In weiten Teilen der Welt glauben die Menschen, dass vor allem die Frauen die schlechteren Autofahrer sind. In Russland ist man da schon einen Schritt weiter. Um die Unfallstatistiken zu senken, soll in Putins Land nämlich nicht jeder einen Führerschein machen dürfen.
Auf einer Liste für medizinische Abweichungen sind nun psychische Störungen aufgeführt, die künftig zu einem Fahrverbot führen. Dazu zählen auch Transsexualismus und Transvestitismus. Dass die sexuelle Orientierung über Fahrtauglichkeit entscheidet und Minderheiten eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen, ist neu.
Neben dieser offenen Diskriminierung finden sich im Verbotskatalog aber noch weitere potentielle Störenfriede der russischen Verkehrssicherheit: Pädophile, Kleptomane und Glücksspielsüchtige. Eine sexuelle Minderheit wird in einen Topf mit psychisch Kranken und Kriminellen geworfen.
Dabei hält sich Putin sogar an eine offizielle Liste der WHO. Im Abschnitt F60 bis F69 der ICD-10 werden „medizinische Abweichungen“ sowie „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ aufgeführt. Dort finden sich neben einer Reihe psychischen Störungen eben auch Transsexualismus und Transvestitismus.
Obwohl diese im Mai überarbeitet werden soll, wirft sie dennoch Fragen auf. Auch Homosexualität war lange auf dieser Liste zu finden.
Die letzten TEDDY-News verpasst? Keine Zeit, unsere täglichen Updates auf unserem Blog und Social Media zu checken? Keine Sorge! Hier ist alles, was ihr nicht verpassen solltet.
Langsam aber sicher rückt die Berlinale näher. Die Filme für Panorama und den Wettbewerb stehen fest, viele Stars und Sternchen werden erwartet. Und natürlich viele tolle Filme und Filmemacher*innen. Auch hier im TEDDY Büro laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, gerade arbeiten wie am TEDDY Programmheft zur Berlinale.
Dieses Jahr werden wir viele tolle Nummern mit Tänzer*innen und Orchester der Komischen Oper in der Gala haben. Die Eröffnungsnummer kommt aus Jacques Offenbachs abgedrehter Opéra bouffe Die schöne Helena. Wir freuen uns auch auf zwei tolle Solistinnen.
Agnes Zwierko ist eine weltberühmte Mezzosopranistin, die schon in Mailand, London und Buenos Aires auf der Bühne stand. Sie tritt als Tangolita in einem Stück auf der kultigen Operette Ball im Savoy auf.
Die zweite Solistin ist Katharine Mehrling. Sie spielte die Hauptrolle in zahlreichen Musicals. Besonders als Sally Bowles in Cabaret sollte sie Berliner*innen ein Begriff sein: über 250-mal stand sie in der Bar jeder Vernunft auf der Bühne. Bei der Gala wird sie mit der Nummer „Känguru-Fox“ aus Ball im Savoy auftreten.
Auch aus dem SchwuZ gibt es Neues: POP:SCH werden auf der Closing Party live auftreten und die Stimmung aufheizen. Außerdem legen viele tolle DJs aus dem SchwuZ auf: Gloria Viagra & Pa$cha, Black Cracker & Friends und Disco Gessner & hintergrundrauschen legen Pop, RnB und Discoelektro auf. Wir können’s kaum erwarten.
Für alle, die mehr lesen wollen, auf unserem Blog hat Audrey über das Gesamtkunstwerk Udo Kier geschrieben und Sebastian darüber, wie Tocotronic ihm Rainer Werner Fassbinder nahgebracht hat. Mehr Infos zu den Künstlerinnen und Künstlern, die bei der TEDDY WARD Gala auftreten werden, könnt ihr hier finden.
News gibt es hier und auf der TEDDY-Seite, die Lesefaulen warten auf die nächste Letzte Woche im Überblick mit allen wichtigen Infos.
Madonna nannte ihn einmal einen Irren. Hemmungslos und leidenschaftlich spielt er seine Charaktere, geht in seinen Rollen vollkommen auf. Udo Kier, der nie eine klassische Schauspielschule besucht hat und heute in Palm Springs lebt, kann auf eine über 50 jährige Karriere zurückblicken. Wir ehren den Mann, der auf Reisen gerne mit seinen Hunden telefoniert, mit dem diesjährigen Special TEDDY AWARD.
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Die Berlinale ist nicht mehr weit und das TEDDY-Team versammelt sich, um die 29. Ausgabe des TEDDY-AWARDS vorzubereiten. Letzte Woche haben wir die neuen Büroräume bezogen und uns mit ausreichend Schokolade, Obst und Kaffee versorgt. Es kann losgehen!
Auch dieses Jahr werden wieder viele tolle Künstler und Künstlerinnen im Rahmen vom TEDDY auftreten. Besonders stolz sind wir, Ingrid Caven ankündigen zu können. Seit Ende der Siebziger ist sie eine der Größen des Chanson, oft verglichen mit Marlene und der Piaf. Auch Tocotronic-Fans sollte ihr Name ein Begriff sein, schließt die Band doch seit Jahren ihre Konzerte mit Cavens Chanson „Die großen weißen Vögel“.
Bevor die Caven Sängerin wurde, spielte sie in zahlreichen Filmen von Rainer Werner Fassbinder. Mit ihm verband sie eine lebenslange Freundschaft, zwei Jahre davon waren sie sogar verheiratet. Sie wird in einer Hommage an Fassbinder einige ihrer Klassiker zum Besten geben. Der Regisseur ist übrigens auch das Gesicht unserer Plakate dieses Jahr. Rinaldo Hopf malte ihn, cabine hat das Plakat gestaltet.
Neben der Caven freuen wir uns auf die Wiener Band POP:SCH, die mit ihrer Anti-Homophobie-Hymne „shut up haters“ für Stimmung sorgen wird. Und natürlich auf den großen Udo Kier, der auf der Gala mit dem Special TEDDY AWARD ausgezeichnet wird.
Ein alter Bekannter wird auch wieder dabei sein: Jochen Schropp moderiert zum vierten Mal die Preisverleihung. Yay!
Eröffnungs- und Closing Party finden dieses Jahr wieder im SchwuZ statt. Und es wird wild :)
Wer es wie wir kaum erwarten kann und unbedingt mehr lesen will, kann auf dem Blog lesen wie Sebastian langsam aus der Fressnarkose erwacht und Audrey über die homophobe Seite Hollywoods berichtet.
Das Programm mit allen Veranstaltungen ist jetzt online. News gibt es hier und auf der TEDDY-Seite, die Lesefaulen warten auf die nächste Letzte Woche im Überblick mit allen wichtigen Infos.
Hier findet ihr alle Filme, die in diesem Jahr um einen TEDDY Award konkurrieren. Während der Berlinale werden zudem die Interviews mit den Filmemachern, Trailer und alle weiteren Infos hier zu finden sein.
USA 2015
106′
Director: Mark Christopher
Cast: Ryan Philippe, Salma Hayek, Neve Campbell, Mike Myers
„Wir haben das Ausgehen revolutioniert“, sagt Klubbetreiber Steve Rubell. Im legendären Studio 54, der Mutter aller Nachtclubs seit der Erndung von Disco, wurde aus Clubbing mehr als nur Socialising zu Musik. Jenem prunkvollen Mix aus Art Déco und Plüsch, frivolem Siebziger-Hedonismus und drogengestärktem 24-hours-Partypeople-Tum setzte Regisseur Mark Christopher 1998 ein Denkmal. Auf Wunsch der Produzenten wurde sein Film über die New Yorker Edeldisco jedoch stark verändert und kam mit 25 Minuten neu gedrehtem Material und einem vom Originalscript abweichenden Ende ins Kino. 17 Jahre nach der Premiere der Produzentenfassung zeigt Panorama erstmals die mühsam rekonstruierte Urfassung der Geschichte vom jungen blondgelockten Jersey Boy Shane O’Shea, der sich in der berückend glitzernden Sex, Drugs and Disco-Welt verliert, und erst kurz vor der polizeilichen Schließung des Clubs den Absprung schafft. Die integrale Version ist wuchtiger, düsterer, drogenschwangerer und vor allem schwuler als die damals autorisierte Bearbeitung.
