Diese ganz besondere und andere Ausgabe des TEDDY AWARD geht nun dem Ende zu und wie immer kommt das Beste zum Schluss: jetzt stehen sie fest – die Gewinner:innen des TEDDY AWARD 2022.
Wir freuen uns wahnsinnig mit den frisch gebackenen Preisträger:innen, die in diesem Jahr mit dem 36. TEDDY AWARD ausgezeichnet wurden. Ihre Arbeit verdient es, von der Community und darüber hinaus gefeiert zu werden. 🤩
Ab heute finden die Publikumstage der Berlinale statt – anstatt, wie üblich, nicht nur am letzten Sonntag der Festspiele, sondern über ganze vier Tage. 🎞
Zeit genug, um all die Filme anzuschauen, in die Ihr es bis jetzt noch nicht geschafft habt. Alle Zeiten und Kinos findet Ihr wie immer unten.
Und nicht vergessen: morgen ab 21 Uhr könnt Ihr die Verleihung der 36. TEDDY AWARDS live streamen. Hier findet Ihr unser großartiges Lineup.
RERUNS:
Alis 17.02. / 15:30 Filmtheater am Friedrichshain
Bashtaalak sa’at (Shall I Compare You to a Summer’s Day?) 17.02. / 21:00 Cubix 7
Heute Abend werden die Goldenen Bären der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin verliehen und auch wir nähern uns mit großen Schritten der TEDDY AWARD Preisverleihung, die Ihr am 18.02. live aus der Berliner Volksbühne streamen könnt.
Vorher gibt es aber noch eine Handvoll Premieren, die Ihr auf keinen Fall verpassen solltet. Alle Infos zu Spielzeiten und Kinos findet Ihr wie immer weiter unten. 🎬
Ben pflanzt einen Straßenbaum vor seiner Haustür in Neve Sha’anan, einem migrantisch geprägten Stadtteil im Süden Tel Avivs. Das Viertel ist im Aufwind, und Ben hat hier zusammen mit seinem Partner Raz eine Wohnung gekauft und ausgebaut. Das schwule Paar ist in einem geregelten Leben angekommen: Festgelegte Handlungen strukturieren den Tagesablauf und alles ist an seinem vorgesehenen Platz. Zeit, auch den Kinderwunsch anzugehen. Akribisch und gewissenhaft suchen sie nach einer geeigneten Eizellenspenderin und Leihmutter. Als eines Tages ein nachbarschaftlicher Konflikt um den von ihm gepflanzten Baum eskaliert, wird Ben Zeuge brutaler Polizeigewalt an einem Eritreer. Sein Selbstbild und seine Pläne für das gemeinsame Leben mit Raz geraten ins Wanken. Idan Haguel zeigt ein schwules Mittelschicht-Paar, dessen Bedürfnis nach Selbstverwirklichung den Blick zunehmend verengt und tiefliegende Vorurteile zutage fördert. Gekonnt erzählt er eine Parabel über die Mechanismen der Gentrifizierung, die mit satirischen Untertönen die unbequeme Frage aufwirft: Wie tolerant sind wir selbst eigentlich?
Diva ist ein Fanbrief an Diva Cat Thy, eine vietnamesische Transfrau, Imbissbetreiberin und Performerin, die ihren Alltag und die damit verbundenen Herausforderungen öffentlich in den sozialen Medien teilt. Mit dem Ziel, geografische und sprachliche Distanzen zu überwinden, nutzt der französische Regisseur das von Diva und ihrer Community gepostete Bildmaterial, um mit ihr in Kontakt zu treten. Er hat sie nie getroffen, kann aufgrund der Covid-19-Beschränkungen nicht nach Vietnam reisen und ist daher auf seinen Partner, einen Australier vietnamesischer Herkunft, angewiesen, der ihm bei der Übersetzung des Filmmaterials hilft und als Vermittler fungiert. In einer durch Unter- und Übertitel strukturierten Konversation offenbart der Film nicht nur die Bewunderung des Filmemachers für Diva, sondern auch den Prozess, den er und sein Partner durchlaufen, um Divas Leben zu verstehen. Divas Leben auf den Straßen von Saigon als Nudelverkäuferin, online als Social Media-Berühmtheit und auf der Bühne als Bingo-Sängerin und Zirkusartistin ist mit den Prozessen des Betrachtens (oder Beobachtens) und der Übersetzung verwoben sowie mit einer Reflexion über queere Identität, Distanz, Intimität und inkohärente Geschichten. Diva ist ein flüchtiger Moment im Leben einer Frau, der verspricht, eine größere queere und solidarische Gemeinschaft zu erreichen und die Sphären von Online und Realität zu verwischen.
