Schlagwort-Archive: Marcio Reolon

Sonntag Februar 25

Contra-Internet: Jubilee 2033

Director: Zach Blas,
USA/Great Britain 2018 29′, English, Spanish

Kino International, 16:00

Displaying jubilee_02.png

The Happy Prince

Director: Rupert Everett
Germany/Belgium/Italy 2017 105′, English, French, Italian

Friedrichstadt-Palast, 09:30

Displaying X_Rupert Everett © Wilhelm Moser.jpg

Las herederas (The Heiresses)

Director: Marcelo Martinessi
Paraguay/Uruguay/Germany/Brazil/Norway/ France 2018, 95′, Spanish

Haus der Berliner Festspiele, 19:00

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Mes provinciales (A Paris Education)

Director: Jean Paul Civeyrac
France 2018 136′, French

CineStar 3, 20:15

Displaying Andranic Manet, Sophie Verbeeck © Moby Dick Films

River’s Edge

Director: Isao Yukisada
Japan 2018 118′, Japanese

Cubix 9, 14:30

Displaying Ryo Yoshizawa, Shuhei Uesugi © River’s Edge Film Partners, TAKARAJIMASHA : Kyoko Okazaki.jpg

Three Centimetres

Director: Lara Zeidan
Great Britain 2017 9′, Arabic

International, 16:00

Displaying Mira Choukeir, Melissa Dano © The London Film School : Pierfrancesco Cioffi.jpg

Tinta Bruta (Hard Paint)

Director: Marcio Reolon, Filipe Matzembacher
Brazil 2018
118′, Portuguese

CineStar 3, 17:45

Displaying Bruno Fernandes © Avante Filmes.jpg

Yours in Sisterhood

Director: Irene Lusztig
USA 2018 101′, English

Zoo Palast 2, 13:00

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Alle Filme beim TEDDY 2018

Unsere täglichen Interviews mit den Filmemachern findet ihr wie immer hier und im TEDDY Youtube Kanal . Alle Informationen rund um den 32. TEDDY AWARD mit allen Veranstaltungen und Terminen findet ihr im TEDDY Programmheft. Bixa Travesty (Tranny Fag)

Director: Claudia Priscilla, Kiko Goifman Brazil 2018, 75′, Portuguese
Als schwarze Transfrau aus den armen Peripherien São Paulos erhebt die Pop-Figur Linn da Quebrada ihre Stimme für die Queers of Colour aus den Favelas. Mit ihrer Jugendfreund*in und Partner*in in Crime, der schwarzen Transfrau und Sängerin Jup de Bairro, performt sie in fulminanten Konzerten. Mit exorbitanten Kostümen und viel Twerking unternimmt sie eine elektro-musikalische Attacke gegen die weiße heteronormative Geschlechterordnung Brasiliens und den Machismus der dortigen Funk-Musikszene. Ihre zärtliche Seite zeigt sich in privaten Szenen – beim Duschen mit Freund*innen oder beim Kochen mit ihrer Mutter spricht sie über Liebe, Rassismus und Armut. In Archivmaterial – selbstgedrehten Videos – sehen wir sie bei intimen Performances während einer Krebsbehandlung im Krankenhaus. Es wird zunehmend klar, dass Linn radikale Nacktheit als Mittel zur Unterwanderung von Genderrollen einsetzt. Die Dokumentation zeigt sie außerdem in inszenierten Radiointerviews, in denen sie ihre Überzeugungen zu Feminismus und ihrer Transsexualität sprachgewaltig präsentiert: Linn will keine Cis-Frau sein, sondern eine Frau mit Penis, deren Genderidentität nicht an Genitalien gebunden sondern im stetigen Wandel begriffen ist. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=B&id_film=772

Contra-Internet: Jubilee 2033

Director: Zach Blas USA/Great Britain 2018 29′, English, Spanish

 
Inspiriert von Derek Jarmans queerem Punk-Film Jubilee von 1978, erzählt Contra-Internet: Jubilee 2033 die Geschichte um Ayn Rand und Mitglieder ihres Kollektivs – darunter u.a. Alan Greenspan – die sich im Jahr 1955 auf einen LSD-Trip begeben. Zach Blas erschafft, mit Susanne Sachsse in der Rolle der Ayn Rand, einen psychedelischen Fiebertraum, in dem die Philosophin und ihre Anhänger*innen in das dystopische Silicon Valley der Zukunft versetzt werden. Während die Campusse von Apple, Facebook und Google brennen, verrät ihnen ihre Reiseleiterin – die künstliche Intelligenz Azuma –, dass Ayn als Philosophin für Tech-Manager*innen eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, da ihre Schriften den Unternehmergeist fördern. Inmitten der Trümmer erfahren Rand und das Kollektiv von der Existenz des Internets und werden Zeugen von Kämpfen zwischen Techies und Anti-Campus-Groupies. Sie treffen auf die contra-sexuelle Internetgegner*in Nootropix, die das Ende des Internets predigt. Rand und das Kollektiv brauchen eine Verschnaufpause und finden sich am Silicon Beach wieder, wo sich Stücke aus polykristallinem Silizium mit Sand und Ozean vermischen. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=C&id_film=760

Der Himmel auf Erden (Heaven on Earth)

Director: Reinhold Schünzel, Alfred Schirokauer Germany 1927, 113′, German intertitles