07.02.2015, 22:30, Colosseum 1 10.02.2015, 19:30, Kino International
11.02.2015, 17:45, CineStar 3
11.02.2015, 23:00, Cubix 7 & 8
Tarik kann nicht über den Verlust seiner Kinder weinen. Tarik kann über sein ruiniertes Leben nicht weinen. Stattdessen verhüllt er den Schnauzer unter einem Schleier und schwingt beim Straßenumzug die Hüften zu Musik: Tarik ist ein H’Dya, ein traditionell in Frauenkleidung tanzender Künstler. Tariks Vater, der die Prozessionen durch die leeren Straßen Marokkos anführt, weint sich die Augen aus, als sein geliebtes Zugpferd Larbi nicht mehr will, und kämmt die Pferdmähne zärtlich mit seinem Gebiss. Der neue, brutale Partner von Tariks Ex-Frau nistet sich auf Tariks Toilette ein. Und Tariks Freund Murad wird wegen seiner Homosexualität bedroht und beleidigt. War wirklich, wie alle behaupten, etwas im Wasser? Oder spielt sich das alles nur in Tariks Kopf ab? In surreal-schönen, schwarz-weißen Bildern erzählt Hicham Lasri in seinem dritten Spielfilm von Traditionen und Trance, von Intoleranz und Gewalt, von Freundschaft und Körperlichkeit. Und von Tierliebe, deren Angemessenheit fraglich ist. Unterstützt von rauem Marokko-Rock, komponiert Lasri David-Lynch-artige Rauschzustände für ein modernes maghrebinisches Kinoerlebnis.
Zwei Menschen in einem Hotelzimmer. Ein privater, intimer Raum. Dies ist die Geschichte der Stadt, die das Verschwinden und die Zerstörung ihrer Einwohner betrauert, deren Kämpfe die Richtung verloren haben.
Seit sein Vater die Familie im Stich gelassen hat, reibt sich der 15-jährige Serginho zwischen den neuen Anforderungen seines Alltags auf. Er arbeitet bei seinem Onkel auf dem Markt, bietet seiner labilen Mutter Halt und kümmert sich um seinen kleinen Bruder. Aber wo ist sein Platz in einer Welt, die ihn zwingt, zu früh erwachsen zu sein? Voller Sehnsucht nach Zuneigung lässt er sich mit seinen Freunden Mudinho und Sivinha durch São Paulo treiben, besucht eine Tante, die am Stadtrand in einem Zirkus arbeitet, und verbringt soviel Zeit wie möglich bei Ney, einem Privatlehrer, dem er sich sehr verbunden fühlt. Serginho wird jedoch immer wieder enttäuscht. Er will mehr von seiner Mutter, von seinen Freunden, von seiner Zukunft, von Ney. Unbeeindruckt vom Machismo in seinem Umfeld gibt er nicht auf, nach einem Weg zwischen Verantwortung und Geborgenheit zu suchen.Mit charismatischem Charme verleiht der erst 17-jährige Hauptdarsteller Matheus Fagundes der Figur des emotional und sexuell aufgewühlten Serginho eine berührend zuversichtliche Unbeschwertheit und lässt ihn das Gewicht gesellschaftlicher Erwartungen mit tiefem Vertrauen auf ein mögliches Glück tragen.
USA 2015
11′
Director: Joanna Arnow
Cast: Eleanore Pienta, Keith Poulson, Joanna Arnow
Interior, Tag. Matt und Isabel liegen nackt im Bett. Sie haben Sex. Sie sitzt auf ihm, die beiden geben sich leidenschaftlich hin. Joanna, die Mitbewohnerin, kommt ins Zimmer und setzt sich neben die beiden auf die Bettkante. Isabel und ihr Freund lassen sich nicht von ihr stören. Matt (nach einer kurzen Weile, ohne zur Seite zu blicken): „Was macht sie hier?“ Joanna: „Ich kann nicht schlafen.“Isabel (ohne aufzuhören, Sex zu haben): „Waren wir zu laut?“ Joanna (ohne Anstalten zu machen, zu gehen): „Nein.“ Bad at Dancing ist ein Kammerspiel und eine Komödie. Ein Sexspiel. Isabel ist mit Matt zusammen, Joanna wäre gerne mit Matt zusammen. Joanna versucht einiges, um ihr Ziel zu erreichen. Die drei bewegen sich in Umarmungen von Körper zu Körper – angezogen und nackt. Immer im Innen. Immer direkt. Eifersucht und Emotion erhalten einen surrealen Rahmen. Die Frage nach der Notwendigkeit von Grenzen stellt sich neu. Eine Rikscha fährt immer auf drei Rädern.
10.02.2015, 22:30, CinemaxX 3 12.02.2015, 17:45, Colosseum 1 13.02.2015, 16:00, CinemaxX 5 15.02.2015, 16:00, Kino International
Brasilien 2015
83′
Director: Filipe Matzembacher, Marcio Reolon
Cast: Mateus Almada, Maurício José Barcellos, Elisa Brites, Francisco Gick
Martin und Tomaz, seit Jahren gute Freunde, befinden sich auf dem Sprung ins Erwachsenenleben. Wegen einer Erbschaftsangelegenheit schickt Martins Vater seinen Sohn in die Heimat der Familie im Süden Brasiliens. Tomaz begleitet ihn dorthin. Der kleine Abstecher in den Küstenort entwickelt sich für beide zur großen Reise zu sich selbst. Denn nicht nur das Meer vor den Türen des Landhauses übt eine langsame, aber unaufhaltsame Sogkraft aus – auch die beiden Freunde untereinander. Atmosphärisch dicht folgt Filipe Matzembachers und Marcio Reolons autobiografisch inspiriertes Spielfilmdebüt seinen beiden Hauptfiguren in ein Wochenende, das deren Beziehung nachhaltig verändern wird. Beira-Mar ist ein Spaziergang durch die Grenzgebiete zwischen Liebe und Freundschaft – eine Auslotung von sexueller Orientierung und persönlicher Identität. Die hervorragende Kamera ergründet die vielschichtigen Gefühlszustände der Protagonisten ebenso wie die Tonspur das Meeresrauschen: behutsam und gewaltig zugleich. Stets auf Augenhöhe mit Sujet und Figuren, schafft der Film einen Augenblick des Zaubers und der Zärtlichkeit. Manchmal sind das Suchen und das Finden von Liebe eben ein und dasselbe.
06.02.2015, 21:45, CineStar 8 07.02.2015, 20:30, Colosseum 1 08.02.2015, 12:30, Kino Arsenal 09.02.2015, 16:30, Delphi Filmpalast 15.02.2015, 13:00, HKW Kino 1
Frankreich/ USA 2015
98′
Director: Étienne Faure
Cast: Pierre Prieur, Adrian James, Raquel Nave, Rebekah Underhill
Maurice, ein junger, wortkarger Obdachloser, schlägt sich in Brooklyn mit Gelegenheitsarbeiten durch und übernachtet in geparkten Autos – bis er im „Bizarre“ landet, einem für seine Burlesque-Shows berühmten Underground-Club. Die spielerischen Revuen sexueller Selbstbestimmung und kreativen Andersseins faszinieren Maurice, die beiden Besitzerinnen lieben ihn. Schnell gehört er zu ihrer Wahlfamilie, wo er dem in sich gekehrten Luka näherkommt. Lukas wachsender Zuneigung kehrt Maurice jedoch den Rücken. Er sieht vor seiner eigenen emotionalen Existenz, treibt ziellos durch die Stadt und sucht im Boxsport nach Stabilität. Dort trifft er auf Charlie. Maurice sieht seine verschlossenen Empfindungen unter Strom gesetzt und entfacht einen immer größeren, von Zärtlichkeit und Bedrohung erfüllten Gefühlswirbel.Étienne Faure drehte vor Ort. In den fulminanten Daseinsentwürfen der im „Bizarre“ in Brooklyn auftretenden Künstler lässt er das Versprechen einer unabhängigen Zukunft für seinen ziellos Flüchtenden aufstrahlen. Hochsensibel beobachtet er dessen seelische Verlorenheit und Verstörung und verdichtet sie in einer lmisch verzaubernden Trance.
USA 2015
32′
Director: Jennifer Reeder
Cast: Jennifer Estlin, Kelsey Ashby-Middleton, Morgan Reesh, Marissa Castillo
„Blood Below the Skin“ schildert eine Woche im Leben dreier Teenager, die dieselbe Klasse einer Highschool besuchen. Die Mädchen aus unterschiedlichen Verhältnissen bereiten sich auf den wichtigsten Abend in ihrem Leben vor – die Prom Night. Sie haben eine Tanzgruppe gebildet und proben eine Choreografie. Zwei fühlen sich zueinander hingezogen und verlieben sich. Die Dritte muss ihrer Mutter beistehen, die der Weggang des Vaters völlig aus der Bahn wirft. Jede für sich endet in ihrem Refugium, ihrem Zimmer und Bett, Geborgenheit und einen Ort, an dem sie den neuen Gefühlen Raum geben kann. Die Musik von den Plattentellern stellt Synchronizität zwischen den Mädchen her – das Kontinuum von Raum und Zeit wird um die Dimension der Musik erweitert.Jennifer Reeder erzählt alltägliche Geschichten mit Stilelementen eines magischen Realismus, der an das lateinamerikanische Kino denken lässt. Es braucht nur die Kraft der Gedanken, um dem anderen von seiner Liebe zu erzählen.
