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TEDDY TODAY: 12. Februar 2022

Auch am dritten Festivaltag haben wir wieder einige Events für Euch – heute haben alleine zehn unserer TEDDY-Filme Premiere! Eine Liste aller Spielzeiten und Reruns findet Ihr unten👇

Außerdem gibt es heute unseren live TEDDY Talk: The TEDDY Winners Path through a Pandemic. Den Talk könnt Ihr um 16 Uhr live verfolgen unter teddyaward.tv/live.

PREMIEREN:

DREAMING WALLS

Regie: Amélie van Elmbt & Maya Duverdier
Belgium, France, USA, Netherlands, Sweden, 2022
80′

Film still Dreaming Walls, © Clin d’oeil films

Entrückt schwebt die Kamera, wabern Stimmen und Klänge durch die entkernten Räume eines Gebäudes. Archivmaterial legt sich mal als Projektion auf unverputzte Wände, mal als Tonspur unter die Ortsbegehung. Es ist das legendäre Chelsea Hotel, berühmt als Taubenschlag der New Yorker Boheme der 1950er- bis 1980er-Jahre. Außenseiter*innen der bürgerlichen Gesellschaft – Sexarbeiter*innen, Poet*innen, Queers und Künstler*innen – konnten hier günstig unterkommen und Allianzen bilden. Die verbliebenen Mieter*innen aus jener Zeit gewähren Eintritt in ihre Wohnungen und Einblick in ihre Leben. Sie stehen im Mittelpunkt des Films, der die Gegenwart mit den Geistern der Vergangenheit verwebt. Der Abschluss der bereits acht Jahre andauernden Luxussanierung für eine Wiedereröffnung als Hotel wird von einigen Bewohner*innen herbeigesehnt, von anderen mit Sorge erwartet.

Die Filmemacherinnen porträtieren die Widerständigen und die Räume, die sie bewohnen, auf berührende Weise und fangen so ein kaleidoskopisches Zeitbild zwischen Verlustschmerz und Lebensfreude, zwischen Abschied und Unsterblichkeit ein.

SCREENING TIMES:

12.02. / 15:30 International

JAIL BIRD IN A PEACOCK CHAIR

Regie: James Gregory Atkinson
Germany, USA, 2021
4′

Film still Jail Bird in a Peacock Chair, © James Gregory Atkinson

Anhand der Geschichte des ikonischen Pfauenstuhls stellt James Gregory Atkinson in seinem performativen Kurzfilm zeitgenössische soziale Kontexte und historische Konzepte von Identitäten in Frage. Mit dem Ziel, Ideen von Schwarzer Männlichkeit und Widerstand zu untersuchen, setzt sich der Film mit den Ursprüngen des Stuhls in der Zwangsarbeit in philippinischen Gefängnissen, dessen Status als international gehandelter „exotischer“ Ware, dessen Verwendung in der Porträtfotografie und seinen Assoziationen mit radikalen Schwarzen Aktivist*innen wie Huey P. Newton auseinander.

Durch die filmische Choreografie von Körper und Architektur verwebt diese Arbeit einen nichtlinearen, experimentellen Kommentar zum amerikanischen Gefängnis-Industriekomplex mit dem Konzept des Panoptikums und reflektiert sowohl individuelle als auch staatliche Ausnahmezustände.

SCREENING TIMES:

12.02. / 20:00 Werkstattkino@silent green

A LOVE SONG

Regie: Max Walker-Silverman
USA, 2022
81′

Film still A Love Song © Cow Hip Films

Ein einsamer See in der nordamerikanischen Landschaft: Der Sand ist gelb, der Himmel blau, die Berge fern. Weit und breit kein Baum, der Schatten spendet. Hier verbringt Faye in einem Trailer und mit zwei Büchern und einem Radio gemächliche Tage zwischen Vogel- und Sternenbeobachtung. Mit ihrer drahtigen Statur, ihrem wilden, blonden Haar und Händen, denen man ein arbeitsames Leben ansieht, fügt sie sich hier vollkommen ins Bild. Was kaputt geht, repariert sie kurzerhand, und nur, wenn es an der Tür klopft, horcht sie auf. Denn Faye wartet auf Lito. Mit ihm verbindet sie nicht nur eine Liebe in Jugendzeiten, sondern seit einigen Jahren auch ein schmerzlicher Verlust: Beide sind verwitwet.