Lautstark wettert der Abgeordnete Traugott Bellmann gegen den Sittenverfall im Allgemeinen und gegen das berüchtigte Nachtlokal »Himmel auf Erden« im ganz Besonderen. Pech für ihn, dass er die Lokalität erbt – nebst einer halben Million Mark, und ausgerechnet an jenem Tag, da er zum Präsidenten des Sittlichkeitsvereins ernannt wird! Pech auch, dass sein verstorbener Bruder das Erbe an die Bedingung geknüpft hat, Traugott müsse Nacht für Nacht von zehn bis drei in dieser »Hölle des Lasters« schmoren. Noch mehr Pech, dass dies alles an Traugotts Hochzeitstag geschieht und im Schlafzimmer die Tochter eines ehrbaren Sektfabrikanten ihren Bräutigam erwartet … Shimmy, Jazz und Girlkultur: Mit frivolen Anspielungen und überschäumendem Witz fügt der Film Elemente des urbanen Entertainments zu einer Attacke auf das Schmutz- und Schundgesetz von 1926. Zugleich feiert er das Kino als zirzensisches Medium, indem er Kleinkünstlern zu großen Auftritten verhilft. Die Türen fliegen wie bei Lubitsch, und als mondäner Damen-Impersonator bringt der spätere Viktor-und-Viktoria-Regisseur Reinhold Schünzel schon hier die Geschlechteridentitäten zum Tanzen. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=D&id_film=768

Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot

Director: Gus Van Sant USA 2018 113′, English

John hat eine Vorliebe für schräge Witze – und ein Alkoholproblem. So kann er einfach nicht Nein sagen, als ihn eine Partybekanntschaft zur Sauftour quer durch L.A. überredet. Betrunken schläft er auf dem Beifahrersitz des Zechkumpans ein und erwacht am nächsten Morgen querschnittgelähmt im Krankenhaus. Mit 21 Jahren an den Rollstuhl gefesselt, braucht er all seinen Humor, um wieder Sinn in seinem Leben zu finden. Dabei hilft ihm Annu, die seine Lebenslust zurückkehren lässt, genauso wie der Hippie Donny, in dessen unkonventionellen Anonyme- Alkoholiker-Meetings Menschen mit den unterschiedlichsten Schicksalen aufeinandertreffen und lernen, ihr Dasein aus anderen Perspektiven zu betrachten. John erkennt Schönheit und Komik in den Abgründen menschlicher Erfahrungen und nutzt sein künstlerisches Talent, um sie in scharf beobachtete Cartoons zu verwandeln. Gus Van Sants biografisches Drama basiert auf den Memoiren des Cartoonisten John Callahan. Das fiktive Porträt erzählt zärtlich, melancholisch und mit hoffnungsvoller, bejahender Energie von einem Leben mit Einschränkungen. Wie in vielen seiner Filme thematisiert Van Sant auch hier die Suche nach Identität im Umfeld sozialer Subkulturen und ungewöhnlicher Milieus. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=D&id_film=749

Escape From Rented Island: The Lost Paradise of Jack Smith

Director: Jerry Tartaglia

Jerry Tartaglia, langjähriger Archivar und Restaurator des filmischen Nachlasses der queeren New Yorker Underground-, Experimentalfilm- und Performance-Legende Jack Smith, widmet sich in seinem Essayfilm weniger dem Leben, als dem Werk Smiths und fächert dessen ästhetische Idiosynkrasien in 21 thematischen Kapiteln auf. „Escape From Rented Island: The Lost Paradise of Jack Smith ist ein Essayfilm über das Werk des Künstlers und weniger ein Dokumentarfilm über dessen Leben. Er bietet also keine rationale, lineare und distanzierte Erklärung seines Werks. Vielmehr ist das Publikum aufgefordert, Jack Smiths ästhetische Entscheidungen ganz unvoreingenommen zu erleben. Meine Strategie ist eine Herausforderung für die Zuschauer*innen, besonders für jene, die in Dokumentarfilmen gern erklärende Kommentare hören oder zusätzliches, extradiegetisches Material präsentiert bekommen. Wer Jack Smiths unverwässerte Vision nicht erträgt, darf von mir keine Entschuldigung erwarten – lediglich eine Einladung, ihn in sein verlorenes Paradies zu begleiten.“ Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=E&id_film=758

Evidentiary Bodies

Director: Barbara Hammer USA 2018, 10′, Without dialogue

Auch ein Leben, das zwischen den Perforationen eines Filmstreifens abläuft, kann tanzen. Die Schönheit des menschlichen Körpers, sei er auch versehrt, tanzt weiter. Hoffnung lebt nicht ewig, sondern täglich. Ein Publikum, versunken in drei Leinwände, spürt die Umklammerung der Krankheit, die Isolation des physischen Körpers. Die endlose Filmschleife läuft, doch sie kann der Protagonistin keinen Halt geben. Die Zeit ist dehnbar, der Körper verändert sich und der Film beginnt erneut. Eine Trilogie des Selbst, Zeugin von Verfall und Leid, das Undenkbare vollbringend, unaufhaltsam, ein Totentanz. Drei umgibt, umschließt, umarmt die Eine, die nicht für sich stehen kann. Wir – menschliche Wesen auf einem kleinen Globus, vereint durch evolutionäre Struktur und biologische DNA – haben die Chance, durch Empathie und Identifikation mit dem empfindsamen Körper zueinanderzufinden. Ein unausgesprochenes Plädoyer an die Zuschauer*innen, Mitgefühl zu spüren, Verletzlichkeit zuzulassen, die Evidenz des Körpers zu erkennen, eines Körpers, der auch ihr eigener Körper ist. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=E&id_film=759

Game Girls

Director: Alina Skrzeszewska France/Germany 2018 90′, English

Die Gegend Skid Row in L.A. ist bekannt als „Hauptstadt der Obdachlosen“ der USA. Dort zu überleben ist ein hartes Spiel, in dessen Regeln uns die Geschichten der porträtierten Frauen Teri und Tiahna einführen. Das Leben des lesbischen Paares spielt sich zwischen Gefängnis, Alkoholsucht und Drogenverkauf, aber auch Hoffnung ab, ihr Schicksal ist paradigmatisch für das Leben afroamerikanischer Frauen an den Rändern der amerikanischen Gesellschaft. In einem von der Filmemacherin initiierten Workshop für Frauen aus der Community verarbeiten sie ihre Erinnerungen und Traumata und beginnen einen Transformationsprozess, in dessen Verlauf sie nicht als Opfer, sondern als selbstermächtigte Subjekte sichtbar werden. Soziale Proteste gegen Obdachlosigkeit in der Nachbarschaft oder die Black-Lives-Matter-Bewegung sind genauso Teil ihres Lebens wie die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Homosexualität leben, oder der hartnäckige Kampf mit den Behörden um die eigenen vier Wände. Mit einer beobachtenden, intimen Kamera erzählt der Film die Geschichte zweier Frauen, die es schaffen, der Skid Row zu entkommen, und dennoch in den Grenzen ihrer Lebensumstände gefangen sind. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=G&id_film=774