Eine Doppelbelichtung, ein Porträt eines Körpers, ein Haus, das zwischen seiner narrativen Vergangenheit und seiner buchstäblichen Gegenwart oszilliert. Die melodramatischen Filme der Amateurfilmerin Joan Thurber Baldwin aus den 1950er-Jahren werden psychisch auf das Haus projiziert, in dem meine Großmutter sieben Kinder großzog. Jetzt, nach ihrem Tod, wird es leergeräumt und zum Verkauf angeboten. Unter Beibehaltung der narrativen Strukturen des Melodrams, in dem oft Männer im Zentrum der Handlung stehen, selbst wenn es von Frauen handelt, fordert der Film die Zuschauer*innen auf, wie Thurber in ihrer Einführung sagt, ihre Aufmerksamkeit auf die Peripherien zu richten. (Carl Elsaesser)
„I’m still here“, schreit die 19-jährige Neve Kelly ihre Mutter an, doch die reagiert nicht. Entsetzt stellt Neve fest, dass sie tot und für die anderen unsichtbar ist. Sie muss dabei zuschauen, wie ihre Familie und Freunde sich Sorgen machen, dass sie nach der Party gestern Nacht nicht wieder aufgetaucht ist. Ungläubig nimmt sie sich ihres geschundenen Körpers an, wäscht das Blut am Hinterkopf ab und wechselt die dreckigen Kleider. Was ist mit ihr passiert? Fest entschlossen, ihren Mörder zu finden, beginnt sie, ihren eigenen Tod zu untersuchen. Dabei stößt sie auf dunkle Geheimnisse und muss daraufhin ihr ganzes Leben und die Menschen, die ihr am nächsten stehen, noch einmal neu bewerten.
The Rising ist eine Adaption der belgischen Mystery-Serie Beau Séjour. Regisseur Ed Lilly und die Creators Pete McTighe und Charlotte Wolf stellen das jugendliche Opfer Neve als Erzählerin ihrer eigenen Geschichte in den Mittelpunkt. Getragen wird die Serie von einem jungen Schauspielensemble um die Dänin Clara Rugaard. Die Whodunnit-Struktur wird mit übernatürlichen und Horror-Elementen angereichert und visuell mit Motocross-Stunts und den imposanten Landschaften des englischen Lake Districts ausgestaltet.
Mit BRIX SCHAUMBURG, GEORGETTE DEE, RASHA NAHAS, ZSOMBOR BOBÁK, MICHAEL STÜTZ und der TEDDY JURY 2022
Wir sind sehr glücklich, den TEDDY AWARD in diesem Jahr wieder live in der Volksbühne Berlin verleihen zu können. Auf der grossen Bühne dieses grossartigen Theaters, dass in den letzten Jahren zu einer lieben Heimat für die TEDDY AWARD Verleihung und die anschliessende grösste und heisseste Party der Berlinale geworden ist. Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass auch ein Virus uns nicht davon abhalten kann queeres Leben und queere Kreativität und Solidarität zu feiern. Mit dem 36. TEDDY AWARD wollen wir unseren Beitrag leisten und einen Regenbogen queerer Freude, Sichtbarkeit und Gemeinschaft mit euch teilen. Seid dabei und feiert mit uns, wenn am 18.02. ab 21 Uhr die TEDDY AWARDS live aus der Volksbühne Berlin auf TEDDYAWARD TV vergeben werden! Hier gehts zum Livestream.
Moderiert wird die 36. TEDDY AWARD Verleihung von:
BRIX SCHAUMBURG „Die Welt braucht mehr Glitzer und weniger Schubladendenken.“
Brix Schaumburg ist Deutschlands erster offiziell geouteter trans Schauspieler. Der mehrfache Award-Preisträger, Sänger und Speaker setzt sich aktiv mit Aufklärung und Sichtbarkeitsarbeit für mehr Akzeptanz ein. Wir schreiben das Jahr 2022 und sind fortschrittlicher denn je. Es gibt nichts, was es nicht gibt und doch sind in unserem Grundgesetz Art.3 queere Menschen nicht einmal erwähnt. Brix kämpft für mehr Gerechtigkeit, Offenheit und Liebe für alle Menschen und hostet Diversity-Coachings für Unternehmen, um für mehr Bewusstsein im Umgang mit unseren Mitmenschen und unserer Sprache zu sorgen.