Mit leisen Tönen und lakonischem Humor erzählt Max Walker-Silverman von kontemplativer Selbstbetrachtung, der Kraft der Liebe und tiefer Wehmut. Hauptdarstellerin Dale Dickey verkörpert Faye in einer berührenden Mischung aus innerer Stärke und Zerbrechlichkeit, die sich auch in der beeindruckenden Naturkulisse und in einem subtilen Soundtrack wiederfindet.

SCREENING TIMES:

12.02. / 19:00 Zoo Palast 1

NEL MIO NOME (Into My Name)

Regie: Nicolò Bassetti
Italy, 2022
93′

Film still Into My Name, © Nuovi Paesaggi Urbani Art Of Panic

Die vier Freunde Nic, Leo, Andrea und Raff erzählen die Geschichten ihrer Gendertransitionen. Sie blicken auf ihre Kindheit und Jugend zurück, teilen persönliche Erinnerungen und Erfahrungen. Alle vier wurden als Mädchen sozialisiert, auch wenn sie nicht immer den gesellschaftlichen Normen von Weiblichkeit entsprachen. Jede ihrer Genderbiografien ist anders, dennoch lassen sich Parallelen erkennen. Das hilft, einander zu verstehen und sich nicht allein zu fühlen. Gespräche mit den Partner*innen, Pronomenwahl, Hormontherapie, OP-Entscheidungen und Behördengänge – die Prozesse sind vielfältig und langwierig. In der streng binären Welt, in der wir leben, ist der Entschluss, die eigene Geschlechtsidentität selbst zu bestimmen, ein subversiver Akt.

Nel mio nome gibt trans Menschen Raum, ihren persönlichen Weg zur eigenen Identität mit ihrem selbstgewählten Namen zu erzählen. Unmittelbar und einfühlsam werden auch die gesellschaftlichen Hürden gezeigt, die für die sozialen, körperlichen und rechtlichen Änderungen überwunden werden müssen.

SCREENING TIMES:

12.02. / 12:30 Zoo Palast 1

SUBLIME

Regie: Mariano Biasin
Argentina, 2022
100′

Film still Sublime, © Tarea Fina

In seinen Träumen rücken der 16-jährige Manu und sein bester Freund Felipe immer näher zueinander, umhüllt von gleißendem Licht, aber zu einem Kuss kommt es nie. Ein irritierendes Begehren, ist Manu doch mit Azul zusammen und plant mit ihr sein erstes Mal. Regisseur Mariano Biasin zeigt in Sublime einen Alltag, unter dessen Oberfläche es brodelt. Das Gefühlschaos äußert sich dabei eher indirekt: Auf der Suche nach den passenden Akkorden für die selbst verfassten Songtexte und in melancholischer Selbstversunkenheit, während der Bandproben mit den anderen Jungs und beim Abendessen mit den Eltern. Vorsichtig, aber zunehmend auch resigniert sucht er nach einer Lösung: Wie lässt sich etwas Kostbares bewahren, das einen gleichzeitig immer stärker in Bedrängnis bringt?

SCREENING TIMES:

12.02. / 20:00 Urania

LE VARIABILI DIPENDENTI (The Dependent Variables)

Regie: Lorenzo Tardella
Italy, 2022
16′

Film still The Dependent Variables,© Sperimentale di Cinematografia

Während ihre Klassenkameraden den Konzertbesuch mit Streichen überbrücken, kommen Pietro und Tommaso sich in der Loge heimlich näher. Zur Komposition Vivaldis berühren sich ihre Lippen. Als Tommaso Pietro kurz darauf zu sich nach Hause einlädt, liegt die Spannung noch in der Luft. Aber schon bald weicht das Verlangen einer Uneindeutigkeit, die insbesondere den sonst eher vorsichtigen Pietro irritiert. Was hatte der Kuss zu bedeuten?