Garbage

Director: Q India 2018 105′, Hindi

Mit einer langen Metallkette ist eine junge, scheinbar stumme Frau an der Wand einer Wohnung festgemacht. Sie wird als Sklavin im Haus des Taxifahrers Phanishwar gehalten, schläft auf einem Tisch und kocht ihm Essen. Phanishwar ist ein glühender Anhänger des rechtsextremen Gurus „Baba“ und verbreitet seinen Hass in den Kommentarspalten sozialer Netzwerke. Eines Tages trifft er die junge Rami, die in Goa untertauchen muss, als sich ein heimlich gefilmtes Sexvideo mit ihr viral im Netz verbreitet. Er wird zu ihrem Fahrer, während er die junge Frau online heimlich stalkt. Der indische Regisseur Q scheut keine Kontroverse. Schon mit den abgründigen Geschichten in seinem Spielfilmdebüt Gandu erhitzte er die Gemüter. Seine stilsicher inszenierte Rachegeschichte Garbage kreist um zwei Frauen, die unterschiedlichen Formen von Unterdrückung ausgesetzt sind. Q lässt sich bei der Entwicklung der Ereignisse zunächst Zeit und schlägt manchen (queeren) Umweg ein, bis sich die Vorzeichen schließlich radikal ändern. Als weibliches Martyrium in Vergeltung umschlägt, findet der Regisseur drastische Bilder für die filmische Dekonstruktion (indischer) Männlichkeit. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=G&id_film=775

High Fantasy

Director: Jenna Bass South Africa 2017 74′, English

„Ich versuche nicht davor zu fliehen, wer ich bin. So ist es nun mal, ich wurde in diesen Körper geboren und kann ihm nicht entkommen. Bin ich wütend darüber, was er ist? Ja.“ Eine unverfängliche Vorstellung, weil man davon ausgehen kann, dass sie ohnehin nie Realität wird: im Körper eines anderen Menschen zu stecken. Lexi und ihren Freund*innen widerfährt während eines Campingtrips aber genau das. Der Schock ist riesig. Zumal es bereits vor dem unerklärbaren Ereignis Spannungen gegeben hat: zwischen den drei jungen Frauen und Thami, dem einzigen Mann, aber auch zwischen der weißen Lexi und der schwarzen Xoli. Im Bann des Körpertauschs brechen Konflikte auf, die symptomatisch für die gesellschaftlichen Verwerfungen in der südafrikanischen Rainbow Nation stehen. Eingefangen mit den Smartphones der Protagonist*innen entspinnt sich ein ebenso kluger wie bissiger Versuch über die Politik der Körper, Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=H&id_film=761
 

Je fais où tu me dis (Dressed for Pleasure)

Director: Marie de Maricourt Switzerland 2017 17′, French Nach Léchez-nous, Miaou, Miaou! (Generation 2016) erzählt Marie de Maricourt erneut von einer schillernden Rebellion sexueller Identität. Sarahs Sehnsüchte scheinen in ihrem Elternhaus keinen Platz zu haben. Die fremdbestimmte Atmosphäre in dem gutbürgerlichen Haushalt erlebt die junge Frau beengender als ihren Rollstuhl. Mithilfe einer heimlichen Komplizin findet sie jedoch Wege, das düstere Anwesen in einen Tempel der Wonne zu verwandeln. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=J&id_film=763

Juck

Director: Olivia Kastebring, Julia Gumpert, Ulrika Bandeira Sweden 2018 18′, Swedish
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Juck ist Sex. Juck ist Energie. Juck ist Protest. Juck ist Therapie. Juck ist Aktion. Juck ist Dominanz. Juck ist Provokation. Juck ist Toleranz. Juck ist Bewegung. Juck ist Fantasie. Juck ist Erregung. Juck ist Utopie. Juck ist, sich selbst zu sehen, auch wenn es schwer ist. Juck ist, sich nicht für seine Existenz zu entschuldigen. „Weiblichkeit ist ein Wort, das wir mit allem füllen können, was wir wollen“, sagen sie. Sie füllen es mit Juck. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=J&id_film=762

L’ Animale

Director: Katharina Mueckstein Austria 2018 97′, German

In Österreich heißt der höchste Schulabschluss „Matura“. Anders als in „Abitur“ (von „abire“ für „davongehen“) steckt darin vor allem der Gedanke der Reifeprüfung. Mati plant wie ihre Mutter Tierärztin zu werden und dazu ihren überschaubaren kleinstädtischen Kosmos Richtung Wien zu verlassen. Doch vorerst stellt sich die Frage, ob sie reif ist für diese Zukunft. Ihre langen Haare bindet sie zum strengen Knoten, der Nacken ist ausrasiert und im Maturakleid sieht Mati, wie sie selbst sagt, aus wie ein Clown. Sie hängt mit den Jungs ab und heizt mit ihnen auf ihrer Motocross- Maschine durch den Steinbruch. Als sich in der Disko eine Klassenkameradin gegen die sexuelle Belästigung durch einen von Matis Kumpels wehrt, spuckt Mati ihr ins Gesicht. Doch genau wie die Ehe ihrer Eltern bekommt Matis Crossfahrerclique Risse, als Fragen nach Freundschaft, Liebe und Sexualität deutlicher in den Vordergrund rücken. In ihrem zweiten Spielfilm setzt Katharina Mueckstein klare Bilder, klare Worte und coole Synthesizer-Beats ein, um von einer nicht leicht erklärbaren jungen Frau vor ihrem „Davongehen“ zu erzählen. Dass Reife und Zukunftsfragen nichts mit Alter zu tun haben, zeigt das Schweigen der Erwachsenen. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=L&id_film=780