10.02.2015, 16:00, CinemaxX 11.02.2015, 17:45, Colosseum 1 12.02.2015, 11:00, Hebel am Ufer 12.02.2015, 21:30, Neues Off 13.02.2015, 22:00, CinemaxX 3 15.02.2015, 16:00, Kino International
Frankreich/ Kanada 2014
4′
Director: Isabelle Prim
Christine Boisson wird in ihrer Pariser Wohnung interviewt. Was sie erzählt und was dazu auf der Leinwand erscheint hat offensichtlich mit der legendären Calamity Jane zu tun. Doch in welcher Beziehung stehen die beiden Frauen genau zueinander?
09.02.2015, 16:30, ADK Hanseatenweg 12.02.2015, 18:30, Kino Arsenal 1
Deutschland/ Südkorea 2014
80′
Director: Lior Shamriz
Cast: Kim Won-mok, Lee Je-yeon, Ye Soo-jeong, Won Tae-hee
Ein Mann strebt nach Autonomie und lebt in der ständigen Angst, von seinem Liebhaber vereinnahmt zu werden. Korea: Als Unk den Jungen Boazauf der Straße anfährt, entspinnt sich eine Amour Fou, die sich zu eine Ballade der Abhängigkeiten entwickelt.
10.02.2015, 22:00, ADK Hanseatenweg 12.02.2015, 14:30, Kino Arsenal 1
Cha và con và
Big Father, Small Father and Other Stories
Vietnam / Frankreich / Deutschland / Niederlande 2014
100′
Director: Phan Dang Di
Cast: Do Thi Hai Yen, Nguyen Ha Phong
Saigon, späte Neunzigerjahre. Der Fotografiestudent Vu mietet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Mit seiner brandneuen Kamera, einem Geschenk seines Vaters, erkundet er die Menschen, Orte und Dinge in seiner Umgebung. Vor allem fasziniert ihn sein Mitbewohner Thang, ein charismatischer junger Mann, der sich im Nachtleben von Saigon, inmitten von Drogendealern, Spielern und Prostituierten zu Hause fühlt. Thang macht Vu mit der Bartänzerin Van bekannt und er schläft mit ihr – obwohl er sich mehr zu dem Freund hingezogen fühlt. Eines Tages wird ein anderer Mitbewohner, ein Straßensänger, überfallen. Vu und Thang eilen zu Hilfe, werden verfolgt und sind schließlich gezwungen, in Vus Dorf im Mekong-Delta zu fliehen. Dort stellt ihm der Vater seine zukünftige Braut vor. Doch Vus Interesse an dem Mädchen ist gering, stattdessen beobachtet er voller Eifersucht, wie Thang mit ihr flirtet …
Magische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund tabuisierter Homosexualität und staatlich sanktionierter Eingriffe in die Privatsphäre. Phan Dang Di nutzt Natur- und Landschaftsmotive wie die sumpfigen, undurchdringlichen Dschungelwälder des Mekong als Metaphern für Gefühlswelten und Seelenzustände.
13.02.2015, 16:00, Berlinale Palast 14.02.2015, 09:30, Friedrichstadtpalast 14.02.2015, 12:30, Haus der Berliner Festspiele 14.02.2015, 17:30, Haus der Berliner Festspiele 15.02.2015, 12:00, Haus der Berliner Festspiele
In der Silvesternacht jagt ein Rettungswagen durch Berlin. Ein junger Mann, Matthias, hat Schlaftabletten genommen, ringt mit dem Tod. Rückblende: Ein anderer junger Mann, Philipp Klahrmann, ist ambitionierter Lehrer. Die Schüler mögen ihn, auch die Lehrerin Tanja. Sie verliebt sich in Philipp. Die beiden werden ein Paar. Da begegnet Philipp dem alten Schulfreund Jacob wieder, der ihn an die frühere homosexuelle Beziehung erinnert. Philipp hat die Neigung verdrängt, doch auf Dauer lässt sie sich nicht unterdrücken. Er lernt Matthias kennen, verliebt sich in ihn. Die leidenschaftliche Beziehung zu dem Jungen bringt ihn in schwere Konflikte. Tanja ist schwanger, er mag sie und will sie nicht enttäuschen. Für Philipp beginnt ein schmerzhafter Prozess des Sich-Erkennens. Er weiß nicht, wohin mit sich und seinen Problemen, stößt die anderen vor den Kopf. Tanja wendet sich gekränkt von ihm ab. Matthias, für den Philipp die große Liebe ist, unternimmt einen Selbstmordversuch. Philipp überwindet schließlich die Angst vor der öffentlichen Meinung und bekennt sich zu seiner Homosexualität. DEFA-Stiftung
„Zyklopisches 3D ist der räumlichste Eindruck, den ein einzelnes Auge zu erzeugen in der Lage ist. Es scheint also bloß so, als gallopiere die himmlische Horde durch den Raum. Tatsächliche Tiefe bleibt verwehrt – das Gesetz will es so.“ (Ken Jacobs)
09.02.2015, 20:30, ADK Hanseatenweg 11.02.2015, 12:30, Kino Arsenal 1
Daniel, ein 25-jähriger Literaturstudent, liegt in der Badewanne. Aus dem Off ertönt seine Stimme: „Ich war noch nie mit einem Jungen oder Mädchen zusammen, trotzdem kann ich mich über einen Mangel an Liebe in meinem Leben nicht beklagen.” Doch wie ist es für einen jungen Mann, wenn sich diese Liebe auf kleine Jungen richtet, sein Begehren nie ausgelebt, sich nur auf sexuelle Fantasien beschränken kann oder medikamentös unterdrückt werden muss? Der Film begleitet Daniel bei seinem Kampf um Selbstakzeptanz und der hoffnungslosen Suche nach einem Freund. Über schlichten, wohlkomponierten Bildern, die Daniel beim Frisör, beim Schlittschuhlaufen, beim Gassi gehen mit dem Hund der Mutter zeigen, liegt immer seine Off-Stimme, die selbstreflektierend zu klären versucht, wie er mit seinem Coming-out und seinen unerfüllbaren Sehnsüchten umgehen und ein erfülltes Leben führen kann.Da sie weder die Stimme ihres Protagonisten verfremden, noch sein Gesicht unkenntlich machen wollte, entschied sich Veronika Lišková nach Treffen mit mehr als 20 pädophilen Männern für Daniel, dem wohl bewusst ist, wie angreifbar er sich macht, der aber trotzdem ungewöhnlich offen mit seiner Prägung umgeht.
Vor 50 Jahren hätte der Regisseur Hans Scheugl Wien verlassen und in Amerika ein neues Leben beginnen können. Zu John, dem amerikanischen Freund von damals, hat er keinen Kontakt mehr. Eine Annäherung an das, was war, und das, was hätte sein können.
12.02.2015, 17:15, ADK Hanseatenweg 13.02.2015, 18:00, Kino Arsenal 1
Österreich 2015
91′
Director: Peter Kern
Cast: Amira Casar, Nicole Gerdon, Winfried Glatzeder, Heinz Trixner
Die junge, attraktive Konzernchefin Hanna von Stezewitz (Amira Casar) hat alles, und was sie nicht hat, das nimmt sie sich. Sie ist eine arrogante und skrupellose Strippenzieherin, die Politik und Banken kontrolliert – eine perfekte Inkarnation des Raubtierkapitalismus, die am liebsten Lack und Leder trägt. Gegen die Langeweile sucht sie immer extremere Kicks, und dass sie dabei ein junges Mädchen mit Karrierehoffnungen missbraucht, ist für sie ein Kollateralschaden, der mit Geld repariert wird. Nur der Patriarch der Familie, ihr bettlägeriger Großvater, und seine reaktionäre Weltsicht stehen ihr im Weg. Um endlich frei zu sein, engagiert sie einen Killer. Als Hanna in der Nonne Sarah, der Krankenschwester des Großvaters, überraschend eine ebenbürtige Liebhaberin findet, scheint ihr Glück perfekt. Aber hat sie wirklich alles unter Kontrolle? Peter Kern gelingt ein bitterböses und opulentes Sittengemälde, in dem alle, arm wie reich, bestechlich oder zumindest verführbar sind und die Kriminalität mit dem Kapital unter einer Decke steckt. Ein Reigen der Korruption, und wer den Takt stört, der wird aus dem Weg geräumt.
