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TEDDY TODAY: 18. Februar 2023

Auch am dritten Festivaltag haben wir wieder einige Events für Euch – heute haben alleine acht unserer TEDDY-Filme Premiere!

Eine Liste aller Spielzeiten und Reruns findet Ihr unten.

Außerdem findet heute eine Diskussionsrunde über das Thema Curating the Future: towards programming equity statt. Falls ihr daran teilnehmen wollt erfahrt ihr hier mehr.

PREMIEREN:

After

Regie: Anthony Lapia
Frankreich, 2023, 69′

Film still After © Société Acéphale, Salt for Sugar Films

Es ist Nacht in Paris. Der treibende Bass einer Musikanlage dröhnt durch eine Tiefgarage. Auf der Tanzfläche eines Clubs lassen sich die Feiernden vom Techno treiben, umhüllt von Rauch und Licht, kommuniziert wird nur mit dem Körper. Als Félicie von ihrer Ex-Freundin angetanzt wird, wendet sie sich ab. Im Raum nebenan ist die Musik leiser. Man kommt ins Gespräch, nimmt Drogen odermacht eine Pause, bevor wieder hemmungslos weitergetanzt wird. Hier trifft Félicie auf Saïd, der gerade von seiner Schicht als Fahrerkommt und von den Gelbwestenprotesten erzählt. Félicie schlägt ihm vor, bei ihr weiterzufeiern, während die anderen Partygänger*innen sich weiter in der Nacht verlieren. In schwebenden, klarsichtigen Nahaufnahmen und inmitten einer sich stetig weiter entwickelnden Klangwelt erfasst Regisseur Anthony Lapia Anatomie und Energie einer Party genauso wie den Übergang in die langsam ruhiger werdende Welt der Afterparty. Zwischen Nacht und Tag treffen verschiedene Lebensrealitäten und Ansichten aufeinander, bevor der Alltag mehr oder weniger behutsam, aber unerbittlich zurückkehrt.

SCREENING TIMES:

18.02. / 22:00 Zoo Palast 2

Almamula

Regie: Juan Sebastian Torales
Frankreich, Argentinien, Italien, 2023, 94′
TEDDY nominated

Film still Almamula © Tu Vas Voir

“He’s not the first boy who’s missing in the forest. The boy that was with him says that a monster has taken him.”

„Das ist nicht der erste Junge, der im Wald vermisst wird. Der Junge, der bei ihm war, sagt, ein Monster habe ihn geholt.“

Santiago del Estero, Nordargentinien. Nino ist für andere Jungs angeblich ein schlechter Einfluss. Auf der Straße ist er homophoben Angriffen ausgesetzt. Vorübergehend ziehen seine Eltern mit ihm aufs Land. Dort wandert er durch einen Wald, wo angeblich das Monster Almamula diejenigen holt, die fleischliche Sünden und unreine Handlungen begehen. Es ist Sommer: Die Körper schwitzen, die Grenze zwischen Traum und Realität verwischt. Ein Junge verschwindet. In einer Welt voller Geflüster, unausgesprochener Wünsche und Gebete erwachen Ninos Neugier und Begehren. Auf der Flucht vor einer Welt voller Hass, Unterdrückung, Verboten und drohender Gewalt werden die verborgenen und sinnlichen Rätsel des Waldes für Nino zunehmend interessant.

SCREENING TIMES:

18.02. / 17:00 Urania

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Juan Sebastian Torales.

Desperté con un sueño

Regie: Pablo Solarz
Argentinien, Uruguay, 2022, 75′

Film still Desperté con un sueño | I Woke Up With a Dream © Marcelo Iaccarino

„Wir werden erwachsen, machen Fehler, lernen daraus, wir leiden, wir lachen herzlich, wir werden älter, wir werden krank, wir sterben.Und während all dem, lieber Felipe Zavala, müssen wir leben.“

Felipe hat einen Traum: Er steht als Schauspieler auf der Bühne, während seine Mutter, seine Oma und sein verstorbener Vater im Publikum sitzen und ihm begeistert zuschauen. Nach dem Aufwachen holt ihn die Realität wieder ein. Mit seinen Freund*innen spielt er leidenschaftlich gern Theater, nachts schreibt er seine eigenen Stücke, aber er verheimlicht seiner Mutter, dass er Schauspielunterrichtnimmt. In deren Wirklichkeit ist für solche Träume kein Platz, und auf das Theater ist sie ohnehin schlecht zu sprechen. Als Felipe zu einem Casting eingeladen wird und dort etwas über die Geheimnisse innerhalb seiner Familie erfährt, verschwimmen die Grenzenzwischen Traum und Realität, Wahrheit und Lüge, Inszenierung und Leben zunehmend.

