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Was ist aus den Filmproduktionen 2020 geworden?

Nur wenige Tage nach dem rauschenden Höhepunkt der Berlinale – der TEDDY GALA 2020 – gingen überall, nicht nur in unseren Hallen, die Lichter aus.

Wie ihr alle nur zu gut wisst, hat die Covid-19-Pandemie Kulturstätten und Kulturschaffende besonders hart getroffen und die Luft zum Atmen sprichwörtlich dünner gemacht. Weltweit wurden Kinos geschlossen, Filmfestivals mussten abgesagt oder in den digitalen Raum verlegt werden. Gleichzeitig wird das private Kino, das Filmerlebnis Zuhause, dank der zahlreichen Streamingdienste zum beliebten Abendprogramm.

Aber was ist mit den Filmen? Waren diese nicht für das Kino gemacht und nicht dafür als abendliche Nebenbeschäftigung für’s Wäschezusammenlegen herzuhalten?

Wir haben für euch bei den TEDDY Filmemacher*innen 2020 nachgefragt, was mit ihren gerade erst neu erschienenen Filmen passiert ist und, wie es ihnen unter den scheinbar nicht zu endenden Restriktionen ergeht.

 

Die Berlinale 2020 – eines der letzten Festivals vor dem Lockdown

Viele Filmemacher*innen berichten, dass die Berlinale zum Teil das einzige „analoge“ Festival war, an welchem sie teilnehmen konnten.

„Last year has been a very strange one but we have to say that we have been lucky in many ways. We managed to have our premiere in Berlin with you and also our national premiere at a film festival here in Stockholm before everything closed down. We are really thankful for that and still think about our time in Berlin and […] the amazing response we got from the audience <3“

Hannah Reinikainen – Director from ‚Always Amber‘

„The Berlinale was the first and last festival we had the luck to be live at! Days after that we went back home and locked ourselves down… And we are still there.
I feel grateful though; I can’t think of a better place to have our only in-person live projection, being able to share with colleagues and audiences. […] It was beautiful to remember this strange year it has passed. Of course, our most beloved memories of it are from Berlin.“

Martina Matzkin – Director of ‚El nombre de Hijo‘

„Berlinale was a great breakthrough for the film around the globe, during weird times… The movie is still traveling, this is so important for our LGBTQ+ community. It means a lot!!! […]
Also the movie was presented on many special screenings involving the Transgender Community in Brazil, and for Educational propose.“

Diana Moro – Producer of Alice Júnior

 

Von Live zu Online – wie verändert das die Filme?

Viele der TEDDY Filme 2020 konnten trotz Covid-19 auf zahlreichen Filmfestivals weltweit gezeigt werden, wenn auch meist online.

„We are quite happy with ‚The Twentieth Century‘, though the pandemic has been hard for the movie industry, and especially arthouse films. Festivals tried to adapt as quickly as possible by switching online, which is a good thing because it keeps the circuit open, though the collective experience of screenings is not the same.“  

Marc Nauleau – Producer of ‚The Twentieth Century‘

„During this last year, we have been virtually traveling with our short film all around the world: Argentina, Germany, Spain, Sweden, Switzerland, US, UK, Albania, the Netherlands, Belgium, Russia, Estonia, Chile… And we plan on continuing the trip! It was amazing being able to share our piece with such diverse audiences. We are thrilled by all this!“

Martina Matzkin – Director of ‚El nombre de Hijo‘

„Extractions seemed to do well at festivals […]. I found even virtually attending festivals to be difficult during times the programs were geolocked to certain regions. At the same time I got a lot of positive feedback about the film, and was able to participate in panels and discussions through zoom, which was really lovely. I think that film was a uniquely suited medium for switching to online presentations. However it can quickly get overwhelming to be watching films on a little computer screen all year. „

Thirza Cuthand – Director of ‚Extractions‘


Während sich einige Filme relativ gut vom Kino auf den Computerbildschirm übertragen lassen, so sehen andere Filmemacher*innen in der virtuellen Filmpräsentation keine angemessene und dem Film gerechte Alternative. Resigniert berichtet Nicolaas Schmidt über seinen Film Inflorescence:

„Im Wissen, dass Inflorescence, wie die meisten meiner Arbeiten, für Kino produziert war und von dessen spezielle Erfahrungen lebt, tat ich mich sehr schwer mit der Entscheidung, den Film dann doch auch online zur Verfügung zu stellen. (Das fühlte sich dann schon an wie Verrat an der Arbeit bzw. der eigenen Person.)“

Nicolaas Schmidt – Director of ‚Inflorescene‘

 

Auch Heinz Emigholz kämpft mit der Präsentation seines Film ‚Die letzte Stadt‘. Er wartet auf die Öffnung der Kinos.

„Der Kinostart war für den Dezember 2020 geplant, dann auf Februar verschoben und ist jetzt weiter standby. Die Online-Veröffentlichung ist für uns jetzt noch keine Alternative, wir warten bis die Kinos wieder öffnen. Auch wenn einige Festivals online stattfanden, ist die Sichtbarkeit des Films durch Covid-19 deutlich geringer, Festivals sind sonst der Multiplikator für die Filme von Heinz Emigholz.“

Frieder Schlaich – Producer of ‚Die letzte Stadt‘

 

Wie macht man Filme während einer Pandemie?

Wie läuft das Filmemachen unter Covid-19 ab? Die Filmemacher*innen berichten über sowohl laufende wie auch kommende Projekte.

Thirza Cuthand über den Dreh und das ungewöhnliche Editing per Zoom:

„The last film I made last year was a short drama featuring special effects, stunts, and driving. And VFX. We were lucky to be able to shoot in a small window when the case numbers of COVID were very low, before the September second wave began. I was not sure how editing would go, but we made it work remotely through a lot of zoom sessions with screen sharing between the editor, myself, and the producer. […] It was a very strange way to make a film but the fact we were able to shoot it still was pretty awesome. This year the films I am working on are either still in the script stage, or are very experimental and I will be the only crew person filming things around my neighbourhood.“

Thirza Cuthand – Director of ‚Extractions‘

 

Heinz Emigholz arbeitet gleichzeitig an mehreren Filmen und einer Ausstellung:

„Letzte Woche haben wir mit den Dreharbeiten seines neusten Films ‚Schlachthäuser der Moderne‘ in Berlin begonnen, die wir ab April in Bolivien und Argentinien fortsetzen wollen. Das wird Pandemie-bedingt wahrscheinlich nicht klappen, wir stellen uns auf eine Verschiebung ein.

Es gibt also einen ideellen und einen wirtschaftlichen Verlust, der uns bisher aber nicht stoppen konnte, weiter Projekte zu entwickeln und zu produzieren. „

Frieder Schlaich – Producer of ‚Die letzte Stadt‘

 

Auch Martina Matzkin nutzt die Zeit des Lockdowns effektiv:

„As for our future plans, we had to stop the shooting of our first feature-length documentary. But we expect to start again soon. In the meantime, we have had the time to revisit the shot material and to develop new projects. We have even had the luck to be at online development labs and workshops… We have no plans to stop making films!“

Martina Matzkin – Director of ‚El nombre de Hijo‘


Wir wünschen allen Filmemacher*innen alles Gute für ihre weiteren Projekte und Filme. Haltet durch! Wir sind gespannt und freuen uns sehr darauf, was wir von Euch zu sehen bekommen.

Hier findet ihr noch weitere Videostatements der TEDDY Filmemacher*innen.

https://vimeo.com/showcase/8180348

Wenn ihr noch mehr über die Situation der Filmindustrie, -produktion und der Filmemacher*innen wissen wollt, klickt euch gerne durch die folgenden Links. Es gibt soviel zu entdecken!