Las herederas (The Heiresses)

Director: Marcelo Martinessi Paraguay/Uruguay/Germany/Brazil/Norway/ France 2018 95′, Spanish

Chela und Chiquita sind schon lange ein Paar. Mit den Jahren haben sie sich in einer festen Rollenverteilung eingerichtet. Die extrovertierte Chiquita regelt das gemeinsame Leben. Chela hingegen verlässt eher ungern das Haus, lieber verbringt sie den Tag hinter ihrer Staffelei. Finanzielle Schwierigkeiten zwingen sie dazu, Teile ihres geerbten und geliebten Mobiliars – allesamt Erinnerungsstücke – zu verkaufen. Als Chiquita wegen Überschuldung ins Gefängnis kommt, ist Chela plötzlich auf sich allein gestellt. Mit ihrem alten Daimler bietet sie einen Taxi-Service für wohlhabende ältere Damen aus der Nachbarschaft an. Beim Chauffieren lernt sie auch eine von deren Töchtern kennen, die junge, lebensfrohe Angy. Diese Begegnung lockt die eher passiv auftretende Chela aus der Reserve und lässt sie ihre eigenen Sehnsüchte neu entdecken. So zurückhaltend und vorsichtig wie seine Heldin erkundet der Film die Außenwelt und richtet den Blick zunehmend auf eine Gesellschaftsschicht, die seltsam abgeschottet von der Wirklichkeit in den Tag hineinlebt. Wenn Chela ihre Freundin im Gefängnis besucht, entfaltet sich dagegen ein ganz anderes Bild von den Verhältnissen in Paraguay. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=L&id_film=750

Ludwig der Zweite, König von Bayern (Ludwig II of Bavaria)

Director: Wilhelm Dieterle Germany 1930, 132′, German intertitles

In seinen letzten Lebensjahren widmet sich der bayerische König Ludwig II. (1845-1886) ehrgeizigen künstlerischen Bauprojekten, die die Staatsfinanzen auf das Äußerste strapazieren. Zugleich flüchtet sich der menschenscheue Monarch auf seinen Schlössern immer mehr in eine Traumwelt. Sein Bruder ist in einer psychiatrischen Anstalt interniert, und schließlich wird auch Ludwig unter die Aufsicht des Psychiaters Dr. Gudden gestellt. Diesem Kuratel versucht er sich am Starnberger See zu entziehen … »Wenn den Oberen einer nicht passt, muss er weg …« Aus einer volksnahen Perspektive zeichnet die Geschichte des »Märchenkönigs« den Weg eines gebrochenen Charakters in die geistige Zerrüttung. In Wilhelm Dieterles Lesart befördern Hofschranzen und Beamte, der Thronfolger und die Ärzteschaft diese Entwicklung noch zusätzlich. Darum zog der sachlich gehaltene Film, der Ludwigs Faszination für nackte Männerkörper nicht unterschlägt, heftige Angriffe aus Bayern auf sich. Als die Berliner Zensurbehörden Eingriffe verweigerten, verhängte der Münchner Polizeipräsident ein Aufführungsverbot wegen »Gefährdung der öffentlichen Ordnung«. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=L&id_film=769

Malambo, el hombre bueno (Malambo, the Good Man)

Director: Santiago Loza Argentina 2017 71′, Spanish

Würdevoll und stark sieht er aus, unangreifbar und voll erotischer Anziehungskraft: Der junge Malambo-Tänzer Gaspar ist eins mit seiner Leidenschaft, der Tanz ist sein Beruf. Doch Regisseur Santiago Loza lehrt uns bereits zu Anfang seines Films, dass der argentinische Wettbewerbstanz Malambo auch ein kompromissloser Kampf gegen die Zeit ist. Man verschreibt ihm sein Leben. Gewinnt man den großen Zweikampf, ist man danach dazu verdammt, als Trainer den Nachwuchs zu unterrichten oder zur Abendunterhaltung auf Kreuzfahrtschiffen zu tanzen. Ein Weiterleben im Wettbewerb gibt es nicht. In kontrastreichen, magischen Schwarz-Weiß-Bildern entführt uns Loza in die Welt des argentinischen Gauchotanzes. Als Fiktion angekündigt, kommt sein Film wie eine Mischung aus Dokumentarfilm und Märchen, Biografie und Essay daher und stellt dabei die Schönheit des Kampfes der harten Alltagsrealität seines Tänzers gegenüber. Gaspars Hingabe fordert erste körperliche Opfer. Etwas anderes als Malambo scheint es nicht mehr zu geben. In raren Begegnungen mit dem Leben abseits des Tanzes trifft Gaspar Familienmitglieder, Kontrahenten oder seinen Mitbewohner in der Hitze seiner kleinen Wohnung. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=M&id_film=783

Marilyn

Director: Martín Rodríguez Redondo Argentina/Chile 2018 80′, Spanish

Es ist nicht viel los im ländlichen Argentinien, wo der junge, schüchterne Marcos mit seiner Familie lebt. Die Umstände sind bescheiden und die Geschlechterrollen klar verteilt. Der heiße Sommer macht das Leben nicht eben leichter, doch das Geld muss verdient und die Kuhherde zusammengehalten werden. Marcos baut sich im Alltag immer wieder kleine Inseln der Freiheit, schminkt sich heimlich sein fast noch kindliches Gesicht oder schlüpft hinter verschlossener Tür in bunte Kleider. Der Karneval steht vor der Tür und soll Marcos‘ Leben genauso einschneidend verändern wie der unerwartete Umzug der Familie. Mit großer Ruhe und ganz ohne leitende Musik zeichnet Martín Rodríguez Redondo in seinem Debütfilm das zärtliche Porträt einer Jugend und einer vorerst unterdrückten Selbstfindung. Das Brummen der Motorräder verheißt gleichzeitig Freiheit und Bedrohung, und obwohl es aus dieser Welt kein Entkommen zu geben scheint, ist die Situation nicht hoffnungslos, denn irgendwann ist da der junge Federico. Kontemplativ sind die Bilder, geradlinig ihr Fluss, überraschend ist der Lauf der scheinbar vorherbestimmten Ereignisse. Eine Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=M&id_film=782