SCREENING TIMES:

18.02. / 11:00 Urania

Drifter

Regie: Hannes Hirsch
Deutschland, 2023, 79′
TEDDY nominated

Film still Drifter © Salzgeber

Moritz kommt ziemlich planlos nach Berlin. Vielleicht will er Kunstgeschichte studieren, aber eilig hat er es nicht, er ist erst 22. Der Grund für den Umzug ist sein Freund Jonas. Fotograf, hübsch und mit den Gepflogenheiten und Unverbindlichkeiten schon etwas vertrauter. Das Ende der Beziehung kommt plötzlich. Moritz ist zerstört, allein, auf der Suche. Sein erster Gang führt ins Fitnessstudio. Nach und nach ändern sich die Mode, die Freund*innen und Drogen. Sein Leben verlagert sich immer mehr in die Nacht, er beginnt, bis herunterdrückte Sehnsüchte auszuleben. Hannes Hirschs Langfilmdebüt leuchtet auf sensible und dokumentarisch anmutende Weise einen Neuanfang in der Berliner Schwulenszene aus. Körper- und Männlichkeitsbilder werden immer wieder verhandelt, sexuelle Konstellationen und Identitäten ändern sich und Unsicherheiten werden mit dem Rausch der nächsten Begegnung sediert. Moritz’ Verletzlichkeit bleibt dabei immer erkennbar. So blickt Drifter hinter den verführerischen Oberflächen einer grenzenlosen Nachtkultur und ihrem kurzlebigen Spiel sehr genau auf die Menschen, statt das Klischee zu feiern.

SCREENING TIMES:

18.02. / 18:30 Cubix 9

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Hannes Hirsch.

Femme

Regie: Sam H. Freeman, Ng Choon Ping
Vereinigtes Königreich, 2023, 99′
TEDDY nominated

Film still Femme © Agile Films

Jules gehört mit seinen Auftritten als Aphrodite Banks zu den gefeierten Drag-Performern Londons. Nach einer Show will er nur kurzZigaretten holen und wird von einem Typen, der mit seiner Boys-Gang unterwegs ist, brutal zusammengeschlagen. Körperlich kann ersich zwar wieder erholen, zieht sich aber traumatisiert aus der Öffentlichkeit zurück. Monate später erkennt Jules in einer Schwulensauna per Zufall seinen Angreifer wieder. Ohne Make-up und nur mit einem Handtuch bekleidet kann er ihm unerkannt nahekommen und die Identität des Schlägers herausfinden. Er beginnt eine Affäre mit dem versteckt homosexuellen Preston, um sich an ihm zu rächen. Mit großer Direktheit, dicht inszenierten Szenen und getragen von der physisch und psychologisch subtilen Performance seiner Darsteller erzählt das Regieduo Sam H. Freeman und Ng Choon Ping von einem London der krassen genderideologischen Gegensätze. Ihr Revenge-Thriller ist packend und mehr als das: eine Milieustudie, die Sozialdeterminismus vermeidet, ein eindringliches Psychogramm internalisierter Homonegativität und ein so gewaltiger wie mutiger LGBTIQ*-Tritt gegen eine im Kern totalitäre, schwulen-und transfeindliche Gesellschaft.

SCREENING TIMES:

18.02. / 19:15 CinemaxX 10

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Sam H. Freeman und Ng Choon Ping.

Green Night

Regie: Han Shuai
Hong Kong, China, 2023, 92′
TEDDY nominated

Film still Green Night © DEMEI Holdings Limited (Hong Kong)

Sie begegnen sich am Flughafen in Seoul und könnten unterschiedlicher nicht sein: Die chinesische Immigrantin Jin Xia arbeitet an der Sicherheitskontrolle, kleidet sich praktisch, tut ihre Pflicht. Die grünhaarige Frau, die an diesem Tag dort auftaucht, ist jünger, extrovertierter und lässt sich vom Abtasten nicht beeindrucken. Jin Xia ist fasziniert. Als die Frau sie schon kurz darauf in ihre krummen Geschäfte verwickelt, wird klar, dass die beiden mehr gemeinsam haben, als man ihnen ansieht. Auf der Jagd nach dem großen Coup, der sie von allen Abhängigkeiten befreien könnte, begeben sie sich in Südkoreas Unterwelt und behaupten sich dort gegen Männer, die sie dominieren, besitzen und benutzen wollen. In ihrem zweiten Langfilm lässt Han Shuai zwei Einzelkämpferinnen aufeinandertreffen, die das Leben gelehrt hat, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Während sie ihren widerwilligen Kennenlerntanz tanzen, sich mal anziehen und mal abstoßen, mal näherkommen und wieder voneinander abwenden, rückt ihr Plan in den Hintergrund. Der verbindende Kokon, der sich um die beiden spinnt, wenn sie nachts auf dem Moped durch die Stadt rasen, scheint fragil, aber alternativlos.