VERZAUBERT WERDEN WIR VON:
GEORGETTE DEE „Deutschlands größte lebende Diseuse“ – Die Zeit
Mit ihren Liedern durchstöbert Georgette Dee Leben und Liebe, flattert mit einem Hauch von Melancholie allen Facetten der Gefühle mal hinterher, mal vorneweg, schlängelt sich gekonnt mühsam durch jeden Beziehungsdschungel und webt Geschichten, in denen jeder nach eigener Lust und Laune herumirren kann. Man möchte kein Wort, keine Geste und keines der Lieder verpassen – Und am Flügel lässt der fabelhafte Terry Truck die Gedanken und Lieder wie beiläufig in musikalisch großartigen Bildern erscheinen
Große Gesten, leise Töne, spitze Bösartigkeiten, lässige Provokationen, ergreifende Chansons – wahre Diven können das. Und Georgette Dee sowieso…
UND:
RASHA NAHAS „Nahas has the theatricality of Weimar cabaret with added violins and rockabilly.“ – The Guardian
Die in Berlin lebende palästinensische Singer-Songwriterin Rasha Nahas (geboren und aufgewachsen in Haifa) steht seit langem für einen Sound, der sich nahtlos zwischen frühem Rock ‘n’ Roll und den gewagten Tönen des Free Jazz bewegt und durch ihre ganz besondere Art des Songwriting, Storytelling und der Performance auszeichnet. Rashas musikalische Projekte erforschen stets neue Gebiete; ihr besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Narrativ. Ihr Debütalbum ‘Desert’ bescherte ihr hervorragende Kritiken. Sie beschreibt darin ihre persönliche und politische Reise von Palästina nach Deutschland und zurück und war damit im Programm ‘Loose Ends’ von BBC Radio 4, im Spotify Podcast: Mic Check und in der 3sat Kulturzeit sowie in vielen weiteren Radio- und Fernsehsendungen in Europa und der arabischen Welt zu sehen und zu hören. Rasha ist auf vielen Festivals und Veranstaltungen auf der ganzen Welt aufgetreten – unter anderem auf dem Glastonbury Festival, der Palestine Music Expo und dem Sim Sao Paolo. Im Juni 2022 erscheint ihr neues Album ‘Amrat’. Darin begibt sie sich auf eine Entdeckungsreise zu den Themen Heimat, Zugehörigkeit, Spiritualität, Freiheit und ihrer Muttersprache.
ÜBER DIE QUEEREN FILME DER 72. BERLINALE INFORMIERT UNS:
Zsombor Bobák im Gespräch mit der TEDDY Jury und Michael Stütz
Zsombor Bobák ist seit 2018 im TEDDY Team und hat seitdem nahezu alle queeren Filme der Berlinale gesehen. Mit seinen einfühlsamen und kompetenten Interviews und Gesprächen mit den Regisseur:innen ermöglicht er uns jedes Jahr auf TEDDYAWARD TV einen tiefen Einblick in die Welt des queeren Kinos und der Macher:innen. Er hat einen M.A. in Konservierung und Präsentation von Bewegtbild an der Universität Amsterdam erworben und ist Doktorand an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Sein Forschungsgebiet sind queere Archivierungsmethoden, die die LGBTQ+-Geschichte Mittel- und Osteuropas erlebbar machen. Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit queeren bewegten Bildern und hat vor kurzem begonnen, die produktive Verbindung von akademischer Forschung und Found-Footage-Filmemachen zu erforschen.
Michael Stütz ist Leiter der Sektion Panorama der Berlinale. Er wurde 1977 in Linz, Österreich, geboren und studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien und der Freien Universität Berlin. Parallel arbeitete er für Filmproduktionen im Studio Babelsberg. Seit 2005 lebt und arbeitet er in Berlin. Nach einem Praktikum beim TEDDY wurde er 2006 Assistent des damaligen Panorama-Leiters Wieland Speck. In der Folge übernahm er in der Sektion Aufgaben von der Büroleitung bis zur Programmkoordination, Koordination des TEDDY AWARD und als Programmberater von Wieland Speck. Von Juli 2017 an war er als Kurator und Programmmanager des Panorama tätig, bis er 2020 die Leitung der Sektion übernahm.. Darüberhinaus war er bei zahlreichen anderen Festivals als Gastredner, Kurator oder Jurymitglied aktiv, darunter das Guadalajara International Film Festival, Crossing Europe, Mix Brazil oder das Tel Aviv International LGBT Film Festival.