Mes provinciales (A Paris Education)

Director: Jean Paul Civeyrac France 2018 136′, French

Voller Erwartungen kommt Etienne aus Lyon nach Paris, um an der Sorbonne Filmregie zu studieren. Seine Freundin Lucie lässt er mit dem Versprechen zurück, sich regelmäßig per Skype bei ihr zu melden. In seinem Kurs trifft er unter anderem auf Jean-Noël und Mathias, die ebenfalls aus kleineren Städten in die Metropole gekommen sind und seine Leidenschaft fürs Kino teilen. Gemeinsam diskutiert man über Filmklassiker, liest Texte von Flaubert und Pasolini, hört Bach und Mahler. Während sich Jean-Noël als umgänglicher Freund erweist, der Etiennes fragiles Selbstbewusstsein zu stärken versucht, wirkt Mathias oft streng, unnahbar und geheimnisvoll. Er streitet sich gern und taucht wochenlang ab, ohne dass die anderen wissen, wo er sich gerade aufhält. Auch seinen Studentenfilm bekommt niemand zu Gesicht. Besonders enttäuscht ist Etienne, als er zufällig entdeckt, dass Mathias ein Geheimnis mit Annabelle teilt, jener idealistischen jungen Frau aus seiner Wohngemeinschaft, in die er heimlich verliebt ist. Jean Paul Civeyracs zärtlich-melancholische schwarz-weiße Studie über Erfahrungen mit der Kunst und dem Leben ist zugleich eine Liebeserklärung ans klassische Kino und an die Stadt Paris. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=M&id_film=781

Obscuro Barroco

Director: Evangelia Kranioti France/Greece 2018 60′, Portuguese

Langsam und elegisch gleitet die Kamera erst über einen in dichten Nebel gehüllten Wald, dann über das Panorama von Rio de Janeiro. Rio sei eine Fabrik der Träume und Alpträume, sagt eine Stimme aus dem Off, eine Stadt der Transformationen. In ihrem essayistischen Film Obscuro Barroco folgt die griechische Regisseurin Evangelia Kranioti den poetischen Worten ihrer transidenten Erzähler*in Luana Muniz, Ikone der queeren Subkultur Brasiliens. In einem schlafwandlerischen Fluss von Kamerabildern begibt sie sich in die pulsierende Welt der Nachtgestalten. Ein Bewusstseinsstrom aus dem Underground Brasiliens fließt mitten hinein in den Straßenkarneval der Stadt. Zwischen Masken und Make-up, jungen, nackten und neuen Körpern und dem Spektakel des Feuerwerks kommen Menschen zum Vorschein, deren Transformationen kein klares Geschlecht mehr kennen. Ein weißer Clown führt uns durch den Film, in dessen Bildwelten unvermittelt auch Proteste gegen die Regierung ihr ungeschminktes Gesicht zeigen. In geschlossenen Räumen fallen die Hüllen, die „Transvestiten“ werden besungen und feiern sich selbst, bis der Traum in eine tänzerische Ekstase mündet. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=O&id_film=779

Onde o Verão Vai (episódios da juventude)/ Where the Summer Goes (chapters on youth)

Director: David Pinheiro Vicente Portugal 2018 20′, Portuguese

Die Hitze des Sommers flirrt. Eine Gruppe von Freunden fährt in den Wald. Die Körper sind dicht gedrängt in diesem Auto. Vier auf der Rückbank, zwei vorne. Die Männer küssen. Im Wald finden sie eine Schlange. Die Schlange ringelt sich über den Fuß des jungen Mannes. Das Mädchen hält sie in den Händen. Zwei Männer essen Pfirsiche. Nach dem Kuss ist der Tag vorüber. Die Komposition der Gruppe in einem Bildrahmen erinnert an die frühen Filme von Asghar Farhadi, in denen ebenfalls immer wieder der Einzelne der Gruppe gegenübersteht. Die Inszenierung der Jugend ist modern und gleichzeitig in ihren Blicken und Gesten ein Verweis auf die Malerei des Barock, ohne jemals das Heute zu vergessen. In vier Kapiteln eignet sich der 21-jährige David Vincente den Anfang aller Erzählungen der monotheistischen Religionen an und interpretiert ihn neu. Reframing his-story. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=O&id_film=752

Para Aduma (Red Cow)

Director: Tsivia Barkai Yacov Israel 2018 90′, Hebrew

„Wie denkst du über intime Beziehungen? Sag ruhig, zöger nicht.“ · „Ich denke, sie sind die höchste Verbindung zwischen zwei Seelen.“ Ihr Haar ist so rot wie das Fell des Kuhkalbs, von dem sich der strenggläubige Vater die prophezeite Erlösung erhofft. So einsam und gefangen wie das Kalb in seinem Gatter fühlt sich die 17-jährige Benny auch. Ihre Mutter hat sie bei der Geburt verloren, seither lebt sie allein bei ihrem fürsorglichen, patriarchalischen Vater, der für viele in der Jerusalemer Gemeinde Autoritätsperson und Mentor ist. Auch für Yael, die bei Benny wildes Gefühlschaos auslöst. Während sie dem religiös-utopischen Nationalismus ihres Vaters zunehmend skeptisch gegenübersteht, verspürt Benny eine aufwühlende Faszination für die selbstbewusste und verletzliche Frau. Mit emotionaler Wucht verkörpert Avigayil Koevary im Langfilmdebüt der israelischen Regisseurin das jugendliche (Auf-)Begehren. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=P&id_film=764