SCREENING TIMES:

18.02. / 20:30 Cubix 2

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Han Shuai.

Manodrome

Regie: John Trengove
Vereinigtes Königreich, USA, 2023, 95′
TEDDY nominated

Film still Manodrome © Wyatt Garfield

Ralphie ist jung und gesund; seine Freundin ist schwanger. Doch er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Sein Job als Uber-Fahrer ist weder erfüllend noch bietet er finanzielle Sicherheit. Auch über sein Verhältnis zum eigenen Körper ist er sich nicht vollkommen im Klaren. Als er in einen libertären Männlichkeitskult eingeweiht wird, drängen aufgestaute innere Konflikte an die Oberfläche, und Ralphie verliert allmählich den Bezug zur Realität. In The Wound zeigte der südafrikanische Filmemacher John Trengove, wie durch ein Mannbarkeitsritual unterdrückte Gefühle freigesetzt werden und welche Gefahr davon ausgehen kann. Ähnliche Kräfte sind beim Protagonisten von Manodrome am Werk, wobei Trengove ein beunruhigendes Phänomen aus ungewöhnlichem Blickwinkel betrachtet. Denn Ralphie entspricht gerade nicht dem Stereotyp vom glühenden Frauenhasser, wie ihn die berüchtigten Incels verkörpern. Seine Figur schärft unseren Sinn dafür, was männliche Zerbrechlichkeit bedeuten kann. Trotz finsterer Implikationen zeigt der Film durchaus Humor. Der virtuose Spannungsaufbau und die darstellerische Glanzleistung von Jesse Eisenberg und Adrien Brody sind geradezu erschütternd.

SCREENING TIMES:

18.02. / 20:30 Cubix 2

Maynila: Sa mga kuko ng liwanag

Regie: Lino Brocka
Philippinen, 1975, 126′

Film still Maynila: Sa mga kuko ng liwanag | Manila in the Claws of Light | Manila, Courtesy The Film Foundation / World Cinema Project

Auf der Suche nach seiner Freundin ist der Fischer Julio vom Palmenstrand in die Millionenstadt Manila gekommen. Hier soll Ligaya eine Arbeitsstelle erhalten haben. Er selbst muss sich als Handlanger auf einem Neubau ausbeuten lassen. Da läuft ihm eines Tages die Frau über den Weg, die Ligaya nach Manila gelockt hat. Sie führt ihn zum Haus eines Chinesen, in dessen Fenster er seine Freundin zuerkennen meint. Als er mit der Arbeit auch seine Unterkunft verliert, nimmt ihn ein Stricher bei sich auf, der Julio in die Prostitution einweist. Alles deutet darauf hin, dass auch Ligaya der Prostitution nachgeht, allerdings nicht freiwillig … Stellvertretend für die urbanen Unterschichten schildert das Sozialmelodram den Leidensweg zweier Jugendlicher unter der Marcos-Diktatur, wobei das reale Setting symbolisch überhöht wird. Der sozialen Unterdrückung und staatlichen Korruption stehen in Manila Gesten der Solidarität unter den Ärmsten der Armen entgegen. Doch weder in kirchlichem Trost noch durch die marxistische Revolution werden die beiden Liebenden, die sich schließlich in einem Kino vor der Passion Christi in Nicholas Rays König der Könige (1961) umarmen, Erlösung finden.

SCREENING TIMES:

18.02. / 16:00 Cubix 3

Motståndaren

Regie: Milad Alami
Schweden, 2023, 119′
TEDDY nominated

Film still Motståndaren | Opponent © Tangy

Iman lebt mit seiner Frau Maryam und seinen beiden Töchtern in Schweden in ständig wechselnden Flüchtlingsheimen. Aus Angst vor Verfolgung aus seiner ehemaligen Heimat, Iran, geflohen, sucht er nach Wegen, um ihren Aufenthalt zu sichern. Mit einem Schneemobilliefert er Pizzen aus und verdient so etwas Geld dazu. Als Maryam überraschend ein drittes Kind erwartet und die Gespräche mit den Behörden schwieriger werden, nimmt Iman seine Karriere als Wrestler wieder auf. Er hat Maryam zwar versprochen, das Ganze hinter sich zu lassen, hofft aber auf eine Sonderaufenthaltsgenehmigung als Sportler. Seine Fähigkeiten sind schnell wieder da und werden im schwedischen Team geschätzt. Sein Leben abseits der Familie bleibt nicht ohne Folgen, die Kommunikation mit seiner Frau bricht ein, die keinen Grund mehr sieht, in Schweden zu bleiben, und er wird mit den tiefer liegenden Gründen für seine Flucht konfrontiert. Der zweite Spielfilm des iranischen Regisseurs Milad Alami zeichnet eine sowohl emotionale als auch körperliche Auseinandersetzung mit dem Unausgesprochenen. Ein präzise eingefangenes Drama mit einer einnehmenden Besetzung, angeführt von Payman Maadi, welches sichtbar macht, wie sich komplexe gesellschaftliche Dynamiken auf das Innere einer Person auswirken.