SCREENING TIMES:

12.02. / 14:00 HKW

MARS EXALTÉ (Exalted Mars)

Directed by: Jean-Sébastien Chauvin
France, 2022
18′

Film still Mars Exalté | Exalted Mars, © Venin Films

Eine Großstadt im Morgengrauen: Roten und weißen Blutkörperchen gleich fließt der Verkehr. Ein Mann schläft, eingehüllt in die Dunkelheit – er ist schön, er ist nackt, es ist heiß. Was er träumt, werden wir nie erfahren. Die Sonne geht auf und die Fassaden der Hochhäuser beginnen zu funkeln.

 

SCREENING TIMES:

12.02. / 21:30 Cubix 9

SOUM

Regie: Alice Brygo
France, 2021
31′

Film still Soum, © Fresnoy Studio National des Arts Contemporains – Alice Brygo

Im Schatten kolonialen Vergangenheit und neo-kapitalistischer Gegenwart suchen Inti, Jai und Pauline ihren Platz in einer Welt, die nicht für sie gemacht wurde. Sie ziehen durch die Gegend, um Räume zu finden, in denen sie sich einrichten können. Sie befragen ihre Eltern zu Glaube, Spiritualität, Herkunft und Migrationserfahrungen. Sie besetzen ein leerstehendes Bankgebäude, um es mit ihren Erinnerungen, Träumen und Rollenspielen anzufüllen. Ein Porträt unserer Zeit, das zwischen Dokumentarfilm, Performancekunst und Surrealismus oszilliert.

 

SCREENING TIMES:

12.02. / 12:00 Cubix 6

12.02. / 18:30 Cubix 9

STARFUCKERS

Regie: Antonio Marziale
USA, 2022
14′

Film still starfuckers, © Field Trip

Eine Hollywood-Villa in einer schwülen Sommernacht: Der Callboy tut, wofür er bestellt wurde und schenkt seinem Kunden die Illusion, für die dieser bezahlt hat. „Ich mach dich zum Star“, sagt der Kunde noch, bevor sich das Blatt abrupt wendet und das Machtverhältnis auf den Kopf gestellt wird. Ein Revenge-Movie der queeren Art.

 

SCREENING TIMES:

12.02. / 12:00 Cubix 6

12.02. / 18:30 Cubix 9

RERUNS:

Berdreymi (Beautiful Beings)
12.02. / 21:00 Zoo Palast 2

Jet Lag
12.02. / 11:30 Kino Arsenal 2 (PRESS SCREENING)
12.02. / 18:00 Cubix 6

Mars Exalté (Exalted Mars)
12.02. / 21:30 Cubix 9

Nelly & Nadine
12.02. / 12:00 Zoo Palast 2
12.02. / 18:00 Eva Lichtspiele

Peter von Kant
12.02. / 12:00 Friedrichstadt-Palast

Soum
12.02. / 12:00 Cubix 6
12.02. / 18:30 Cubix 9

Starfuckers
12.02. / 12:00 Cubix 6
12.02. / 18:30 Cubix 9

TEDDY TODAY: 11. Februar 2022

Jedes Jahr zählen wir die Tage bis zur nächsten Berlinale – und jedes Jahr lohnt sich das Warten! Zur Feier des zweiten Festivaltages haben wir hier für Euch die großartigen Filmpremieren aufgelistet.

Alle anderen Screenings findet ihr weiter unten. Viel Spaß!