Pasolini

Director: Abel Ferrara France/Italy/Belgium 2014 84′, English, Italian, French Nichts deutet darauf hin, dass dies der letzte Tag im Leben des italienischen Schriftstellers und Regisseurs Pier Paolo Pasolini sein wird. Auch den Morgen des 2. November 1975 verbringt er zusammen mit seiner Mutter, ehe er Zeitung liest und an einem Drehbuch arbeitet. Zum Mittagessen kommt die Schauspielerin Laura Betti zu Besuch. Am Nachmittag empfängt Pasolini einen Journalisten, um ein weiteres Interview zu seinem »Skandalfilm« Die 120 Tage von Sodom zu geben. Abends trifft er Freunde in einem Restaurant, anschließend fährt er mit seinem Alfa Romeo zum Schwulenstrich, wo der 17-jährige Pino Pelosi zu ihm ins Auto steigt. Als er mit ihm zum Strand von Ostia fährt, taucht dort aus dem Dunkel eine Gruppe von jungen Männern auf …Unterbrochen wird die Erzählung von Szenen, die nach Pasolinis letztem Drehbuch entstanden und die unter anderem den Pasolini-Schauspieler Ninetto Davoli beim Besuch eines vermeintlichen »Homosexuellenparadieses« zeigen. Im Kontrast zu dessen quirliger Komik verkörpert Willem Dafoe Pasolini als kontemplativen Menschen. Angereichert mit vielen originalen Pasolini-Zitaten, gibt seine konzentrierte Darstellung eine Ahnung davon, wie es gewesen sein könnte… Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=P&id_film=770
 

Pop Rox

Director: Nate Trinrud USA 2017 14′, English

Jesse ist kreativ und überhaupt nicht auf den Mund gefallen. Wie aber soll sie ihrer besten Freundin gestehen, dass sie verliebt ist? Und zwar in sie! Es vorspielen mit Fingerpuppen? Zu albern. Einen Liebesbrief schreiben? Vielleicht. Oder es ihr einfach sagen? Mit großer Anteilnahme und einer Prise Ironie beschreibt der Film die Gefühlswelt des verliebten Teenagers, hin- und hergerissen zwischen wilder Entschlossenheit und der Angst, enttäuscht zu werden. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=P&id_film=765

Retablo

Director: Álvaro Delgado-Aparicio L. Peru/Germany/Norway 2017 101′, Quechua, Spanish

„Bist du nicht glücklich, mit ihm zu arbeiten? · Ich möchte gerne andere Dinge sehen.“ · „Du wirst da draußen verloren gehen.“ · „Warum dürfen die anderen gehen, aber ich nicht?“ · „Weil du Kunsthandwerker bist und kein Bauer.“ Im Schweigen sieht Segundo die einzige Möglichkeit, mit dem Geheimnis seines Vaters Noé umzugehen. Der 14-Jährige lebt mit seinen Eltern in einem Dorf hoch oben in den Bergen Perus. Noé ist ein angesehener Künstler und Segundos Vorbild. Mit liebevoller Hingabe fertigt er Altarretabel, für Kirchen und Häuser, und führt seinen Sohn in dieses Handwerk ein. Doch ihr enges Verhältnis hat Risse bekommen. Schonungslos schaut der Film hinter die Fassade einer intakt wirkenden Dorfgemeinschaft, in der patriarchalische Regeln mit unerbittlicher Gewalt durchgesetzt werden. In gesättigten Farben entwirft er das Panorama einer Welt, in der ein junger Künstler seinen Platz sucht. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=R&id_film=766

River’s Edge

Director: Isao Yukisada Japan 2018 118′, Japanese

Tokio 1994. In einem Videointerview redet eine junge Frau über die Bedeutung eines Teddybären. Kurz darauf stürzt in der Nacht ein brennendes Objekt aus einem Hochhaus. Ein gefesselter, nackter junger Mann fällt aus einem Spind. Zwei Fischer reden über einen Wassergeist. In Isao Yukisadas außergewöhnlichem Drama River’s Edge werden viele Fährten gelegt und die Wechsel zwischen den Erzählsträngen sind so sprunghaft und unberechenbar wie die Figuren: Ichiro ist schwul und Opfer der Gewalt seiner Mitschüler, zieht aber Stärke aus seinen Blessuren. An einem nahe gelegenen industrieverseuchten Fluss macht er einen grausigen Fund und zeigt ihn seiner besten Freundin Haruna. Kannonzaki liebt brutalen Sex und überschreitet dabei immer weitere Grenzen. Ein in sich zurückgezogenes Mädchen liest obsessiv in den Tagebüchern ihrer schwangeren Schwester und das bulimische Model Kozue vergräbt sich nachts in Bergen aus Essen. Alle diese und andere Geschichten werden virtuos zum atemlosen Sittengemälde einer getriebenen, scheinbar verlorenen Jugend montiert, wobei die Begegnungen mit Gewalt unabdingbar scheinen. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=R&id_film=778

Shakedown

Director: Leilah Weinraub USA 2018 82′, English

Die von und für afroamerikanische Frauen in L.A. gegründete Partyreihe „Shakedown“ hostete Go-go-Dance und Strip-Shows für den lesbischen Underground der Stadt. Inspiriert von der Transfrau Mahogany, die als Mutter der Szene in den Achtzigern queere Strip-Shows und Bälle für ein nicht heterosexuelles Publikum veranstaltete, initiierte, produzierte und präsentierte die Butch Ronnie Ron die Events: Shows, in denen das hauptsächlich weibliche Publikum aus der „hood“ den Tänzerinnen für ihre Lapdances Dollars in die Panties steckt, während sie auf Hip-Hop-Beats lesbische Sexualität feiern. Die intime Chronik zeigt die Protagonistinnen auch Backstage und in Interviews, in denen klar wird, dass „Shakedown“ mehr war als ein Strip-Club: Als einer der wenigen Räume für lesbische Subkultur schuf der Club für Freaks und Queers of colour eine solidarische Community-Struktur. Doch als solcher war er polizeilicher Repression ausgesetzt. Die Regisseurin ist selbst Teil der Szene und wirft mit exklusivem Archivmaterial, Postern und Flyern einen persönlichen Blick auf weibliches Begehren, das selten auf der Leinwand zu sehen ist. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=S&id_film=776

