Heute endet die Berlinale 2022. Zehn Tage voller Filmpremieren, Interviews und natürlich der Verleihung der GOLDENEN BÄREN und der TEDDY AWARDS. Trotz aller Einschränkungen sind wir glücklich, dass wir mit dem TEDDY ein Zeichen setzen konnten, dass auch ein Virus uns nicht davon abhalten kann, queeres Leben und queere Kreativität und Solidarität zu feiern. Es war uns eine Ehre, mit dem 36. TEDDY AWARD unseren Beitrag zu leisten und einen Regenbogen queerer Freude, Sichtbarkeit und Gemeinschaft mit euch zu teilen.
Auf dass die nächste Berlinale und der nächste TEDDY AWARD wieder zu den glitzernden Events werden, die wir kennen und lieben.
Bleibt fröhlich und gesund – wir sehen uns im Februar 2023! 😘
RERUNS:
Aos dezasseis (At Sixteen) 20.02. / 15:00 CinemaxX 1 20.02. / 15:00 CinemaxX 2 20.02. / 17:30 International
Bashtaalak sa’at (Shall I Compare You to a Summer’s Day?) 20.02. / 21:00 CinemaxX 5
Warm und flirrend mutet dieser Sommer in einem beschaulichen Vorort an. Doch zwischen Bilder von Partys und intimen Momenten mit seiner Freundin schieben sich immer wieder Flashbacks, die Noah wie aus dem Nichts überfallen. Auch wenn Ruhe herrscht, scheint das Rauschen des Flusses für ihn allgegenwärtig. Sein bester Freund ist bei einem Sportunfall ums Leben gekommen. Seine Präsenz bleibt spürbar und überlagert auch unbeschwertere Tage.
Regie: Simon Maria Kubiena Germany, Austria 2022, 17′
Sein T-Shirt ist mit Mörtel beschmiert, nachdenklich zieht Alex an der Zigarette. Die Lehrlingskollegen im Betrieb teilen lachend Boxhiebe aus und versuchen ihn in das Spiel einzubeziehen. Alex scheint mit den Gedanken woanders zu sein. Auch seine Freundin vermag nicht zu ihm durchzudringen. Alex sucht nach Antworten und entzieht sich den Erwartungen seines Umfelds. Erst unter Fremden findet er eine ihm bisher unbekannte Nähe und Zugewandtheit.
Während des Lockdowns 2020 reist Lucrecia Martel in ihre Heimat Salta zurück, die konservativste Provinz Argentiniens. Dort begleitet sie die Sängerin Julieta Laso, die ihr zugleich als Muse dient: Sie macht Martel mit einer Gruppe aus Künstlerinnen und widerständigen Menschen bekannt, die, um ein Feuer versammelt, Blicke und Worte wechseln. Vier Jahre nach ihrem wunderschönen Film Zama meldet sich mit Terminal norte Argentiniens größte Filmemacherin auf der Kinoleinwand zurück. Von jeher entwickelt Lucrecia Martel ihre Geschichten aus der wechselseitigen Durchdringung von Orten und Menschen, auch Terminal norte vermittelt das Gefühl, sich real, symbolisch und politisch an der Peripherie der Welt zu befinden. In der dokumentarischen Arbeit vertieft sich die Regisseurin zunächst in die raue, verführerische Stimme von Julieta Laso und verliert sich in ihr. Dann geschieht etwas, was wir von Martel kennen: Das Ich der Protagonistin öffnet sich und begegnet einer Vielfalt von Stimmen und Körpern, denen die Kamera unermüdlich folgt. Das Resultat ist eine eindringliche Hommage an eine improvisierte Gemeinschaft auf Zeit, die ein großartiges Gegenmittel gegen die Pandemie darstellt.