DIE JURY DES 36. TEDDY AWARD
Faridah Gbadamosi hat in einer Vielzahl von Funktionen bei verschiedenen Filmfestivals und anderen Filmorganisationen gearbeitet, darunter das California Film Institute, Athena Film Festival, Tribeca, SIFF und viele andere. Neben ihrer Programmarbeit ist sie auch Vertriebsleiterin bei Open Your Eyes and Think MF, der Vertriebsabteilung von David Magdael & Associates, Beraterin für verschiedene Filmprojekte und freiberufliche Kulturkritikerin. Vor kurzem wurde sie zur künstlerischen Leiterin von Outfest ernannt und freut sich sehr darauf, die Zukunft der Organisation in ihrem 40 Jahr mitzugestalten.
Pepe Ruiloba ist Filmprogrammer und -kritiker aus Mexiko-Stadt. Er arbeitete in der Produktion von Filmen und Werbespots, bevor er sechs Jahre lang beim Internationalen Filmfestival von Guadalajara als Programmgestalter und Koordinator des Premio Maguey tätig war, einer Wettbewerbssektion, die LGBTQ+-Filme vorstellt. Derzeit programmiert er den Queer-Strang des Raindance Film Festivals in London und die Árbol Rojo Film Exhibition im Südosten Mexikos. Er arbeitet auch als Drehbuchautor und Supervisor in der lokalen Produktionsfirma Studio Palíndromo und ist Filmkritiker für die Zeitung Reforma, eines der größten Printmedienunternehmen in Mexiko und Lateinamerika.
Joanna Ostrowska hat in Geisteswissenschaften promoviert und ist Dozentin am Lehrstuhl für Judaistik an der Jagielloński Universität (Krakau), für Gender Studies an der Universität Warschau und für polnisch-jüdische Studien am Institut für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie forscht zum Thema der vergessenen Opfer des Holocaust und der queeren Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Sie ist Filmkritikerin, Mitglied des Auswahlkomitees für das Krakauer Filmfestival und Programmgestalterin des LGBT-Filmfestivals in Warschau.
Robert Moussa ist Gründer und Leiter des Soura Film Festivals, einem in Berlin ansässigen queeren Filmfestival, das filmische Talente aus der Region Südwestasien und Nordafrika (SWANA) ins Rampenlicht rückt und 2019 gegründet wurde. Er schloss sein Studium an der American University of Beirut mit einem Bachelor in Massenkommunikation ab und zog dann nach Prag, um seiner Leidenschaft für Film an der FAMU nachzugehen. Er wurde als Jurymitglied für die 15. Ausgabe des Xposed Film Festivals ausgewählt.
Warm und flirrend mutet dieser Sommer in einem beschaulichen Vorort an. Doch zwischen Bilder von Partys und intimen Momenten mit seiner Freundin schieben sich immer wieder Flashbacks, die Noah wie aus dem Nichts überfallen. Auch wenn Ruhe herrscht, scheint das Rauschen des Flusses für ihn allgegenwärtig. Sein bester Freund ist bei einem Sportunfall ums Leben gekommen. Seine Präsenz bleibt spürbar und überlagert auch unbeschwertere Tage.
Sein T-Shirt ist mit Mörtel beschmiert, nachdenklich zieht Alex an der Zigarette. Die Lehrlingskollegen im Betrieb teilen lachend Boxhiebe aus und versuchen ihn in das Spiel einzubeziehen. Alex scheint mit den Gedanken woanders zu sein. Auch seine Freundin vermag nicht zu ihm durchzudringen. Alex sucht nach Antworten und entzieht sich den Erwartungen seines Umfelds. Erst unter Fremden findet er eine ihm bisher unbekannte Nähe und Zugewandtheit.
Während des Lockdowns 2020 reist Lucrecia Martel in ihre Heimat Salta zurück, die konservativste Provinz Argentiniens. Dort begleitet sie die Sängerin Julieta Laso, die ihr zugleich als Muse dient: Sie macht Martel mit einer Gruppe aus Künstlerinnen und widerständigen Menschen bekannt, die, um ein Feuer versammelt, Blicke und Worte wechseln. Vier Jahre nach ihrem wunderschönen Film Zama meldet sich mit Terminal norte Argentiniens größte Filmemacherin auf der Kinoleinwand zurück. Von jeher entwickelt Lucrecia Martel ihre Geschichten aus der wechselseitigen Durchdringung von Orten und Menschen, auch Terminal norte vermittelt das Gefühl, sich real, symbolisch und politisch an der Peripherie der Welt zu befinden. In der dokumentarischen Arbeit vertieft sich die Regisseurin zunächst in die raue, verführerische Stimme von Julieta Laso und verliert sich in ihr. Dann geschieht etwas, was wir von Martel kennen: Das Ich der Protagonistin öffnet sich und begegnet einer Vielfalt von Stimmen und Körpern, denen die Kamera unermüdlich folgt. Das Resultat ist eine eindringliche Hommage an eine improvisierte Gemeinschaft auf Zeit, die ein großartiges Gegenmittel gegen die Pandemie darstellt.