SCREENING TIMES:

18.02. / 19:00 Haus der Berliner Festspiele

Mehr über den Film erfahrt in unserem Interview mit Milad Alami.

Mutt

Regie: Vuk Lungulov-Klotz
USA, 2023, 87′
TEDDY nominated

Film still Mutt © Quiltro LLC

„Für mich ist das kein Problem.“ – „Na ja, für mich schon.“

Nach seiner Transition schien es für Feña zunächst leichter, getrennte Wege zu gehen. Zu schmerzhaft war es, die Veränderung zu verarbeiten, untragbar die Reaktion der Familie. Als Feña einen Ex-Freund wieder trifft, unverhofft Besuch von der kleinen Schwesterbekommt und der chilenische Vater seine Nähe sucht, kreuzen sich ihre Leben wieder: Wichtig ist nicht nur, was sich verändert, sondern auch, was bleibt. Sensibel, intim und ehrlich erforscht Vuk Lungulov-Klotz in seinem Debüt die komplexe Herausforderung des Trans-Seins, Vergangenes und Gegenwärtiges miteinander in Einklang zu bringen. Innerhalb von 24 Stunden im New Yorker Sommer verdichten sich die kleinen, lauten Nuancen von Feñas Alltag zu einem Coming-of-Age im Dazwischen.

SCREENING TIMES:

18.02. / 18:00 Cubix 8

Mehr über den Film erfahrt in unserem Interview mit Vuk Lungulov-Klotz.

Între revoluii

Regie: Vlad Petri
Rumänien, Kroatien, Katar, Iran, 2023, 68′
TEDDY nominated

Film still Între revoluții | Between Revolutions © Activ Docs

In den 1970er-Jahren studiert die Iranerin Zahra Medizin an der Universität Bukarest. Dort lernt sie ihre Kommilitonin Maria kennen. Beide schließen eine tiefe Freundschaft voll gegenseitiger Bewunderung. Als 1979 die iranische Revolution den Schah stürzt, geht Zahra zurück in ihr Land, auf politischen Wandel hoffend. Enttäuschungen lassen nicht lange auf sich warten. Trotzdem kommt sie nie wieder nach Rumänien. Aber sie und Maria schreiben sich jahrzehntelang Briefe. Darin berichten sie von Protesten und allgemeinen Unruhen in beiden Ländern, von der Unterdrückung der Frau und wie diese sie betrifft. Auch Rumänien erlebt seine Umwälzung. Die Korrespondenz zeigt zwei Frauen, durch zwei Revolutionen getrennt, die damit ringen, gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Nach und nach spürt man, dass sie mehr verbindet als nur Freundschaft. In seinem Film verwendet Vlad Petri ausschließlich atemberaubendes, gekonnt montiertes Archivmaterial aus dem Iran und Rumänien. Er erzählt die Geschichte der beiden Frauen auf eine Weise, dass die Grenze zwischen Dokumentarischem und Fiktion verblasst. So eine Verbindung in so harten Zeiten: zu schön, um wahr zu sein?

SCREENING TIMES:

18.02. / 9:30 Cubix 1

Mehr über den Film erfahrt ihr in unserem Interview mit Vlad Petri.

RERUNS:

All the Colours of the World Are Between Black and White
18.02. / 19:00 Cubix 5

Arturo a los 30 (About Thirty)
18.02. / 16:00 Cubix 7

La Bête dans la jungle (The Beast in the Jungle)
18.02. / 12:00 Haus der Berliner Festspiele

Joan Baez I Am A Noise
18.02. / 15:30 Cubix 9

Kill Boksoon
18.02. / 21:00 Verti Music Hall

Mammalia
18.02. / 21:00 Delphi Filmpalast

Manodrome
18.02. / 19:15 Berlinale Palast

Notre corps (Our Body)
18.02. / 14:00 Werkstattkino@silent green

Orlando, ma biographie politique (Orlando, My Political Biography)
18.02. / 13:00 Akademie der Künste

Perpetrator
18.02. / 12:30 Cubix 9
18.02. / 20:00 HAU Hebbel am Ufer (HAU1)

Între revoluii (Between Revolutions)
18.02. / 16:00 Zoo Palast 2