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TEDDY TODAY: 16. Februar 2023

Es ist wieder soweit! Die 73. Berlinale beginnt. Damit ihr keinen der LGBTQIA+-Filme, der bei der Berlinale Premiere feiert verpasst, stellen wir euch jeden Tag ein paar Filme in einem Blogpost vor.

Ab heute findet Ihr hier alle Informationen zu unseren TEDDY-Filmen – mit den Kinos, in denen der Film läuft inklusive Datum und Uhrzeit.

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PREMIEREN:

La Bête dans la jungle

Regie: Patric Chiha
Frankreich, Belgien, Österreich, 2023, 103′

Film still La Bête dans la jungle | The Beast in the Jungle © Elsa Okazaki

Es beginnt Ende der 1970er-Jahre mit schillernden Nächten im Club als Ort der endlosen (Un)möglichkeiten und zeitlosem Uhrwerkeiner Stadt. Hier warten John und May auf den außergewöhnlichen, alles verändernden Moment. Um sie herum ist alles laut und in Bewegung, während sie in Ruhe ausharren. Es vergehen 25 Jahre, auf dem Röhrenfernseher verfolgen sie das Weltgeschehen: Mitterrands Amtszeit, Aidskrise, Mauerfall und 9/11. Johns obsessives Ausschau-Halten nach dem einen, großen Ereignis wird zum Ungeheuer, May zur leidtragenden Komplizin. Von 1979 bis 2004: von Disco zu Techno. Mode, Bewegungen und Drogen im Wandel. Antanzen gegen die Zeit, die immer schneller vergeht. Verloren unter Menschen, gemeinsam allein, beobachten die beiden die Welt vom Rand aus. Wenn es nur Liebe wäre. Patric Chiha versetzt das Paar aus Henry James’ Kurzgeschichte „The Beast in the Jungle“ in den Club und kontrastiert sein schicksalhaftes Warten mit dem ultimativen Im-Moment-Sein und dem hedonistischen Begehren der Tänzer*innen, in immerwährenden Choreografien die Zeit aufzulösen.

SCREENING TIMES:

16.02. / 19:15 CinemaxX 10

Kill Boksoon

Regie: Byun Sung-hyun
Süd Korea, 2023, 137′

Film still Kill Boksoon © No Ju-han | Netflix

Gil Boksoon führt ein Doppelleben als alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenageralter und sagenumwobene Profikillerin bei der Edel-Mordagentur MK Ent. Menschen umzulegen gelingt ihr möglicherweise besser, als sie großzuziehen. Doch aus Mutterinstinkt oder weil die Mordbereitschaft selbst bei der abgebrühten Boksoon Grenzen hat, lehnt sie eines Tages einen Auftrag ab und wird so selbst zur Zielperson. In Kill Boksoon führt uns Regisseur Byun Sung-hyun in eine absonderliche, erschreckende Welt, in der eine Mordagentur einer kleinen Elite Erfolg und Reichtum verspricht und bei der Talentsuche nach vielversprechenden Psychopath*innen und Waisen Ausschau hält, die nichts zu verlieren haben. Während Boksoons Tochter im pubertären Gefühlschaos versinkt, fällt die emotionale Temperatur der Älteren in den Minusbereich. Die Hauptvertreter*innen der eiskalten Mörderriege werden brillant gespielt von Jeon Do-yeon und Sul Kyung-gu, die sich von einer komplett anderen Seite zeigen als bei ihren melodramatischen Kult-Auftritten in den Filmen von Lee Chang-dong. Mit fast übernatürlichen Kampfkünsten liefern sie spektakuläre Szenen ab, die einen regelrecht umhauen.

SCREENING TIMES:

16.02. / 18:30 CinemaxX 8
16.02. / 18:30 CinemaxX 9

Mammalia

Regie: Sebastian Mihilescu
Rumänien, Polen, Deutschland, 2023, 88′

Film still Mammalia © microFILM

Eine der vielen Stärken von Sebastian Mihilescus verblüffendem Debüt ist, dass man nie weiß, wo es einen hinführt. Der Film ist in jeder Szene unvorhersehbar, überraschend. So ergeht es auch Camil, einem problembeladenen jungen Mann. Er fühlt sich herabgesetzt und unsicher gegenüber Frauen, vor allem gegenüber seiner Partnerin, die sich einer geheimen Gemeinschaft von Frauen anschließt, die inder Nähe eines Sees unheimliche Fruchtbarkeitsrituale durchführt. Doch der Film sperrt sich gegen eine Zusammenfassung. In der Tradition des Surrealismus arbeitet Mihilescu mit freien Assoziationen, etwa wenn der Schatten von Camils Glatze auf dem nackten Körper seiner Partnerin einem riesigen Penis gleicht. Ein Traum oder Wunschdenken? Männlichkeit und Geschlechterrollen stehen in Mammalia immer auf dem Spiel und sind immer in der Krise. Der von Barbu Bloiu auf plastischem 16 mm gedrehte Film bevorzugt feste Einstellungen mit Bewegungen innerhalb des Bildes, die Nutzung des Raums ist dabei immer sehr ausdrucksstark. Mammalias schräger Humor erinnert an Roy Andersson. Aber Rumänien hat in dieser Hinsicht seine eigene Tradition, die von Eugène Ionesco und dem Theater des Absurden.

SCREENING TIMES:

16.02. / 17:00 Kino Arsenal 1

Notre Corps

Regie: Claire Simon
Frankreich, 2023, 168′

Film still Notre corps | Our Body © Madison Films

Eine Teenagerin sitzt im Sprechzimmer, die Kamera filmt sie von hinten, sodass sie anonym bleibt. Der Ärztin erzählt sie, wie sie schwanger wurde: Ihr Freund habe versichert, er passe auf. Nun hat sie eine schwierige Entscheidung zu treffen. Wie sehr sie damit hadert, ist in jedem ihrer Sätze spürbar. Und vom Freund keine Spur. Diese Szene ist eine der ersten in Claire Simons beeindruckendem Dokumentarfilm Notre corps. Mit behutsamem Blick schaut sich die französische Regisseurin in einer gynäkologischen Klinik in Paris um; sie trägt Szenen von Geburten und Krebsdiagnosen, von Beratungsgesprächen zu Endometriose und zur Hormontherapie für eine ältere trans Frau zusammen. Was dabei entsteht, ist ein zunächst beobachtender, später immer persönlicherer Film über das, was es bedeutet, in einem weiblichen Körper zu leben, und zugleich ein wunderbares Beispiel für die Stärke dokumentarischen Kinos. Notre corps bündelt Erfahrungen, von denen man glaubt, man sei damit alleine; er macht Strukturen sichtbar, wo man Nöte für individuell hält; er legt dar, wie sehr Dinge, über die man sich nicht zu sprechen traut, eine gesellschaftliche Dimension haben und diskutiert werden müssen.

SCREENING TIMES:

16.02. / 11:00 Kino Arsenal 1

Perpetrator

Regie: Jennifer Reeder
USA, 2023, 100′
TEDDY nominated

Film still Perpetrator © WTFilms

Die taffe Jonny ist unerschrocken, geradeheraus, knackt Schlösser mit links und scheint ganz gut für sich sorgen zu können. Ihrem alleinerziehenden Vater steckt sie Geld für die Miete zu. Die Beziehung der beiden ist brüchig und doch seltsam symbiotisch. Der überforderte Vater entscheidet sich, Jonny zu einer entfernten Tante zu schicken. Doch auch in der Obhut der strengen Hildie kommt der Teenager nicht zur Ruhe. Zu ihrem 18. Geburtstag bekommt Jonny einen Kuchen, gebacken nach magischem Familienrezept, der eine radikale Metamorphose auslöst. An ihrer neuen Schule verbreiten die ständigen Amok-Notfall-Übungen eine angespannte Atmosphäre und bald werden dort fünf Mädchen vermisst. Von ihrem Verschwinden auf unerklärliche Weise angezogen begibt sich Jonny auf Spurensuche, und eine blutgetränkte Coming-of-Age-Geschichte nimmt ihren Lauf. Jennifer Reeder präsentiert in ihrem neuen Langfilm einen düsteren, queer-feministischen Genre-Mix aus Body Horror, Gore und Mystery. Wie schon in früheren Werken blickt sie dabei vor allem durch die Augen ihrer jungen Protagonistinnen, die der verdrehten Welt der Erwachsenen mit bissigem Humor und ungebrochenem Gerechtigkeitssinn Momente der Leichtigkeit und Solidarität abtrotzen.

SCREENING TIMES:

16.02. / 21:15 CinemaxX 10

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Jennifer Reeder.

RERUNS:

Kill Boksoon
16.02. / 21:30 CinemaxX 5
16.02. / 21:30 CinemaxX 6
16.02. / 21:45 CinemaxX 8
16.02. / 21:45 CinemaxX 9

Jury TEDDY AWARD 2023

Wir freuen uns sehr, die Internationale Jury des 37. TEDDY AWARD vorzustellen. Sechs renommierte Film- und Festivalschaffende wählen in diesem Jahr aus den nominierten queeren Filmen der Berlinale die Preisträger*innen in den Kategorien Bester Langfilm und Bester Kurzfilm, Bester Dokumentarfilm / Essayfilm aus und vergeben den TEDDY Jury Award.