Dale ist es gewohnt, dass alle etwas von ihm wollen, das bringt sein Job als Drogendealer in einer Kleinstadt in West Virginia so mit sich. Nelly bleibt davon unbeeindruckt, selbst als er während ihres ersten Dates noch das eine oder andere Geschäft abwickelt. Die Schülerin übt eine Faszination auf Dale aus. Mit ihr kann er reden – über Träume, Reue und darüber, dass es vielleicht doch nicht so cool ist, wenn das eigene Leben ein Rap-Song geworden ist.
Gebannt verfolgt die 16-Jährige eine Gruppe Tänzerinnen während einer Choreografie. Als sich zwei Mädchen küssen, beißt sie sich sehnsüchtig auf die Unterlippe. Das eigene Spiegelbild betrachtet sie indes abschätzig. Noch hemmen Unsicherheit und Schwermut das Begehren. Vor allem über die Mimik der Protagonistin macht der Film ihre Gefühlswelt erfahrbar, die beinah einzige explizite Äußerung findet sich auf ihren Unterarm geschrieben: TAKE ME DEMONS.
Sab changa si ist ein intimer Dokumentarfilm über Freundschaft, Sprache, Liebe, Jugend, Widerstand und Identität in Bezug auf Klasse, Kaste, Religion und Geschlecht. Er wurde zwischen 2019 und 2020 vor dem Hintergrund der landesweiten Studierendenproteste gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz namens CAA (Citizenship Amendment Act) in Bangalore gedreht. In diesem Film ist das Politische persönlich.
São Paulo, in einer dystopischen, aber ziemlich gegenwärtigen Zukunft. Ein Virus geht um, das vor allem das Gehirn und die Fähigkeit zur Erinnerung angreift. Ein Staat, der seine Kolonial- und Diktaturgeschichte vergessen hat, wartet verzweifelt auf eine unbestimmte „Goldene Phase“. Drei queere junge Menschen lassen sich durch die von Pandemie und grassierendem Kapitalismus ausgelaugte Stadt treiben, erinnern sich gegenseitig an verstorbene Liebhaber, teilen Erfahrungen über HIV, holen sich Make-up-Tipps für maskierte Gesichter und treffen sich am Ende mit anderen gesellschaftlich Vergessenen zu einer Antiquitäten-Revue im Salon der Sängerin Mirta. In Gustavo Vinagres freundlich-surrealistischer Vermessung einer politisch verordneten Amnesie ist eine queere Zeit angebrochen, in der Erinnerungen nur überleben können, weil sie gemeinschaftlich geteilt und durch affektive Beziehungen übertragen werden. Wer gemeinsam ausschwärmt, kollidiert nicht. Und wer nicht über Leichen geht, um reich und privilegiert zu sterben, erlebt die Goldene Phase schon jetzt. In Três tigres tristes glitzern die gesellschaftlichen Ränder und werden von der Pandemie vergessen.
„Sollte man es nicht auf den ersten Blick spüren?“ – „Wie deprimierend wäre das, wenn’s wahr wäre!“
Es ist Freitagabend und wie jede Woche stellen sich die Freundinnen Rönkkö und Mimmi mit unbändiger Lust auf Leben und Liebe der finnischen Winterdunkelheit entgegen. Rönkkö sticht auf jeder Party mit ihrem eigenwilligen Witz hervor und liebt die Aufmerksamkeit der Jungs. Aber wie folgt auf Begehren Befriedigung? Wenn in Mimmis Bauch die Wut wächst, rutscht ihr schon mal der Hockeyschläger aus. Doch als sie sich in die ehrgeizige Eiskunstläuferin Emma verliebt, scheint alles plötzlich licht und hell. Episodisch erzählt Alli Haapasalo von Freundinnenschaft und von drei aufregenden Charakterköpfen, die der Wirklichkeit Träume zu entreißen versuchen und dabei Beziehungen und Sexualität neu buchstabieren.
SCREENING TIMES:
14.02. / 20:00 Urania
RERUNS:
Bashtaalak sa’at (Shall I compare you to a summer’s day?) 14.02. / 14:35 Cubix 3 (Screening for industry professionals | With accreditation only)