Schweden 2014
94′
Director: Bitte Andersson
Cast: Peggy Sands, Alle Eriksson, M Wågensjö, Lina Kurttila
Nachdem die hippe Lesbenband Dyke Hard mit ihrer ersten Single einen Megahit gelandet hat, kommt es zum kreativen Kollaps. Die Frontfrau setzt sich ab, und die Restband steht kurz vor dem Aus, als die Mädels von einer Battle of the Bands in „the big city“ erfahren, die in drei Tagen stattfindet und bei der sie ihre Karriere kickstarten wollen. Ein Road-Abenteuer voller Gefahren, Intrigen und Hindernisse nimmt seinen Lauf. Die Frauen landen in einem Geisterhaus und danach unschuldig im Todestrakt. Mit Hilfe eines schwulen Gefängniswärters gelingt ihnen die Flucht. Es kommt zu einer Verschnaufpause bei einer Bilderbuch-Oma mit versteckter Agenda, während der sie beinahe ihr Ziel aus den Augen verlieren. Aber das Blatt wendet sich erneut, und nach einem Kampf mit Cyborgs und Ninjas schaffen sie es gerade noch zum Bandwettstreit.Trash as trash can! ist das ehrgeizige Motto dieses irren Camp-Sexploitation-Horror-Trash-Musicals garantiert ohne jeglichen guten Geschmack. Ein augenzwinkernder, mit halsbrecherischem Tempo inszenierter, polymorph-perverser Spaß, der sich bezüglich seines Kultpotenzials durchaus mit John Waters, Russ Meyer und der Austin-Powers-Reihe messen kann.
Belgien/Finnland/Niederlande/ Mexiko/ 2015 105′ Director: Peter Greenaway Cast: Elmer Bäck, Luis Alberti, Rasmus Slatis, Jacob Öhrmann
1931 reist der sowjetische Regisseur Sergei Eisenstein nach Guanajuato, um seinen Film Que viva México zu drehen. Er begegnet dort einer anderen Kultur und deren Umgang mit dem Tod, entdeckt eine weitere Revolution – und den eigenen Körper. Greenaway zeichnet Eisenstein als exzentrischen Künstler, der mit der Hybris des international gefeierten Regie-Stars nach Mexiko reist. Ziemlich bald gerät er in Schwierigkeiten mit seinem amerikanischem Finanzier, dem Schriftsteller Upton Sinclair. Zugleich beginnt er, in der ebenso sinnenfrohen wie bedrohlichen Fremde seine Heimat und das Stalin-Regime neu zu reflektieren und erlebt die Veränderung von einem konzeptuellen Filmemacher zu einem an der condition humaine interessierten Künstler. Unter seinem Blick setzen sich die Zeichen, Eindrücke, religiösen und heidnischen Symbole der mexikanischen Kultur neu zusammen. Detailaufnahmen, geteilte Bilder, eine dramatisierende Montage – um die Wandlung seines Helden, der sich selbst als traurigen Clown bezeichnet, zu inszenieren, zitiert und variiert Greenaway dessen filmische Mittel. Szene für Szene nähert sich der Film dem Menschen Eisenstein, der von einem unerwarteten Begehren überrascht wird.
Schon als zwölfjähriger Junge kämpfte Roberto als Anhänger der Sandinistischen Revolution in Nicaragua für Bildung und soziale Reformen. Seinen politischen Kampf setzte er an der Seite der kommunistischen Tupamaros in Uruguay fort. Dreißig Jahre später kämpft er dafür, als Stephanía, als Frau, leben zu können und ringt um die Anerkennung durch Gesellschaft und Familie. Der Dokumentarlmer Aldo Garay begleitet Stephanía seit mehr als zwanzig Jahren und präsentiert mit El Hombre Nuevo das persönliche und liebevolle Porträt einer Frau, die auf ein bewegtes Leben zwischen Gewalt, Drogen, Prostitution und politischem Einsatz zurückblicken kann. Szenen aus ihrem Alltag werden mit Interviewaufnahmen unterschnitten, darunter auch Gespräche mit alten Bekannten, Weggefährten und Geschwistern sowie eine sehr leidenschaftliche Unterhaltung mit ihrer Mutter. So entsteht ein gleichermaßen vielschichtiges und intimes Bild der Gesellschaft zur Zeit der politischen Umbrüche in den Siebzigerjahren bis heute.
08.02.2015, 20:00, CineStar 7 09.02.2015, 14:30, CineStar 7 11.02.2015, 14:00, Kino International 14.02.2015, 17:30, Cubix 7
Dänemark 2015
109′
Director: Christian Braad Thomsen
Cast: Rainer Werner Fassbinder, Irm Hermann, Harry Baer, Andrea Schober
Als Rainer Werner Fassbinder, der wohl bedeutendste deutsche Nachkriegsregisseur, 1982 im Alter von nur 37 Jahren kometenhaft verglühte, hinterließ er in der europäischen Filmlandschaft ein bis heute nicht wieder gefülltes Vakuum und ein einzigartiges, vielschichtiges und facettenreiches Werk von erstaunlicher Konsequenz und Schlüssigkeit. Der dänische Filmregisseur und -historiker Christian Braad Thomsen war seit 1969 eng, wenn auch respektvoll distanziert mit Fassbinder befreundet. Fassbinder – Lieben ohne zu fordern sind seine persönlichen Erinnerungen auf der Basis von in den Siebzigerjahren geführten Gesprächen und Interviews mit Fassbinder und dessen Mutter Lilo. Dazu kommen aktuelle Interviews mit Irm Hermann und Harry Baer, die beide zum engsten Kreis um Fassbinder gehörten. Ausgehend von Fassbinders außergewöhnlicher Kindheit in einem traumatisierten Nachkriegsdeutschland, ist der in sieben Kapitel aufgeteilte Film eine erhellende, intime und bewegende Hommage, die von der anhaltenden Aktualität von Mensch und Werk zeugt: Gerade heute fordern sie zur ästhetischen, kreativen und kritischen Auseinandersetzung und zu Reibungen heraus.
07.02.2015, 17:00, Cubix 7 10.02.2015, 16:30, Kino International 11.02.2015, 14:30, CineStar 7 12.02.2015, 15:15, Colosseum 1 14.02.2015, 20:00, CineStar 7
1966 revolutionierte Yvonne Rainer mit ihrer Performance „Trio A“ den modernen Tanz, indem sie auf radikal unspektakuläre Weise das menschliche Bewegungsrepertoire analysierte. Beeinflusst von Merce Cunningham und John Cage entwickelte sie sozialpolitische Choreografien, in denen sie alltägliche Bewegungen auf der Bühne durcharbeitete, als bewussten Gegenpol zu den Erwartungen des Publikums. Weil sie auf keinen Fall gefällig wirken wollte, begann sie mit Film zu experimentieren, und zwar mit dem gleichen revolutionären Impetus wie in der Körperarbeit. Mit 56 Jahren hatte sie ihr Coming Out als Lesbe und 1997 gewann sie mit MURDER and murder den Teddy Award. Regisseur Jack Walsh gelingt es, den künstlerischen Werdegang einer konsequenten und sympathischen Avantgardistin von den Fünfzigern bis heute mit vielen Filmausschnitten, Archivaufnahmen und Neuinterpretationen ihrer Choreografien zu illustrieren. Tanzexperten und Wegbegleiterinnen wie Carolee Schneeman und B. Ruby Rich ergänzen Rainers eigene Erinnerungen. Heute, mit 80 Jahren, arbeitet sie immer noch auf der Bühne, seit eine Anfrage von Michail Baryschnikow sie im Jahr 2000 zu einem späten Comeback als Choreografien bewegte.
07.02.2015, 22:30, CineStar 7 12.02.2015, 20:00, CineStar 7 13.02.2015, 14:30, CineStar 7 13.02.2015, 17:00, Kino International 15.02.2015, 15:30, Colosseum 1
Adi und Florin, zwei illegalisierte Migranten aus Rumänien, verdienen ihr Geld als Escorts in Genfer Bars. Von der Realität losgelöst, spielen sie vor einem Bluescreen ihre Erfahrungen nach und unterhalten sich über ihre Träume vom Geld und vom Kino.
11.02.2015, 20:30, ADK Hanseatenweg 13.02.2015, 16:30, Kino Arsenal 1
Die Fetischwelt kennt für jede besondere Vorliebe eine Nische, und Arwed hat sich auf eine sehr spezielle Kundschaft eingestellt: Er betreibt ein privates Gefängnis, in dem er ganz nach Wunsch die zahlenden Gäste hinter Gittern schikaniert. Als Gefängnisdirektor ist er der Zeremonienmeister, der mit seinem Partner Dennis den Häftlingen während einer Woche ihre wildesten Knastfantasien erfüllt. Die Gefangenen wiederum sehen die Tage und Nächte in Handschellen und Fußfesseln als Erholungsurlaub – hier können sie endlich mal richtig abschalten. Das Rollenspiel wirkt wie improvisiertes Theater, in dem der Regisseur Arwed und sein Assistent Dennis jeden Abend die Dramaturgie für den nächsten Tag in den kargen Zellen und auf den Fluren der Haftanstalt planen. Die Menschlichkeit bleibt aber auch beim Auspeitschen nicht auf der Strecke, denn die Quälenden sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Gefangenen auf geradezu fürsorgliche Weise bewusst, trotz der harten Gefängniswärterpose. Aus dem Off stellt Jan Soldat seine Fragen in einem Interviewstil, der auch seine Kurzfilme prägt.