–> Hier geht’s zum TEDDY Talk – A look back to the future. (Live am Mittwoch, dem 03.03., 16Uhr)

–> Hier zur großen Programmübersicht der TEDDY TALKS 2021 

 

TEDDY TODAY: Mittwoch 26. Februar

Wir hoffen, dass alle genauso gespannt auf die neuen Filmen sind wie wir! Die Tage während der 70. Berlinale werden voller und hektischer und wir möchten sicherstellen, dass ihr nichts verpasst und alle Informationen leicht finden könnt.

Hier findet ihr die heutige Auswahl an Filmen. Wie üblich stehen die erneuten Re-Screenings am Ende der Seite.

Vergesst nicht, unsere Social-Media-Kanäle im Auge zu behalten, um euch über unsere Veranstaltungen, Interviews und vieles mehr auf dem Laufenden zu halten!

BERLIN ALEXANDERPLATZ
Berlinale Palast – 15:30

Sommerhaus Filmproduktion; Produzenten: J. Laube, M. Jungfleisch; Regie: Burhan Qurbani; Kamera: Yoshi Heimrath

Regie: Burhan Qurbani
Kurz Beschreibung: Francis hat die Flucht aus Nordafrika überlebt. Als er an einem Strand im Süden Europas erwacht, ist er entschlossen, von nun an ein geregeltes, anständiges Leben zu führen. Doch das Berlin von heute, in dem er landet, geht mit dem Staatenlosen ohne Arbeitserlaubnis nicht weniger erbarmungslos um, als es Lohnarbeiter Franz Biberkopf in Döblins Klassiker der deutschen Literatur erlebt hat. Und so widersetzt sich Francis zunächst zwar dem Angebot, in der Hasenheide mit Drogen zu dealen, gerät aber in den Einflussbereich von Reinhold, seinem neurotischen, sexsüchtigen Kumpel und Quartiergeber. Als Francis die Clubbesitzerin Eva und – einige einschneidende Erlebnisse später – das Escort-Girl Mieze kennenlernt, scheint er erstmals etwas zu verspüren, das er bisher nicht kannte und das besonders Reinhold ihm nicht gönnt: ein wenig Glück.

WELCOME TO CHECHNYA
International – 16:30

Welcome to Chechnya © Public Square Films

Regie: David France
Kurz Beschreibung: 2017 reagierten LGBTQI*-Community und Menschenrechtsaktivist*innen schockiert auf die entsetzlichen Berichte über die Verbrechen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. In einer koordinierten Aktion verhafteten die Behörden Schwule, lesbische Frauen und Bisexuelle, folterten sie in illegalen Haftanstalten und verlangten von ihnen, andere zu outen. Viele Inhaftierte wurden umgebracht, andere wurden nach der Freilassung und der Rückkehr zu ihren Familien Opfer von Ehrenmorden.

GENIUS LOCI
CinemaxX 3 – 16:30

Genius Loci © KAZAK PRODUCTIONS – FOLIMAGE

Regie: Adrien Mérigeau
Kurz Beschreibung: Überall ist Chaos: im eigenen Kopf und draußen in der großen Stadt. Die Dinge verselbstständigen sich, die Realität ist kaum greifbar. Die jugendliche Reine ist auf der Suche, aber sie weiß nicht wonach. In zarten Zeichnungen sehen wir die Welt durch ihre Augen, in den fließenden Animationen wird ihre Wahrnehmung erfahrbar.

DIE LETZTE STADT
CinemaxX 7 – 18:00

Die Letzte Stadt © Heinz Emigholz & Filmgalerie 451

Regie: Heinz Emigholz
Kurz Beschreibung: Ein Archäologe und ein Waffendesigner, die sich in einem früheren Leben als Filmemacher und als Psychoanalytiker gekannt haben, treffen sich in einer Ausgrabungsstätte in der Negev-Wüste und beginnen ein Gespräch über Liebe und Krieg, das sie in der israelischen Stadt Be’er Sheva fortsetzen. Dann beginnt der Film mit wechselnden Darsteller*innen in wechselnden Rollen einen Reigen, der durch die Städte Athen, Berlin, Hongkong und São Paulo führt.