PREMIEREN:

JET LAG

Regie: Zheng Lu Xinyuan, Switzerland, Austria, 2022, 111′

Film still Jet Lag, © ZHENGLUXinyuan

Eine der Reisen beginnt in Graz, im April 2020, mitten im Lockdown fliegt die Regisseurin zurück nach China: Flugverbindungen auf einem kaputten Handydisplay, Schutzanzüge an Bord, mit Klebeband versiegelte Hotelzimmertüren. Die Gegenwart verbindet sich von Anfang an mit der Vergangenheit, einer Reise der Familie von China nach Myanmar. Was ist mit dem Urgroßvater geschehen, der in den 40er Jahren dort hingefahren und nie zurückgekommen ist? Sein Verschwinden bewegt seine Tochter, die Großmutter der Regisseurin, noch immer. Die Regisseurin filmt beide Reisen und alles, was sie umgibt, es ist schwer, die Dinge auseinanderzuhalten. Stets diese Faszination für Muster, Texturen, stets dieses körnige Video in Schwarz-Weiß, dieser Sinn für die Schönheit des Ungewöhnlichen, dieser unerschrockene Blick. Es ist schwer zu fassen, was Familie bedeutet, für die Großmutter, die Regisseurin, ihre Freundin und deren soziales Umfeld. Man unterhält sich, auf Mandarin und Englisch, voller Liebe, Solidarität, auch Schmerz. Die Freundin stellt fest, es gebe in dem Film keine Hauptfigur, aber wie auch? Die Seele ist an einem Ort, der Körper noch an einem anderen, Jetlag bedeutet den Verlust der Mitte.

SCREENING TIMES:

11.02. / 13:30 Kino Arsenal 1

11.02. / 16:10 Cubix 4 (Screening for industry professionals | With accreditation only)

NELLY & NADINE

Regie: Magnus Gertten
Sweden, Belgium, Norway, 2022, 92′

Film still Nelly & Nadine © Auto Images

Inmitten des Konzentrationslagers Ravensbrück ertönt die Stimme der Opernsängerin Nelly. Es ist Weihnachten im Jahr 1944 als Nelly und Nadine sich zum ersten Mal begegnen. Nach der Befreiung finden sie einander wieder und bleiben ihr Leben lang zusammen. Heute stellt sich Nellys Enkelin Sylvie dem in einer Kiste verschlossenen Vermächtnis ihrer Großmutter. In Fotografien, Super-8- und Audioaufnahmen sowie in poetischen und erschütternden Tagebucheinträgen stößt die Enkelin nicht nur auf die Erinnerungen ihrer Großmutter an das KZ, sondern auch auf Zeugnisse eines gemeinsamen Lebens mit Nadine – einer Paarbeziehung, die von der Familie nie als solche benannt wurde. „Nothing is real until it’s socially expressed“, sagt die Historikerin Joan Schenkar im Gespräch mit Sylvie. Über einen Zeitraum von einem Jahr begleitet Magnus Gertten die Enkelin auf ihrer behutsamen Suche und geht dabei den Spuren des Unerzählten nach, die in den unterschiedlichen Quellen zu finden sind. Ein ergreifender Film über eine tiefe lesbische Liebe und über die Notwendigkeit persönlichen und kollektiven Erinnerns.

SCREENING TIMES:

11.02. / 16:00 International

11.02. / 16:50 Cubix 2 (Screening for industry professionals |

BASHTAALAK SA’AT (Shall I Compare You to a Summer’s Day?)

Regie: Mohammad Shawky Hassan
Egypt, Lebanon, Germany, 2022
66′

Film still Bashtaalak sa’at | Shall I Compare You to a Summer’s Day? © Alfam Wardeshan / Amerikafilm