Deutschland 2015
89′
Director: Rosa von Praunheim
Cast: Hanno Koffler, Andreas Marquardt, Luise Heyer, Marion Erdmann
Wenn Karate-Champion Andreas Marquardt über sich nachdenkt, überkommt ihn Bitternis: „Ich habe keine Gefühle zugelassen. Ich war ein eiskalter Typ, ein Block, mir war alles scheißegal.“ Als er zwei Jahre alt war, übergoss ihn sein Vater mit Wasser und stellte ihn bei Minustemperaturen auf den Balkon. Ein anderes Mal zerquetschte er ihm die Hand. Mit Sechs begann die Mutter, ihn zu verführen: „Dein Schwanz gehört mir, Freundchen.“ Später wurde Andreas Zuhälter, verdiente Millionen. Bis er in den Knast kam. Nur Marion hielt zu ihm, die Schöne, die für ihn auf den Strich ging und ihm Mut machte … In einer Mischung von Interviews und nachinszenierten Szenen aus der Autobiograe von Andreas Marquardt beschreibt Rosa von Praunheim ein Leben, das aus Demütigung und Angst in Verachtung, Selbsthass und Brutalität umschlägt. Gedreht in stilisierten Kulissen, deren Fototapeten die Atmosphäre des alten West-Berlin wieder erstehen lassen, entsteht ein erschütternder Einblick in die existenziellen Verletzungen einer Seele durch familiäre Gewalt und die verzweifelte Gegenwehr. Kann es gelingen, den Teufelskreis zu durchbrechen? Und wie geht Andreas Marquardt heute mit diesen Erfahrungen um?
Indonesien/ USA/ Thailand 2015 80′ Director: Josh Kim Cast: Thira Chutikul, Ingarat Damrongsakkul, Iirah Wimonchailerk, Arthur Navarat
Die ärmlichen Außenbezirke von Bangkok sind eine Welt, in der man sehr früh lernt, erwachsen zu sein. Nach dem Tod beider Eltern leben der elfjährige Oat, seine kleine Schwester und sein älterer Bruder Ek bei ihrer Tante. Ek arbeitet in einer Stricher- und Transenbar und hat schon seit der Schulzeit eine Liebesbeziehung mit Jai, dem Sohn reicher Eltern. Diese ungleiche Liebe wird auf eine entscheidende Probe gestellt, als der jährliche Tag der Einberufung naht, an dem per Lotterie entschieden wird, wer zum Militärdienst muss und wer zu Hause bleiben kann. Der kleine Oat stiehlt beim Maachef der Gegend Geld, um damit den geliebten Bruder, den Ernährer der Familie, vom Militär freizukaufen. Das hat dramatische und traumatisierende Folgen.Aus der Sicht des kleinen Bruders erzählt, wirft der Film einen erfrischend ungeschönten und unvoreingenommenen Blick auf ein eigentlich liebevolles Milieu, in dem jedoch die gesellschaftlichen Verhältnisse von Käuflichkeit, Korruption und falschen Idealen bestimmt sind.
08.02.2015, 20:00, CinemaxX 7
09.02.2015, 20:30, Cubix 7&8
10.02.2015, 14:00, Kino International
15.02.2015, 21:30, Zoo Palast 1
USA 2015
100′
Director: Justin Kelly
Cast: James Franco, Zachary Quinto, Emma Roberts
San Francisco, 1998. Michael arbeitet als queerer Aktivist, der sich leidenschaftlich für die schwul-lesbische Jugend engagiert. Aus einer tiefen Sehnsucht nach Zugehörigkeit heraus schafft er dabei unermüdlich neue Perspektiven für sein eigenes Dasein: Mühelos integriert er den jungen Tyler in die langjährige Partnerschaft mit seinem Freund Bennett. Die drei bereisen Amerika, um das Lebensgefühl schwuler Teenager zu filmen. Anschließend stellen sie die Finanzierung für Michaels eigene LGBT-Zeitschrift auf die Beine. Doch Michael sieht sich in einer falschen Existenz. Nach einem vermuteten Herzanfall sucht er nach einem neuem Gleichgewicht zwischen Sexualität und Spiritualität. Er verlässt Wahlfamilie und Freunde und verankert sich mit meditativer innerer Einkehr und heterosexuellen Experimenten fest im christlichen Glauben.Einfühlsam, in geschickt gegenübergestellten Zeitebenen, nähert sich Justin Kelly in seinem Spielfilmdebüt der ungewöhnlichen Wandlung von Michael Glatze, dem Mitbegründer des Magazins „Young Gay America“ und ehemals bedeutenden Inspirator der LGBT-Community, der nach jahrelanger beharrlicher Selbstreefexion Homosexualität radikal ablehnt und zum Prediger wurde.
Portugal 2014
31′
Director: João Pedro Rodrigues, João Rui Guerra da Mata
Wer bewohnt die alte Iec Long Feuerwerks-Fabrik? Eine Spurensuche in Macao nach der Geschichte von Knallkörpern, Kinderarbeit und den Geistern einer majestätischen Ruine.
Frankreich 2015
85′
Director: Véronique Aubouy
Cast: Julia Perazzini, Nina Langensand, Megane Ferrat, Pauline Leprince
Annemarie Schwarzenbach war eine schillernde Figur der Bohème der Zwanzigerjahre. Die begabte Schriftstellerin war lesbisch, drogensüchtig, Globetrotterin, von betörender Androgynität und, zum Leidwesen ihrer dominanten Nazi-verehrenden Mutter, Antifaschistin. Die Berliner Fotografen Marianne Breslauer bezeichnete sie als das schönste Wesen, das ihr je begegnet sei. Schwarzenbach starb jung, mit 34. Bis Ende der Achtzigerjahre vergessen, werden ihre Bücher seither wieder gedruckt und ihre Biograe rekonstruiert. Véronique Aubouy tut mehr, als Annemarie Schwarzenbach vor dem Vergessen zu retten. Sie holt sie in die Gegenwart. 16 junge Schauspieler und Schauspielerinnen agieren in wechselnden Rollen als Schwarzenbach und deren Freunde und Geliebte. Sie sind zunehmend fasziniert von der Sogwirkung dieser Figur. Das Oszillieren zwischen den Geschlechtern wird zu einem gemeinsamen Projekt. Was als Casting, in dem die jungen Schauspieler aufgefordert werden, ihre Biografien an die der Schriftstellerin anzudocken, beginnt, endet als Beziehungsreigen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen.
Sie fühlt sich wie ein Junge, mehr noch als die meisten Jungen selbst. Der Dokumentarfilm begleitet die ellfährige Hawaiianerin Ho’onani, die davon träumt, an ihrer Schule die traditionelle Hula-Gruppe anzuführen. Das erzählerische Tanztheater gilt als Herzschlag des hawaiianischen Volks und verlangt viel Übung. Auch hier möchte Ho’onani auf die Seite der Jungen. Eigentlich ist das nicht erlaubt, aber Ho’onani hat Glück mit ihrer charismatischen Lehrerin Kumu Hina. Sie weist Ho’onani einen besonderen Platz in der Mitte zu. Denn auch im alten Hawaii gab es schon ein Leben zwischen den Geschlechtern. Einen Platz für diejenigen, die beide umarmen, Mann und Frau. Kumu Hina weiß, wovon sie spricht. Sie war vor über 20 Jahren ein Mann.Mit ihrem tiefem Wissen vermittelt Kumu Hina den Schülern die Kultur ihrer Vorfahren, die aller christlichen Missionarstätigkeit zum Trotz nicht vergessen ist. Das Zauberwort heißt Aloha. Es bedeutet ein Leben in Harmonie mit dem Land. Und es meint Liebe, Respekt und Wertschätzung für jede und jeden.