Alfonso F. Escandón

Alfonso F. Escandón (Pronomen: Er/Ihm)
Festival Mix México
Subdirector

Alfonso F. Escandón, geboren in Mexico City, ist seit 2005 Vizedirektor des Festival MIX Mexico – Film and Sexual Diversity. Er hat einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften sowie Diplome in Filmregie und Scriptwriting. Seine Kollaborationen umfassen Arbeiten mit Luis Vélez, Jaime Aparicio, Julián Hernández, Roberto Fiesco, Ramón Cervantes und anderen. Unter seinem Heteronym Constantino Escandón hat er die Kurzfilme The Raven, basierend auf dem Gesicht von Edgar A. Poe (2000); The Lonely  (2005); Anonymous (2006); Lucio (2006); Philia (2007) geschrieben und inszeniert. 2008 adaptierte er das Gedicht “Ma prison” von Paul Verlaine und konzipierte daraus einen gleichnamigen Kurzfilm. Im Jahr darauf machte er mit Unterstützung des Mexican Institute of Cinematography den Kurzfilm “Cerro de la cruz”, der Teil der “Onde”-Sektion des 27. Filmfestivals von Torino. Vor kurzem schrieb und inszenierte er den Langfilm But infinite love will ascend in my soul. Unter seinem Heteronym Celadón war er Kameramann bei den Filmen Torments (2008) von Alfredo Valencia und produziert von Jaime Humberto Hermosillo und Someone else’s skin (work in progress) von Arturo Castelán.   Er hat die beiden Fotobände Male Emancipation Vol.1 – Sensation, und Male Emancipation Vol.2 – Melancholy veröffentlicht, beide basieren auf den gleichnamigen Gedichten von Arthur Rimbaud und Rubén Darío. 

Darunee Terdtoontaveedej (Pronomen Sie/Demm)
CinemAsia Film Festival
&
Singapore International Film Festival

Curator and Programmer

Darunee Terdtoontaveedej ist Kuratorin und Kulturprogrammiererin aus Den Haag. Als gelernte Architektin und Designerin interessiert Terdtoontaveedej sich für die Intersektionalität alternativer Geschichte, kreativer Praktiken und Film. Sie ist Mitbegründerin von Non Native Native, einer kulturellen Plattform welche die asiatische Krativlandschaft in den Niederlanden beleuchtet. Sie hat  bei Festivals und Intitutionen wie dem CinemAsia Film Festival (Amsterdam), International Film Festival Rotterdam (IFFR), Sinema Transtopia (Berlin), Objectifs Centre for Photography and Film (Singapore), and Singapore International Film Festival (SGIFF) mitgewirkt.  

Melanie Iredale

Melanie Iredale (Pronomen Sie/Ihr)
Birds’ Eye View
Director

Melanie Iredale (she/her) ist eine Filmkuratorin und Aktivistin. Melanie Iredale wurde kürzlich zur Direktorin von Birds‘ Eye View ernannt – einer britischen Wohltätigkeitsorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Filme von Frauen und nicht-binären Personen zu fördern, eine Gemeinschaft für sie durch das Projekt #ReclaimTheFrame aufzubauen und sich für Gleichberechtigung in allen Filmbereichen einzusetzen.    Davor war Melanie stellvertretende Direktorin des Sheffield DocFest 2014-2021, wo sie für die Entwicklung des künstlerischen/interaktiven Programms verantwortlich war und den Programmstrang Rhyme & Rhythm mitorganisierte. Davor war sie Direktorin des Berwick Film & Media Arts Festival 2009-2014, wo sie Bewegtbildkunst und Performances in Auftrag gab, die unter anderem beim Internationalen Filmfestival Rotterdam ausgezeichnet wurden.     Melanie war Mitglied mehrerer Jurys, darunter Nordisk Panorama in Schweden, ZagrebDox in Kroatien und Colombo International Women’s Film Festival in Sri Lanka. Sie ist stolze ausführende Produzentin des Dokumentarfilms Rebel Dykes von Harri Shanahan und Siân A. Williams, der auf mehr als 50 Festivals auf der ganzen Welt die queere, verbündete und aktivistische Gemeinschaft zusammengebracht hat.   