Ein Blick führt zu einem Lächeln, ein Lächeln zu einem Rendezvous. Jede Liebesgeschichte beginnt auf die gleiche Weise, in Liedern und Gedichten wird sie gespeichert und überlebt so, wie es Shakespeares titelgebendes 18. Sonett beschwört, ihr ausweichliches Ende. In Mohammad Shawky Hassans metafiktionalem Essay trifft eine Erzählerin, die von der Liebe zweier Männer erzählen will, auf einen polyamourös aufgestellten Chor von Liebhabern, und die immergleiche Geschichte vervielfältigt sich. Im Club Sheherazade ist niemand die Hauptfigur, und jeder Song hat unterschiedliche Versionen. Die heteronormative Dramaturgie wird multimedial und polyphon herausgefordert: Liebhaber befragen sich über Threesomes, Grindr-Kontakte und zurückliegende Dates. Pop-Versatzstücke werden getwistet, Herzschmerz durchdringt den Männergesang, Gedichte von Wadih Saadeh werden gelesen, während die schmutzige Wäsche des Geliebten gewaschen wird. Die Erzählerin versucht sich verschmitzt an einem Happy End, während ihre Figuren aus der Erzählung aussteigen. „Könnte man den Schmerz nur durch Worte vergessen“, heißt es an einer Stelle, „würde kein Liebender jemals Verletzungen davontragen.“

SCREENING TIMES:

11.02. / 20:00 Kino Arsenal 1

BERDREYMI (Beautiful Beings)

Regie: Guðmundur Arnar Guðmundsson
Iceland, Denmark, Sweden, Netherlands, Czech Republic, 2022
123′

Film still © Sturla Brandth Grøvlen / Join Motion Pictures

Der 14-jährige Balli ist ein Außenseiter. Er lebt mit seiner drogenabhängigen Mutter in einem verwahrlosten Haus und wird von den Mitschülern gemobbt. Für sein Glasauge ist ein Stiefvater verantwortlich, der „dachte, das Gewehr sei nicht geladen“. Als Balli die gleichaltrigen Jungen Addi, Konni und Siggi kennenlernt, entwickelt sich vorsichtig eine Freundschaft. Für Balli zum ersten Mal in seinem Leben. Vor allem mit Addi, dessen Mutter an „das Unterbewusste“ glaubt, scheint ihn etwas zu verbinden. Auch Addi arbeitet sich an eigenen Dämonen ab. Als Addis Visionen darauf hinweisen, dass Ballis brutaler Stiefvater nicht mehr länger zu ertragen ist, wollen die Jungen handeln.

Der isländische Regisseur Guðmundur Arnar Guðmundsson findet in seinem Coming-of-Age-Drama poetische Bilder für eine von Gewalt und Aggressionen geprägte Welt. Er zeigt junge Männer, die an den durch Gendernormen bestimmten Verhaltensregeln ihrer Peergroup zu scheitern drohen und sich verzweifelt aneinanderklammern – mit gleichermaßen schmerzhaftem und zärtlichem Griff.

SCREENING TIMES:

11.02. / 15:30 Zoo Palast 1

11.02. / 16:10 Cubix 1 [Screening for industry professionals | With accreditation only]

ALIS

Regie: Clare Weiskopf & Nicolás van Hemelryck
Colombia, Romania, Chile, 2022, 84′

Film still Alis, © Casatarantula, deFilm, Pantalla Cines

„Freiheit bedeutet, in einer Welt ihrer Wahl leben zu können. Einer ohne Kämpfe, ohne all das, was sie durchmachen musste. Einer Welt ohne Diskriminierung. Freiheit ist das Schönste. Ein Ort, an dem sie der glücklichste Mensch der Welt sein kann.“

In einem kolumbianischen Heim nehmen zehn junge Frauen nacheinander auf einem Stuhl Platz und schließen die Augen. Sie sollen sich Alis vorstellen, eine fiktive Freundin, deren Geschichte sie in einem kreativen Dialog mit den Filmmacher*innen lebendig werden lassen. Alis hat, wie die Jugendlichen selbst, einmal auf den Straßen von Bogotá gelebt. Über die Figur bietet das außergewöhnliche dokumentarische Format einen reflektierten und behutsamen Zugang zu den Geschichten der Protagonistinnen. Alis wird zur Projektionsfläche für vergangene Schrecken, verloren gegangene Menschen, aber auch für Selbstentwürfe und Zukunftswünsche: An ihr zeichnen sich individuelle Ideen von Freiheit ebenso ab wie Kämpfe, die noch auszufechten sind. 

