So steht es geschrieben

Fassbinder
Fassbinder – lieben ohne zu fordern

Denk ich an Fassbinder, denk ich nicht an Deutschland, sondern an Deutschrock, denn Rainer Werner begann für mich mit Tocotronic. Despair heißt auch eine Reise ins Licht*, sang damals Dirk Lowtzow.

Die Verzweiflung ist auch eine Reise ins Licht. Führt die Verzweiflung also am Ende hinein ins Licht, zur Erkenntnis? Oder ist es der Weg zur Erkenntnis, der uns erkennen und schließlich verzweifeln lässt? Alles in allem gab Lowtzow keine Antwort.

Um einiges später Essen die Angst die Seele auf. Zwei Menschen, verloren in der Sprache, den Vorurteilen und dem Gutmenschentum, an deren Liebe sich die Gesellschaft stört. Ein Schicksal, doppelt gestrickt. Und dann kamen die Tränen. Die bitteren Tränen. Nicht von Immanuel, sondern von Petra. Die Einsame, in ihrem Bett thronend. Von der Vergangenheit verfolgt und nie in der Gegenwart angekommen. Ganz anders als die Menschen in Deutschland in dieser Zeit. Im Herbst. Als die Gegenwart sie einholte und mit ihr die Vergangenheit. Ein Herbst, der eigentlich der zweite war. Ob Stig Dagerman das erwartet hatte.

Ja, all dies war eine Reise. Hinein in das Licht. Der dunklen Kinosäle und der bewegten Bilder. Zu Fassbinder. Zugleich: Eine Reise der Verzweiflung, weil: eine Reise der Erkenntnis.

Es war alles in allem.

Und alles für mich.

So steht es geschrieben – oder auch nicht.


*Tocotronic: Alles in Allem. Aus dem Album: Pure Vernunft darf niemals siegen. 2005, L’age d’or.

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