Sasha Prokopenko

Sasha Prokopenko (Pronomen Sie/Ihr)
Kyiv International Short Film Festival
Head of Programming

Sasha Prokopenko ist Programmiererin, Filmkuratorin und Übersetzerin und lebt in Kiew, Ukraine. Sasha ist Programmleiterin des Kyiv International Short Film Festival. Seit 2018 ist sie eine der Kuratorinnen der Sektion Sexuality Matters, die sich auf LGBTQIA+-Rechte, Frauenrechte, Geschlechtsidentität und Sex Positivity konzentriert. Sasha kuratiert auch die Sektion Teen Screen beim Molodist Kyiv International Film Festival. Seit 2016 arbeitet sie bei der unabhängigen Filmverleihfirma KyivMusicFilm, die Filme über Kunst, Musik und Kultur vertreibt.  

Tom Oyer

Tom Oyer (Pronomen Er/Ihm))
Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Senior Vice President, Member Relations, Global Outreach and Awards Administration

Tom Oyer ist Senior Vizepräsident für Mitgliederbeziehungen, globale Öffentlichkeitsarbeit und Preisvergabeverwaltung bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, wo er sich auf die Vergabe von Preisen, Einreichungen und Abstimmungen spezialisiert.  Im Rahmen der globalen Öffentlichkeitsarbeit der Akademie hat er Präsentationen auf Filmfestivals wie Annecy, Cartagena, Docaviv, Doc Edge, Guadalajara und dem Internationalen Dokumentarfilmfestival Amsterdam geleitet.  Darüber hinaus nahm Oyer an Diskussionsrunden beim DOC NYC, Palm Springs, Sheffield und SXSW teil und war in den Jurys bei den Festivals in Cleveland, Dallas, Hot Docs und Mountainfilm vertreten.  In den vergangenen 15 Jahren bei der Akademie war Oyer für die Preisverleihungsregeln, die Kategorien Animation, Dokumentarfilm und Kurzfilm sowie für die Produzentenabteilung zuständig.  Er war auch an der Leitung der A2020-Initiative der Akademie zur Förderung der Mitgliedervielfalt und der Modernisierung der Abstimmungsprozesse beteiligt, einschließlich der Bemühungen um eine weltweite Beteiligung der Mitglieder durch die Einführung des Academy Screening Room, der Fernsehplattform der Akademie.  

Xena Scullard

Xena Scullard (Pronomen Sie/Ihr))

The Queer Feminist Film Festival
Co-Founder and Convenor

Xena Scullard ist eine queer-feministische Aktivistin, Organisatorin und Strategin. Xena verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Queer- und Gerechtigkeitsbewegungen, sowohl auf lokaler Ebene in Südafrika als auch auf regionaler und internationaler Ebene. Xena ist eine der drei Mitbegründerinnen und Organisatorinnen des ersten Queer Feminist Film Festival (QFFF) in Südafrika, das 2018 zum ersten Mal stattfand. QFFF versucht bewusst, Intersektionalität in der Kuration der Inhalte und in der Art und Weise, wie wir den Dialog und die Kunst als störendes und generatives Werkzeug für queere Menschen durch queere Menschen einsetzen, zu politisieren. Als Senior Racial Equity Fellow im Rahmen des Atlantic Fellows Netzwerks versucht sie mit ihrer Arbeit, die Überschneidungen zwischen Rasse, Geschlecht und Gerechtigkeit zu erden und zu verstärken. Xena arbeitet derzeit als unabhängige Beraterin für Organisationen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene. Xenas Arbeit konzentriert sich auf kreative Unterbrechungen, künstlerische Strategien und den Aufbau von Solidarität vor Ort.  

Brix Schaumburg, Moderation

Wir freuen uns wahnsinnig, euch den Moderator der 37. TEDDY AWARD Verleihung am 24.02. in der Berliner Volksbühne zu präsentieren: Multitalent Brix Schaumburg kehrt auf die TEDDY-Bühne zurück und führt uns durch einen Abend voller Spannung, Entertainment und Information rund um die queeren Filme der Berlinale. 

Brix Schaumburg - Moderator
Brix Schaumburg

Brix Schaumburg ist Deutschlands erster offiziell geouteter trans Schauspieler. Wer Gewöhnliches sucht, ist bei ihm an der falschen Stelle. Er setzt sich ein für eine Welt ohne Schubladen und Labels. Als Diversity Coach berät er Unternehmen und Marken. Mit seiner ganz persönlichen Geschichte und seinem Engagement als Medienmensch möchte er sensibilisieren, aufklären, Diskurs fördern und mehr Bewusstsein im Umgang mit Mitmenschen verschiedenster Backgrounds schaffen. Zudem ist er als Botschafter u.a. für die DGTI (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität) aktiv.