SCREENING TIMES:

11.02. / 11:40 Cubix 4 (Screening for industry professionals | With accreditation only)

RERUNS:

Bashtaalak sa’at (Shall I Compare You to a Summer’s Day?)
11.02. / 20:00 Kino Arsenal

Berdreymi (Beautiful Beings)
11.02. / 15:30 Zoo Palast 1
11.02. / 16:10 Cubix 1 (Screening for industry professionals | With accreditation only)

Peter von Kant
11.02. / 11:00 CinemaxX 9

Viens je t’emmène (Nobody’s Hero)
11.02. / 11:45 Cubix 2 (Screening for industry professionals | With accreditation only)
11.02. / 13:30 International

TEDDY TODAY: Donnerstag, 10. Februar


Seit vielen Jahren ist es Tradition, Euch jeden Tag einen Blogpost vorzustellen – damit verpasst Ihr keinen der LGBTQIA+-Filme, der bei der 72. Berlinale Premiere feiert!

Ab heute findet Ihr hier alle Informationen zu unseren TEDDY-Filmen – mit den Kinos, in denen der Film läuft inklusive Datum und Uhrzeit.

Folgt uns auch auf Instagram, Facebook und Twitter und verpasst keines unserer Events!

Premieren

VIENS JE T’EMMÈNE (Nobody’s Hero)

Regie: Alain Guiraudie, France, 2022, 100′

Film still Nobody’s Hero, © CG Cinema

Die Nachricht von einem Terroranschlag im französischen Clermont-Ferrand überrascht Isadora und Médéric im Bett. Médéric, ein sympathischer, unauffälliger Mittdreißiger, hat sich Hals über Kopf in die ältere, verheiratete Sexarbeiterin Isadora verliebt. Doch jetzt endet ihr Liebesspiel im Hotel de France jäh. Die Stadt ist in Aufruhr. Sélim, ein junger arabischstämmiger Obdachloser, bekommt von Médéric Geld und Unterschlupf. Doch dann überkommt ihn der Verdacht, dass Sélim an dem Anschlag beteiligt gewesen sein könnte. Er ruft die Polizei. Isodoras Ehemann ist inzwischen auch aufgekreuzt und beginnt eifersüchtig zu werden. Das muntere, zuweilen turbulente Personenkarussell, das sich Regisseur Alain Guiraudie ausgedacht hat, beginnt sich zu drehen.

Zwischen Ernsthaftigkeit und satirischem Witz geht es um unmögliche Liebe, gesellschaftliche Paranoia und nachbarschaftliche Solidarität. Wunderbar beiläufig werden auch Themen wie Körperbilder, Alter, Religion und sexuelle Orientierungen verhandelt. Je mehr Akteure ins Spiel kommen, desto unvorhersehbarer und überraschender wird die Handlung, die den ungewöhnlichen Figuren immer mit viel Liebe begegnet und zuweilen auch absurde Töne anschlägt.

SCREENING TIMES:

10.02. / 21:00 CinemaxX 7

10.02. / 21:15 CinemaxX 6

10.02. / 21:30 CinemaxX 8

10.02. / 21:30 CinemaxX 9

PETER VON KANT

Regie: François Ozon, France, 2021, 90′

ilm still Peter von Kant, © C. Bethuel / FOZ

Der erfolgreiche Filmregisseur Peter von Kant lebt mit seinem Assistenten Karl zusammen, den er jedoch fortwährend misshandelt und demütigt. Über Sidonie, eine hochangesehene Schauspielerin, die viele Jahre lang seine Muse war, lernt Peter Amir kennen und verliebt sich auf der Stelle in den jungen Mann aus bescheidenen Verhältnissen. Er bietet Amir an, die Wohnung mit ihm zu teilen, und will ihm zum Durchbruch beim Film verhelfen. Der Plan geht auf, aber sobald er berühmt wird, trennt sich Amir von Peter und überlässt diesen seinen eigenen Dämonen. Ozons kühne Adaption von Rainer Werner Fassbinders Die bitteren Tränen der Petra von Kant ist ein Fest für Ästheten und Freunde des satirischen Humors. Der beeindruckende Cast macht den schonungslosen Kommentar auf Berühmtheit und deren Schwächen zu einem Genuss: von Denis Menochet, dessen Darstellung des gequälten Künstlers eine physische Meisterleistung ist, einer furchtlosen Isabelle Adjani, die bereitwillig ihr eigenes Filmstarimage auf die Schippe nimmt, dem zurückhaltenden, aber strahlenden Stefan Crepon als untröstlichem Assistenten, über das junge Talent Khalil Gharbia als grausamem Amir bis zu Hanna Schygulla in einem bewegenden Auftritt, der der Vorlage ehrfürchtig und aufrichtig Tribut zollt.

SCREENING TIMES:

10.02. / 11:30 CinemaxX 2 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 3 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 4 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 5 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 6 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 7 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 8 (PRESS SCREENING)

10.02. / 11:30 CinemaxX 9 (PRESS SCREENING)

10.02. / 19:30 Berlinale Palast

10.02. / 20:30 Friedrichstadt-Palast

Im Gespräch mit Jenni Olson

Für alle, die mehr über unsere großartige Special-TEDDY-Preisträgerin JENNI OLSON erfahren möchten, haben wir ein Gespräch zwischen ihr und SHARI FRILOT, Senior Programmer beim Sundance Film Festival, aufgezeichnet, das jetzt auf unserem Vimeo-Kanal verfügbar ist.

SHARI FRILOT in Conversation with JENNI OLSON 

JENNI OLSON, Filmkuratorin, Archivarin, Filmemacherin, Autorin und LGBT-Filmhistorikerin, wurde auf der 71. Berlinale mit dem Special TEDDY AWARD 2021 für ihre jahrzehntelange brückenbauende Arbeit ausgezeichnet, mit der sie queere Filmgeschichte sichtbar und erlebbar gemacht hat. Jenni Olsons Begeisterung für das Medium Film manifestiert sich auf unzählige Arten. Sie findet immer das richtige Instrument, mit dem sie ihre Neugierde und Faszination in die Tat umsetzt. Sie kämpft für den Erhalt und die Verbreitung von filmischen Hinterlassenschaften und verwaisten Filmkopien, fördert aufstrebende Talente und hat ihr eigenes filmisches Werk geschaffen. Dabei schöpft sie aus einem queeren Filmnetzwerk, das sie selbst über die Jahrzehnte durch ihre Kollaborationen und ihren Einfluss gestärkt und erweitert hat. Jenni Olson verkörpert, lebt und schafft queere Filmkultur.

SHARI FRILOT,
Senior Programmer beim Sundance Film Festival, gehört seit 1998 zum Programmteam und konzentriert sich derzeit auf dramatische Spielfilme des amerikanischen und des Weltkinos sowie auf Filme, die experimentieren und die Grenzen des konventionellen Erzählens überschreiten. Sie ist auch die Kuratorin und treibende kreative Kraft hinter New Frontier in Sundance, einem Programm, das Arbeiten hervorhebt, die die Kinokultur durch die Konvergenz von Film, Kunst und neuer Medientechnologie erweitern. Als Co-Direktorin der Programmgestaltung des Outfest von 1998-2001 gründete sie die Sektion Platinum, die filmische Installationen und Performances in das Festival einführte. Von 1993 bis 1996 war Frilot Festivalleiterin von MIX: The New York Experimental Lesbian & Gay Film Festival. Während dieser Zeit war sie auch Mitbegründerin der ersten queeren lateinamerikanischen Filmfestivals, MIX BRASIL und MIX MÉXICO. Shari ist Filmemacherin und Stipendiatin von Institutionen wie der Ford Foundation und der Rockefeller Media Arts Foundation. Sie ist Absolventin von Harvard/Radcliffe und des Whitney Museum Independent Study Programms.