Dale ist es gewohnt, dass alle etwas von ihm wollen, das bringt sein Job als Drogendealer in einer Kleinstadt in West Virginia so mit sich. Nelly bleibt davon unbeeindruckt, selbst als er während ihres ersten Dates noch das eine oder andere Geschäft abwickelt. Die Schülerin übt eine Faszination auf Dale aus. Mit ihr kann er reden – über Träume, Reue und darüber, dass es vielleicht doch nicht so cool ist, wenn das eigene Leben ein Rap-Song geworden ist.
Gebannt verfolgt die 16-Jährige eine Gruppe Tänzerinnen während einer Choreografie. Als sich zwei Mädchen küssen, beißt sie sich sehnsüchtig auf die Unterlippe. Das eigene Spiegelbild betrachtet sie indes abschätzig. Noch hemmen Unsicherheit und Schwermut das Begehren. Vor allem über die Mimik der Protagonistin macht der Film ihre Gefühlswelt erfahrbar, die beinah einzige explizite Äußerung findet sich auf ihren Unterarm geschrieben: TAKE ME DEMONS.
Sab changa si ist ein intimer Dokumentarfilm über Freundschaft, Sprache, Liebe, Jugend, Widerstand und Identität in Bezug auf Klasse, Kaste, Religion und Geschlecht. Er wurde zwischen 2019 und 2020 vor dem Hintergrund der landesweiten Studierendenproteste gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz namens CAA (Citizenship Amendment Act) in Bangalore gedreht. In diesem Film ist das Politische persönlich.
São Paulo, in einer dystopischen, aber ziemlich gegenwärtigen Zukunft. Ein Virus geht um, das vor allem das Gehirn und die Fähigkeit zur Erinnerung angreift. Ein Staat, der seine Kolonial- und Diktaturgeschichte vergessen hat, wartet verzweifelt auf eine unbestimmte „Goldene Phase“. Drei queere junge Menschen lassen sich durch die von Pandemie und grassierendem Kapitalismus ausgelaugte Stadt treiben, erinnern sich gegenseitig an verstorbene Liebhaber, teilen Erfahrungen über HIV, holen sich Make-up-Tipps für maskierte Gesichter und treffen sich am Ende mit anderen gesellschaftlich Vergessenen zu einer Antiquitäten-Revue im Salon der Sängerin Mirta. In Gustavo Vinagres freundlich-surrealistischer Vermessung einer politisch verordneten Amnesie ist eine queere Zeit angebrochen, in der Erinnerungen nur überleben können, weil sie gemeinschaftlich geteilt und durch affektive Beziehungen übertragen werden. Wer gemeinsam ausschwärmt, kollidiert nicht. Und wer nicht über Leichen geht, um reich und privilegiert zu sterben, erlebt die Goldene Phase schon jetzt. In Três tigres tristes glitzern die gesellschaftlichen Ränder und werden von der Pandemie vergessen.
„Sollte man es nicht auf den ersten Blick spüren?“ – „Wie deprimierend wäre das, wenn’s wahr wäre!“
Es ist Freitagabend und wie jede Woche stellen sich die Freundinnen Rönkkö und Mimmi mit unbändiger Lust auf Leben und Liebe der finnischen Winterdunkelheit entgegen. Rönkkö sticht auf jeder Party mit ihrem eigenwilligen Witz hervor und liebt die Aufmerksamkeit der Jungs. Aber wie folgt auf Begehren Befriedigung? Wenn in Mimmis Bauch die Wut wächst, rutscht ihr schon mal der Hockeyschläger aus. Doch als sie sich in die ehrgeizige Eiskunstläuferin Emma verliebt, scheint alles plötzlich licht und hell. Episodisch erzählt Alli Haapasalo von Freundinnenschaft und von drei aufregenden Charakterköpfen, die der Wirklichkeit Träume zu entreißen versuchen und dabei Beziehungen und Sexualität neu buchstabieren.
SCREENING TIMES:
14.02. / 20:00 Urania
RERUNS:
Bashtaalak sa’at (Shall I compare you to a summer’s day?) 14.02. / 14:35 Cubix 3 (Screening for industry professionals | With accreditation only)