Uhrzeit, Kino
08.02.2015, 14:00, CinemaxX 3 10.02.2015, 10:00, Filmtheater Friedrichshain 11.02.2015, 17:30, CinemaxX 7 13.02.2015, 17:30, CinemaxX 1 15.02.2015, 16:00, Kino International
Australien/ Schweiz/ USA 2014 28′ Director: Alexander Carver, Daniel Schmidt Cast: Raul De Nieves, Lydela Leonor, Lea Cetera, Carlos Solis-Keyser
1511 verführen und ermorden die Native People in Puerto Rico einen Vertreter der Kolonialmacht. 300 Jahre später, ein weiteres Kapitel kolonialer Geschichte: Im Auftrag der spanischen Krone reist der Arzt Francisco Javier de Balmis 1803 zusammen mit einer Anzahl Waisenkinder nach Puerto Rico. Sie sind Träger des Lebendimpfstoffs, mit denen Balmis eine erste Massenimpfung gegen Pocken durchführt. Ein Blick in die Gegenwart: 2014 produziert Puerto Rico mit Subventionen aus den USA eine große Anzahl von Pharmazeutika.In La Isla está Encantada con Ustedes verbinden die Filmemacher Stränge kolonialer und postkolonialer Geschichte zu einem lyrischen Film, in dem sich die Dynamiken der Macht und die Lust des Einzelnen spiegeln und ergänzen. Ein moderner Reigen, der das Gestern im Heute neu inszeniert. Der sexuell konnotierte Blick dominiert. Eine Comédie, in der die Wirklichkeit den Machtstrategien untergeordnet ist – und die zeigt, wie Gesundheit und Ökonomie gestern und heute aufs engste miteinander verflochten sind.
Argentinien 2015
103′
Director: Marco Berger
Cast: Ailín Salas, Javier De Pietro, Julián Infantino, Malena Villa
Ein Schmetterling, Sinnbild für Wiedergeburt und Neubeginn, symbolisiert Rominas und Germáns Welt, die aus zwei parallelen Wirklichkeiten besteht. In der einen wachsen sie als Geschwister auf, die sich begehren und versuchen, ihre Liebe ohne sexuelle Erfüllung zu gestalten. In der anderen begegnen sie sich als junger Mann und junge Frau, die eine unbeholfene Freundschaft aufbauen, anstatt ihren Gefühlen füreinander zu folgen. Germán findet sich in einer unstimmigen Beziehung mit Mariela wieder. Marielas Bruder interessiert sich für Bruno. Bruno wiederum ist mit Romina zusammen, sucht aber Germáns Nähe. Im spielerischen Wechsel zwischen beiden Realitäten finden sich die Liebenden zu immer neuen Paaren zusammen, um ihren intuitiven Empfindungen nachzuspüren. Scheu. Und gleichzeitig bereit, alles zu verlieren. Aus seiner faszinierenden Filmidee entwickelt der Teddy-Award- Gewinner von 2011, Marco Berger, ein eindrucksvolles Universum unendlich vielfältiger Liebes- und Freundschaftsentwürfe. Ein von ungewöhnlicher Dynamik beseelter Raum, in dem emotionale Verunsicherung, sexuelle Konfusion, Inzest, Selbsttäuschung, Intuition und spirituelle Verbundenheit ihren Platz haben.
07.02.2015, 20:30, Kino International
08.02.2015, 20:15, CineStar 3
09.02.2015, 23:00, Cubix 7&8
14.02.2015, 19:00, Zoo Palast 1
Tulsa, Oklahoma, ist eine Stadt im Herzen des Bible Belt mit knapp 400.000 Einwohnern, mehr als 4000 Kirchen und nur einem einzigen schwullesbischen Jugendzentrum. Dort treffen sich Larissa, Ben, D und andere Jugendliche, die von ihren Eltern aufgrund ihrer Entscheidung, schwul, lesbisch oder transidentisch zu leben, entweder nicht akzeptiert werden oder aber, im Gegenteil, nach ihrem Outing einen starken Familienzusammenhalt und bedingungslose Liebe zu spüren bekommen. Fast ausschließlich als Beobachter schildert Jannik Splidsboel das Leben der drei Teenager, ihre erste große Liebe oder die Sehnsucht danach, ihr Coming-Out und ihre Zukunftsträume. Unaufgeregt, fast beiläufig, zeigt er, wie D Schritt für Schritt seine prekäre Lebenssituation verbessert und Ben von seinem Bruder lernt, sich selbst zu verteidigen. Larissa und ihre Freundin liefern eine der glitzerndsten und farbenprächtigsten lesbischen Kussszenen der Filmgeschichte. Misfits zeigt drei “normale” Jugendliche, die versuchen, in einem fundamentalreligiösem Umfeld queer zu leben, ihre Geschlechterrolle zu finden, zu lieben und geliebt zu werden.
07.02.2015, 14:30, CineStar 7
12.02.2015, 17:00, CineStar 7
13.02.2015, 12:00, CineStar 7
14.02.2015, 14:00, Kino International
USA 2014
100′
Director: Sebastián Silva
Cast: Kristen Wiig, Sebastián Silva, Tunde Adebimpe, Agustin Silva
Der Wunsch nach einem Baby ist für den Künstler Freddy zur Obsession geworden. Er umgibt sich mit Fotos aus seiner Kindheit, arbeitet fieberhaft an einem Kunstprojekt über Neugeborene und hat mit seinem Partner Mo ihre beste Freundin Polly dafür gewinnen können, ein Kind zu bekommen. Zahlreiche Zeugungsversuche verlaufen jedoch nicht so einfach wie gedacht. Auch die Umsetzung der geplanten Video-Installation gestaltet sich für Freddy kompliziert. Als auch noch der „Bischof“, ein geistig verwirrter Nachbar, die drei mit massiven Schikanen quält, gerät ihr unbeschwertes Dasein in eine gefährliche Schieflage. Eine Reihe überraschender Begebenheiten lassen die Frustrationen eskalieren und Freddy und seine Freunde das Gefühl für die Realität verlieren.Schonungslos und mit satirischer Schärfe entwirft Sebastián Silva das bitterböse Bild einer in vermessener Selbstbezogenheit lebenden Boheme. Der Regisseur selbst spielt Freddy und beleuchtet in ihm die Behäbigkeit, Verbissenheit, Ignoranz und Egomanie eines Gesellschaftskreises, der dabei ist, sich von seinen ursprünglichen Lebensentwürfen zu entfremden.
Tam, ein ängstlicher Einzelgänger, wird von seinen Mitschülern regelmäßig gemobbt. Im engen, dunklen Haus der Eltern schlagen ihm ebenfalls Ablehnung und Misstrauen entgegen, und der Vater verprügelt ihn. Eines Tages verabredet sich Tam online mit dem gleichaltrigen Phum in einem alten, verlassenen Schwimmbad. Beide suchen Sex, finden aber Trost und Geborgenheit in ihrer Begegnung. Zwischen den Jungen entsteht eine enge Verbindung, und bald streifen sie gemeinsam Tag und Nacht über Müllhalden und durch die dunklen Ecken der Stadt. Phum öffnet Tam die Türen zu einer phantastischen Parallelwelt voller Geister und gefährlichen Begegnungen. Obwohl er sich zum ersten Mal geborgen und geliebt fühlt, kann Tam kaum mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden und wird immer tiefer in eine Spirale von Paranoia und Gewalt hineingezogen. In seinem Spielfilmdebüt führt Boonyawatana seine Hauptfigur in einen doppelbödigen Mikrokosmos voller Abgründe und spielt dabei geschickt mit den Konventionen unterschiedlicher Genres.
Deutschland 2014
10′
Director: Pauline Boudry, Renate Lorenz
Zwei Performer, Mitglieder einer Untergrund-Organisation, ein Vorhang und pinker Rauch in einem verlassenen Schwimmbad. Räumen die Vorhänge und der Dunst den Körpern, die sie maskieren und tarnen, ein “Recht auf Opazität” (Edouard Glissant) ein?
Zum ersten Mal in der ursprünglich geplanten, halbstündigen Version zu sehen: Die erste filmische Arbeit des Avantgarde-Regisseurs Ken Jacobs – ein Dokument der pulsierenden jüdischen Nachbarschaft Manhattans, in der Jacobs aufwuchs.
09.02.2015, 20:30, AKD Hanseatenweg
11.02.2015, 12:30, Kino Arsenal 1
Eine Reality-Soap-Opera aus der Kunstwelt: Eine Familie feiert den Geburtstag des Vaters. Jedes Familienmitglied arbeitet in der Kunstszene und wird von Akteuren des Kunstmarkts verkörpert. Dabei werden gut gehütete Realitäten der Kunstwelt enthüllt.
Chile 2015
29′
Director: Omar Zúñiga Hidalgo
Cast: Samuel González, Antonio Altamirano
Lucas und Antonio. Zwei junge Männer, die sich in einem abgelegenen Fischerdorf im Süden Chiles kennen und lieben lernen. Der eine lebt dort, der andere ist auf Besuch. Sinnlichkeit bestimmt die Geschwindigkeit der Erzählung und das Leben der beiden in den nächsten Tagen: Spiegel sein im anderen. Sich erkennen. Sich zulassen. Als das Dorf gegen die Liebe der beiden Männer rebelliert, markiert die Erfahrung dieser Begrenzung einen größeren Schritt im Erwachsensein von Lucas und Antonio.Eine einfache Geschichte von Liebe und Hingabe, inszeniert im Stil des Cinéma direct. Ein nicht so einfaches Setting im tiefsten Süden von Chile, wo alles, was aus dem vermeintlich Normalen ausbricht, sofort vernichtet, betraft werden muss. Die Figuren wissen um die Begrenzung im Dörflichen. Die romantische Idee, Widerstand zu leisten, währt nur kurz, wichtiger ist das Leben und die gefundene Liebe. Weitergehen. Über sich hinausgehen.