The Happy Prince

Director: Rupert Everett Germany/Belgium/Italy 2017 105′, English, French, Italian
Ende des 19. Jahrhunderts ist Oscar Wilde Dandy und Darling der Londoner Gesellschaft – geistreich, humorvoll und skandalumwittert. Doch seine für die Zeit zu offen gelebten Liebesbeziehungen mit Männern bringen ihn ins Zuchthaus. Bei seiner Entlassung ist er verarmt und gesundheitlich angegriffen und geht ins Exil nach Paris. Nach einem halbherzigen Versöhnungsversuch mit seiner Frau nimmt er die Beziehung zum jungen Lord Douglas wieder auf, womit er sich jedoch vollends ins Unglück stürzt. Was ihm bleibt, sind seine versponnenen Geschichten, mit denen er die Zuneigung zweier Straßenjungen gewinnt. Unterstützt von treuen Freunden, die ihn vor seinen eigenen Exzessen zu schützen versuchen, bewahrt er auch seinen Charme und seine Ironie bis zum bitteren Ende: „Entweder diese scheußliche Tapete geht – oder ich …“ Im Zentrum der Filmbiografie von Rupert Everett, verantwortlich für Drehbuch, Regie und Hauptrolle, stehen die letzten Jahre des einst gefeierten, später in Ungnade gefallenen Schriftstellers. Rückblenden und assoziative Traumbilder zeigen ihn als den exzentrischen Lebemann, der er zeitlebens war, und das Porträt öffnet sich zu einem Panorama der beginnenden Moderne. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=755

The Silk and the Flame

Director: Jordan Schiele USA 2018, 87′, Mandarin, English

Zum Neujahrsfest, dem wichtigsten Familienfest in China, reist der unverheiratete Yao aus Peking in sein Heimatdorf. Mit seinem Einkommen aus der Großstadt versorgt er nicht nur die alten Eltern, auch seine Geschwister und deren Kinder leben wie selbstverständlich von seinen regelmäßigen Zahlungen. Die Mutter, die seit ihrer Kindheit gehörlos ist, versorgt den pflegebedürftigen Vater. Der will seinen zweiten Sohn unbedingt mit einer passenden Frau verheiratet sehen, doch Yao selbst würde eigentlich lieber den Mann fürs Leben finden. Er hat es in die Hauptstadt geschafft und durch herausragende Leistungen den Respekt seines Vaters gewonnen, doch seine eigenen Bedürfnisse steckt er als braver Sohn zurück, um die ewig fordernde Familie zu unterstützen. Ein berührender Einblick in einen chinesischen Alltag, in dem der wirtschaftliche Boom in den Städten in krassem Gegensatz zur Armut auf dem Land steht. Jordan Schiele zeigt das karge Leben auf dem Dorf in zeitlosem Schwarz-Weiß und kontrapunktiert die lauten und chaotischen Familienszenen immer wieder durch Yaos reflektierende Monologe. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=773

Three Centimetres

Director: Lara Zeidan Great Britain 2017 9′, Arabic

Ein Moment des Stillstands, der Schwebe. Vier Freundinnen sitzen in der Gondel eines Riesenrads; die Kamera nimmt das Mittelmeer vor der libanesischen Küste mit in den Blick, beobachtet, wie die Mädchen einsteigen, dreht eine Runde, fährt mit ihnen bis nach oben. Dann stoppt das Rad und auch die Kamera hält inne. Die Unterhaltung ist bereits zuvor ins Stocken geraten, als Manal gesteht, dass sie mit einer Frau zusammen ist. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=767

Tinta Bruta (Hard Paint)

Director: Marcio Reolon, Filipe Matzembacher Brazil 2018, 118′, Portuguese

Pedro verdient sein Geld in Chatrooms. Die Bildauflösung mag nicht perfekt sein, doch wenn sich Pedro vor der Webcam in NeonBoy verwandelt, erzielt das den gewünschten Effekt. Langsam lässt der junge Mann seine Finger erst in verschiedene Farbtöpfe und danach über seinen nackten Körper wandern. Im Dunkeln beginnt NeonBoy zu leuchten, folgt den Aufforderungen der User und trifft sich schließlich für Geld mit einem von ihnen im privaten Chat. Als Pedros Schwester Luzia aus der gemeinsamen Wohnung auszieht und er bemerkt, dass jemand seine Shows imitiert, beginnen die Dinge sich zu verändern. Er verabredet sich mit dem Unbekannten zu einem Date, das weitreichende Folgen hat. Wie in bisher allen Filmen des Regie-Duos Felipe Matzembacher und Marcio Reolon befinden wir uns in Porto Alegre in Nordbrasilien und beobachten junge, queere Menschen auf der Suche nach Nähe, Gemeinschaft und Geborgenheit. Die elegant eingewobenen virtuellen Bilder führen, wie auch die Geschichten der Figuren, indirekt aus dieser Welt heraus, dennoch bleiben wir immer vor Ort, in einer zunehmend homophoben brasilianischen Gesellschaft, deren Außenseitern hier mit großer Zärtlichkeit und viel Sensibilität ein Porträt in drei Akten gewidmet wird. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=771

Touch Me Not

Director: Adina Pintilie France 2018, 125′, English, German Romania/Germany/Czech Republic/Bulgaria/

