Palast 5

Manodrome
19.02. / 12:15 Verti Music Hall

Motståndaren (Opponent)
19.02. / 18:30 Cineplex Titania

Orlando, ma biographie politique (Orlando, My Political Biography)
19.02. / 10:30 International
19.02. / 13:30 Zoo Palast 3
19.02. / 13:30 Zoo Palast 4
19.02. / 13:30 Zoo Palast 5
19.02. / 22:00 Cubix 5

Perpetrator
19.02. / 21:30 Cineplex Titania

A Rainha Diaba (The Devil Queen)
19.02. / 10:00 Akademie der Künste

Sisi & Ich (Sisi & I)
19.02. / 18:00 Zoo Palast 1

Alle Filme 2023

Die komplette Übersicht der queeren Filme beim 37. TEDDY AWARDS findet ihr hier. Filme früherer TEDDY Jahrgänge findet ihr in unserer Filmdatenbank.

SPIELFILME

All Feature Films at 37th TEDDY AWARD

DOKUMENTAR- / ESSAYFILME

All Documentary Films at 37th TEDDY AWARD

KURZFILME

All Short Films at 37th TEDDY AWARD

AUSTELLUNGEN

Film still Un gif larguísimo | A Very Long Gif © Eduardo Williams

SERIE

Film still Bad Behaviour © Sarah Enticknap