09.02.2015, 16:00, CinemaxX 5 11.02.2015, 22:00, CinemaxX 3 13.02.2015, 17:45, Colosseum 1 15.02.2015, 16:00, Kino International
Frankreich/ Litauen/ Niederlande 2015
88′
Director: Alanté Kavaïté
Cast: Julija Steponaityté, Aisté
Durité, Juraté Sodyté, Martynas Budraitis
Tanzende Loopings und Pirouetten von Kunstfliegern elektrisieren die 17-jährige Sangailė. Aber sie hat Höhenangst und könnte sich nie in ein Cockpit setzen. Schweigsam und verschlossen verbringt sie den Sommer auf dem Land in der Ferienvilla ihrer Eltern und besucht so oft wie möglich die nahe gelegenen Flugshows. Dort begegnet sie Auste, die mit beeindruckender Selbstbestimmung und Phantasie ihren Alltag gestaltet. Austes offensive Unbefangenheit fasziniert Sangailė. Gemeinsam probieren die beiden Mädchen alles aus, was das Landleben zu bieten hat. Schnell kommen sie sich dabei näher. Als Sangailė Auste schließlich ihr intimstes Geheimnis entdecken lässt, empfindet sie eine ungewohnte Geborgenheit, aus der sie den Mut schöpft, ein erstes Mal zu fliegen.In schwerelosen, lichtdurchfluteten Kinobildern fügt Alanté Kavaïté die isolierten Gefühlswelten zweier gegensätzlicher Mädchen zum Universum einer jungen Liebe. Einfühlsam und mit sinnlicher Intensität erzählt sie von tiefer Nähe, leidenschaftlicher Hingabe und labilen Kollisionen, von Verletztheit und Selbstvertrauen.
07.02.2015, 20:00, CinemaxX 7
08.02.2015, 22:45, CineStar 3
09.02.2015, 14:00, Kino International
15.02.2015, 19:00, Zoo Palast 1
Brasilien 2014
119′
Director: Lirio Ferreira
Cast: Daniel de Oliveira, Caroline Abras, Sandra Coverloni, Rômulo Braga
Ein Schiff mit einem Zirkus an Bord nähert sich einer Insel im südlichen Atlantik. Am Abend bei der Vorstellung präsentiert der Zirkusbesitzer und Illusionist Kaleb den Artisten Zolah, dem sofort alle Herzen zufliegen. Zolah ist Pedro, der die Insel vor 20 Jahren als Neunjähriger verließ. Die Wiederbegegnung mit seiner Mutter Rosa und seiner introvertierten Schwester Raquel konfrontieren den weitgereisten Akrobaten mit alten Verletzungen und verdrängten Sehnsüchten. Raquels Welt ist das Meer, in dessen Tiefen sie sich immer wieder zurückzieht. Sie wünschte, Pedro wäre ein Teil davon. Fragen erwachen in Pedro. Warum hat seine Mutter ihn damals fortgeschickt? Während Inselbewohner und Zirkuskünstler in einen munteren Austausch miteinander treten, suchen Pedro und Raquel nach Raum für sich. Schuldgefühle, Rivalität und besitzergreifender Stolz werden für die Familie zur Herausforderung. Lirio Ferreira reflektiert die Risikobereitschaft der Geschwister in Bildern von eindrucksvoll virtuosen Zirkusnummern, welche er mit Elementen der antiken Tragödie und magischen Bildern vom Meer zu einem fulminanten Kinoerlebnis zusammenfügt.
Kenia 2014
60′
Director: Jim Chuchu
Cast: Kelly Gichohi, Janice Mugo, Jimmy Wanjala, Tim Mutungi
Mehrere Monate zogen Mitglieder des multidisziplinären Kunst Kollektives NEST durch Kenia und sammelten Geschichten von jungen LGBTI Menschen, von ihren Erfahrungen und ihrem Alltag in dem noch sehr homophob geprägten Land. Aus unzähligen anonymen Interviews entwickelten sie fünf Drehbücher für Kurzfilme, die einen Überblick über die gegenwärtige Situation und die Probleme der sexuell marginalisierten Jugendlichen liefern. In kurzen, schnörkellosen Szenen, klaren, poetischen Schwarz-Weiß-Bildern und ruhigen Tönen inszenierte Jim Chuchu die Episoden, die so unterschiedliche Themen wie Selbstfindung und Selbstbestimmung, Zwangsheterosexualisierung und Akzeptanz behandeln, eines jedoch gemeinsam haben: Alle erzählen vom Verlangen nach Liebe und der Angst davor, diese öffentlich zu leben. Eine Angst, die immer wieder zu der Frage führt, ob es besser ist, sich zu verstecken, zu resignieren und das Land zu verlassen oder zu bleiben und offen für sexuelle Vielfalt zu kämpfen. Trotz des Verbots, ihren Film in Kenia öffentlich zu zeigen, haben sich die NEST-Mitglieder für Letzteres entschieden und führen den Kampf um Anerkennung weiter.
08.02.2015, 17:45, CineStar 3
12.02.2015, 20:00, Kino International
13.02.2015, 17:00, CineStar 7
14.02.2015, 12:00, Zoo Palast 2
Deutschland/ Spanien 2014
61′
Director: Ion de Sosa
Cast: Manolo Marín, Moisés Richart, Marta Bassols, Coque Sánchez
Wir schreiben das Jahr 2052, aber die Zukunft steckt noch mit einem Fuß in der Vergangenheit. Nichts an den auffällig künstlichen Wolkenkratzern oder der Strandpromenade aus Neonlinien deutet darauf hin, dass es nicht doch erst 1975, 1995 oder 2015 ist. Menschen sind kaum zu sehen und viele Wohnungen stehen leer. Eine stille Einöde aus freigelegten Drähten, Stuckfragmenten und einer dicken Staubschicht. Wer hier ausharrt, ist sichtlich stolz auf sein Heim und stellt seinen Krempel zur Schau oder schwingt ausgiebig das Tanzbein. Es ist nicht gerade der Ort, wo man einen Kopfgeldjäger erwartet, aber die Roboter müssen nun einmal eliminiert werden, zumal sie uns Menschen immer ähnlicher sehen.Ion de Sosas freie Adaption von Philip K. Dicks „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ ist rätselhaft. Sie ist sowohl minimalistisches Genrestück und versteckte Abhandlung über Verschiedenheit als auch ein nahezu dokumentarisches Essay über den irrealen Status quo in Spanien. Und wie es der Titel andeutet, träumen Androiden wirklich: von abgelegenen Orten und neuen Möglichkeiten, alten Sommerhits, einer Umarmung und einem Schaf an der Leine vor einem Panorama aus Hochhäusern und Bergen.
07.02.2015, 21:30, Delphi Filmpalast 08.02.2015, 22:30, Kino Arsenal 1 11.02.2015, 22:00, AKD Hanseatenweg 14.02.2015, 16:30, CineStar 8
Argentinien/ Dänemark 2015
22′
Director: Leonardo Brzezicki
Cast: Julian Larquier, Diego Echegoyen, Laila Maltz, Martina Juncadella
Einmal am Tag drehen Hauskatzen buchstäblich am Rad. Totaler Energieausbruch, der maximal eine halbe Stunde dauert. Niemand weiß warum. Das ist einfach so. Juan geht es ganz ähnlich. Warum weiß auch er nicht, es hat ihn einfach gepackt. Der Verlust der Hingabe. Warum soll er einen Ball über das Netz spielen und warten, dass er zurückgeschlagen wird, und dabei darauf achten, dass er innerhalb der weißen Markierungslinien bleibt? Liebt er Pedro noch, nein, oder doch? Pedro kennt das schon und nimmt ihn an die Hand. Gemeinsam gehen sie in die Nacht und streunen, Katzen gleich, durch die Straßen von Buenos Aires. Der Film folgt weniger einer erzählerischen Logik als menschlichen Gefühlen, ohne jedoch jemals die Fäden der Handlung ganz aus den Händen zu geben.