Laura kann sich nicht berühren lassen. Sie schreckt zurück, wenn jemand sie anfasst oder ihre Hand ergreift. Sie sucht einen Therapeuten auf, bestellt sich einen Callboy, doch ihr Körper bleibt ein Panzer. In losen Szenenfolgen werden weitere Menschen auf der Suche nach Intimität begleitet. Christian, der mit vielen körperlichen Einschränkungen leben muss, spricht unbefangen von seinen Vorlieben, Abneigungen und über sein Liebesleben mit der langjährigen Freundin. Das Paar besucht einen Workshop für Körperwahrnehmung. Menschen jeden Alters mit und ohne Behinderung nehmen daran teil. So auch Tudor, der mit seinem kahlen Kopf seltsam verletzlich wirkt und die verschiedenen Formen seines Begehrens erst noch finden und akzeptieren muss. Eine laborartige Atmosphäre und kühle Bilder helfen dem Zuschauer, sich von vorgefassten Meinungen und Vorstellungen von Intimität zu befreien. Der Film begibt sich auf eine emotionale Expedition, um die verschiedenen Facetten von Sexualität jenseits aller Tabus auszuleuchten. Dabei entwickelt jede Szene, unabhängig davon, ob die Situationen gespielt oder dokumentarisch sind, ihre eigene Wahrhaftigkeit. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=751

T.R.A.P

Director: Manque La Banca Argentina 2018 16′, Spanish

Mystischer Ort, verwunschene Geschichte: Ein Gruppe von Rittern, direkt aus dem Mittelalter importiert, geht am Ufer des Río de la Plata an Land. Sie sind auf der Suche nach einem Grab, an dem sie ein Ritual abhalten wollen. Während sie durch den Dschungel ziehen, geschehen Dinge, die sie im Heute landen lassen. Sie haben Sex, finden ein Auto, genießen mit einem Bier in der Hand den Sonnenuntergang. Dann erklingt im Radio eine Nachricht, die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt, und es gibt kein Zurück mehr. Im Süden Argentiniens ist es im vergangenen Sommer zu Demonstrationen gegen das italienische Mode- und Textilunternehmen Benetton gekommen. Die Firma besitzt dort riesige Ländereien, die ursprünglich den Mapuche gehörten. Die Mapuche-Ureinwohner versuchen seit Jahren, ihren Besitz zurückzubekommen, um selbstbestimmt zu leben. Die Demonstrationen waren mit Ausschreitungen auf beiden Seiten verbunden; dabei verschwand Santiago Maldonado, der mit den Mapuche demonstrierte. „Nie wieder“ hieß es seit dem Ende der Diktatur in Argentinien, nun ist es wieder soweit. Es gibt keine Flucht vor der Realität, es gilt sich ihr zu stellen. Der Filmemacher bricht vorherrschende Stereotypen auf, um so seine eigene Geschichte jenseits des hegemonialen Anspruchs zu erzählen. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=754

Tuzdan kaide (The Pillar of Salt)

Director: Burak Çevik Turkey 2018 70′, Turkish

Eine schwangere junge Frau, die in einer Art Höhle lebt, sucht ihre verschwundene Schwester. Reiz, Reichtum und Radikalität dieses ersten Langfilms von Burak Çevik sind mit diesem Handlungsfaden nur unzureichend beschrieben. Sie liegen vielmehr in der Freiheit, die er sich nimmt, um für seine Erzählung eine extravagante Filmwelt zu erschaffen. Aus der fast an ein Märchen erinnernden Höhle setzt die Protagonistin über einen Fluss und nimmt die Spur ihrer Schwester auf. Die führt sie in einen botanischen Garten, eine Vogelhandlung, eine Dunkelkammer. Die Fotolaborantin vergleicht den Effekt von Fotografien damit, wie Gott Lots Frau zur Salzsäule erstarren ließ, weil sie der Versuchung, sich umzudrehen und Sodoms Zerstörung anzuschauen, nicht widerstehen konnte. Für die Ewigkeit festgehalten, in Ewigkeit erstarrt – muss man es also für bare Münze nehmen, wenn die Protagonistin der Bootsfrau erzählt, sie sei eine Teilzeit-Vampirin? Die Versonnenheit, mit der der Film abschweift und uns Pflanzen, einen Negativstreifen, oder ein Tischtennismatch zeigt, trägt erheblich zu dem Sog bei, den er entfaltet. Dabei bleibt manches rätselhaft und macht auf mögliche Referenzen umso neugieriger. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=T&id_film=756

Yours in Sisterhood

Director: Irene Lusztig USA 2018 101′, English

Atlanta, vor einer Tankstelle an einer kleinstädtischen Straßenkreuzung. Bowling Green, Kentucky, auf einem Privatanwesen mit perfekt gepflegtem Rasen. Ein Garten vor einem Einfamilienhaus in Connecticut. Auf den ersten Blick sind es unscheinbare Orte, an denen Irene Lusztig auf ihrer zweijährigen Reise durch die USA mehrheitlich Frauen bittet, Leserbriefe vorzulesen und zu kommentieren, die aus dem Archiv der liberal- feministischen Zeitschrift „Ms.“ stammen. Geschrieben vor ungefähr 40 Jahren, zumeist von Frauen, die in der Zeitschrift erschienene Artikel zum Anlass nahmen, von sich zu erzählen – offenherzig, privat, oft erleichtert, manchmal erbost. In den Briefen geht um Schwangerschaftsabbrüche, um lesbische Liebesaffären von verheirateten Frauen, um die Ignoranz des Magazins gegenüber Lebenswirklichkeiten schwarzer Frauen… Irene Lusztig gelingt es in ihrer dokumentarischen Inszenierung, einen Fundus der Frauenbewegung von damals in eine vielschichtige Beziehung mit der Gegenwart zu bringen. Das Wort steht dabei nur vermeintlich im Vordergrund. Dem Publikum ist es überlassen, einen feministischen Kosmos zu entdecken, den Yours in Sisterhood auf vielen Ebenen zugänglich macht. Info: http://teddyaward.tv/de/archiv?a-z=1&select=Y&id_film=757