Dänemark/ Deutschland/ Niederlande/ USA 2014
92′ Director: Laura Nix, Andy Bichlbaum, Mike Bonanno
Nach bald zwei Jahrzehnten des humorvollen Guerilla-Aktivismus gegen die Gier der Wirtschaft und die Korruption der Politik unter dem Banner der Yes Men haben Alltag und Sinnkrisen die beiden Gründer eingeholt. Mike Bonanno hat Frau und Kinder, während Andy Bichlbaum die Hoffnung auf eine dauerhafte Beziehung mit seinem Freund noch nicht aufgegeben hat. Ihre kritischen Aktionen, in denen sie sich unter anderem als Sprecher der US-Handelskammer oder von Shell ausgeben, um der verwunderten Presse einen Richtungswechsel zu verkünden, verpuffen bisweilen ohne die gewünschte Wirkung. Die gewachsene private Verantwortung hat ihren Effekt auf die gemeinsamen Aktionen. Dennoch fühlen sie sich verpflichtet, dem Klimawandel, der alle bisherigen Probleme der Menschheit in den Schatten stellt, energisch entgegenzutreten. Und so holen sie sich externe Helfer, um neue, spektakuläre Aktionen durchzuführen. Aus wechselnder Tagebuchperspektive von Andy und Mike erzählt der inzwischen dritte Film über die Yes Men (PanoramaPublikumsPreis 2009) vom Auf und Ab einer kreativen Freundschaft und dokumentiert vergnüglich gescheiterte wie auch gelungene Aktionen der beiden von 2009 bis heute.
10.02.2015, 20:00, CineStar 7 11.02.2015, 22:30, CineStar 7 12.02.2015, 22:30, Colosseum 1 13.02.2015, 14:00, Kino International
Ein Makake, der in Japan zum Kellner ausgebildet wurde, sitzt allein in einer verlassenen Gaststube. In diesem dystopischen Setting wartet der Affe auf seinen Auftritt, gefangen in seiner Rolle, gezwungen das menschliche Dasein aufzuführen.
10.02.2015, 19:00, AKD Hanseatenweg 11.02.2015, 16:15, Kino Arsenal 1
Albanien/ Deutschland/ Italien/ Kosovo/ Schweiz 2015
90′ Director: Laura Bispuri Cast: Alba Rohrwacher, Flonja Kodheli, Lars Eidinger, Luan Jaha
Hana wächst in der archaischen Berglandschaft Albaniens auf. Hier herrschen noch die alten Gesetze und tradierten Geschlechterrollen. Sie flieht vor dem Schicksal einer Ehefrau und Dienerin, indem sie nach dem Kanun – dem traditionellen Recht – den Schwur ewiger Jungfräulichkeit ablegt. So opfert sie für die vermeintliche Freiheit ihre Weiblichkeit. Von nun an wird sie wie ein Mann behandelt, sie erhält einen Dolch und den Namen Mark. Doch nach zehn Jahren in der Abgeschiedenheit entschließt sie sich, ihr Leben zu ändern und setzt sich in den Zug nach Mailand. Dort wohnt ihre Schwester mit Familie. Und die hat nicht unbedingt auf Hana gewartet …In ihrem Debütfilm begleitet Laura Bispuri eine junge Frau auf einer schwierigen und schmerzhaften Odyssee fort aus der archaischen Bergwelt in das moderne Leben der Großstadt. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die ihre Geschlechtlichkeit neu entdeckt. Die einfühlsame Studie bedient sich allegorischer Bilder, um die Ambivalenzen in Hanas Gefühlsleben anzudeuten, und kommt mit wenigen Dialogen aus. Sie vertraut auf Blicke, Gesten und eine Hauptfigur, die sich der eigenen Widersprüchlichkeit stellt.
12.02.2015, 19:00, Berlinale Palast 13.02.2015, 12:00, Friedrichstadtpalast 13.02.2015, 19:00, Haus der Berliner Festspiele 13.02.2015, 21:00, Friedrichstadtpalast
Frankreich 2015
80′
Director: Vincent Dieutre
Cast: Simon Versnel, Vincent Dieutre, Emmanuel Pierrat
Ein Paar fährt nach Italien. Auf der Reise wird ihnen der Zustand ihrer Beziehung bewusst: Sie streiten, gehen getrennte Wege, überlegen sich scheiden zu lassen. Vincent Dieutre hat Viaggio in Italia neuverlmt und seinem eigenen Leben angeglichen. Bei ihm werden Alex und Kate zu Alex und Tom, gespielt von ihm selbst und seinem Freund Simon. Dieses neue Paar bewegt sich an den gleichen Orten, erlebt Paralleles, und doch ist ihre Neapel- Erfahrung zwangsläufig eine ganz andere. Die Stadt hat sich verändert, Beziehungen werden anders geführt, Tourismus ist digitaler geworden. Während das Paar sich entfremdet, bewegt sich Vincent, der Filmemacher, mit seiner Kamera durch die Stadt. Rossellinis Film habe ihn geformt, sagt er. Wir hören seine Gedanken zu einem Remake, Notizen an sich selbst, Gespräche mit einem Copyright-Anwalt. Isabella Rossellini sagt ab. Am Ende ist in der Welt von Vincent und Simon, von Tom und Alex, die Prozession der Schlussszene einem Fußballspiel gewichen: Was dort noch heilig war, wird hier zur Ausschreitung. Aber das Wunder von Rossellinis Film bleibt und schreibt sich in die Körper der beiden Männer ein: Stimmen überlagern Bilder, Bilder überlagern Körper.
09.02.2015, 19:00, Delphi Filmpalast 11.02.2015, 21:45, CinemaxX 4 12.02.2015, 11:00, CineStar 8 13.02.2015, 17:30, Kino Arsenal 1
Träume und Erinnerungen werden zu Geheimnissen. Fünf kurze Geschichten: „Helicopter“, „Sunday“, „Doggie-photographer“, „Mausoleum“ und „Apocalypses“ nehmen Bezug auf den Mythos der Göttinnen des Schicksals, die die Fäden des menschlichen Lebens spinnen.
12.02.2015, 17:15, AKD Hanseatenweg 13.02.2015, 18:00, Kino Arsenal 1
Japan 2015
82′
Director: Daigo Matsui
Cast: Ai Hashimoto, Jun Aonami, Yû Inaba, Gô Rijû
Als Gothic Lolita erreicht die 17-jährige Shiori mit ihrem Blogcast viele Fans. Wann immer sie kann, spricht sie dort über sich, gibt Schminktipps und freut sich über die wachsende Zahl ihrer Besucher. Nach dem Shooting für einen Musikclip begegnet die selbstbewusste Shiori einem seltsamen Mädchen, der jungen Ayumi. Sie ist ein Fan von Shiori und kopiert deren Stil. Sie ist verstört, einsilbig, als hätte sie noch nichts Eigenes zu sagen. Sie ist von zu Hause abgehauen, um Shiori zu folgen. Verunsichert, aber auch geschmeichelt, lässt Shiori sich auf Ayumi ein. Die Geschichte der verqueren Freundschaft zweier Mädchen ist auch eine quietschbunte Reise durch die artifiziellen Welten japanischer Teenager. Sie machen verrückte Sachen und träumen von ihrem Durchbruch. Privates wird ausschließlich in Blogs besprochen. Die Auösung tradierter Kommunikationsformen spiegelt der Film auch in seiner Ästhetik wider. Online-Chats überlagern das Geschehen. Der Smartphone-Bildschirm wird auf die Leinwand gebracht. Zwei Musikclips von Seiko Oomori – im Film Shioris Lieblingsmusikerin – aufgreifend, endet der Film wie ein Comictraum.
Taiwan 2015
178′
Director: Chang Tso-Chi
Cast: Lee Hong-Chi, Chen Jen-Shuo, Huang Shang-Ho, Lu Hsueh-Feng
Die Kamera heftet sich an die Fersen zweier Brüder, der eine schwul, der andere hetero. Beide suchen einen Job und Geld, um zu überleben. Beide suchen sich selbst, sehnen sich nach Rückhalt. Der jüngere Bruder verkauft Gemüse auf dem Markt und trifft dort eine junge Frau, die nicht sprechen kann, aber gerne allerhand verrückte Sachen anstellt. Der Ältere fühlt sich zu einem Nachtclubtänzer hingezogen und verstrickt sich in dubiose Geschäfte. Der Film nimmt den Rhythmus ihres Driftens und Abdriftens auf, ist ganz nah an seinen Helden. Einsame Momente am Fluss, ausgelassene Streifzüge durch die Clubszene im nächtlichen Taipeh, das Geschrei auf dem Markt, stille Stunden zu zweit – immer wieder wechselt die Tonlage und damit die Stimmung. Zui Sheng Meng Si beweist einmal mehr, dass das junge taiwanesische Kino nicht auf eine klassische Dramaturgie zurückgreifen muss, um sein Publikum zu fesseln. Es ist ein Leben in der Schwebe, ohne feste Koordinaten. So wird der Film auch zu einem Sittengemälde, zum Panorama einer Gesellschaft, die der jüngeren Generation keinen Platz zu bieten hat.