VENTO SECO
ZOO Palast 1 – 18:30

Vento Seco © Panaceia Filmes

Regie: Daniel Nolasco
Kurz Beschreibung: Sandro lebt hier ein ziemlich eintöniges Leben. Er arbeitet in einer Düngemittelfabrik, geht schwimmen, abends legt er Landschaftspuzzles. Mit seinem Kollegen Ricardo führt Sandro eine rein sexuelle Beziehung. Immer scheint er etwas außerhalb zu stehen, nicht mit sich im Reinen, nirgends richtig zugehörig. Als Maicon, ein Mann wie einem Tom-of-Finland-Comic entsprungen, in der Kleinstadt auftaucht und mit Ricardo anbandelt, setzt das aufkeimende Gefühl der Eifersucht bei Sandro einen Wandel in Gang.

SEX
ZOO Palast 2 – 19:00

Sex © Profile Pictures

Regie: Amalie Næsby Fick
Kurz Beschreibung: Ein Kuss auf dem Dach in einer warmen Kopenhagener Nacht, und Cathrine, Anfang 20, kriegt ihr Leben nicht mehr in den Griff. Da ist ihre Kollegin Selma, von der sie nach diesem Kuss mehr und immer mehr will, aber da ist auch ihr Freund Simon, mit dem Cathrine zusammenwohnt. Für Simon ist im Bett genug eigentlich genug, seit einiger Zeit reicht ihm sogar noch weniger. Für Cathrine, die in einem Callcenter Tipps in Sachen Sex und Liebe gibt, reicht das nicht, und nach Selmas Kuss weiß sie nicht mehr weiter. Sie ist hungrig, ratlos und einsam. Zerrissen zwischen Reue und Begehren reißt sie alle, die sie lieben und die sie liebt, mit hinein in ihr Chaos.

THE LONG GOOD FRIDAY
CinemaxX 8 – 19:30

Bob Hoskins, Helen Mirren © 2020 Handmade Films

Regie: John Mackenzie
Kurz Beschreibung: Der Cockney-Gangsterkönig Harold Shand möchte London zur „Hauptstadt Europas“ machen und zu diesem Zweck in den Docklands ein Olympiastadion errichten. Investitionshilfen erhofft er sich von der New Yorker Mafia. Doch kaum sind deren Unterhändler eingetroffen, bekommt Harold Shand jede Menge Ärger: Zwei seiner Bandenmitglieder werden ermordet und auch er selbst fällt beinah einem Bombenanschlag zum Opfer. Um vor den Amerikanern das Gesicht zu wahren, muss er die Verantwortlichen umgehend zu fassen kriegen, und geht bei der Suche nach ihnen nicht eben zimperlich vor…

NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER ER LEBT
Akademie der Künste – 20:00

Nicht-der-Homosexuelle-ist-pervers-sondern-die-Situation-in-der-er-lebt @ Bernd Feuerhelm(vorne)
Foto: Bernd Feuerhelm(vorne)

Regie: Rosa von Praunheim
Kurz Beschreibung: 90-mal fällt im Kommentar das Wort „schwul“, das 1971, zwei Jahre nach Abschaffung des § 175, noch im Hate-Speech-Kontext stand; die Betroffenen hatten es sich noch nicht selbstbewusst angeeignet. Auf die stumm gedrehten Bilder schwuler Klischee-Szenen gelegt und in deklamatorischem Ton vorgetragen, provozierte das diejenigen, die gar nichts davon hören wollten, wie diejenigen, die unter diesem Begriff litten, gleichermaßen. Ein seltenes Beispiel für einen Film mit direkter gesellschaftspolitischer Wirkung.

SUK SUK
CinemaxX 7 – 21:00

Suk Suk © New Voice Film Productions

Regie: Ray Yeung
Kurz Beschreibung: Mit routinierten Handgriffen macht sich der Hongkonger Taxifahrer Pak bereit, poliert den traditionell knallroten Lack seines Autos auf Hochglanz und holt seine Enkelin von der Schule ab. Auf der Suche nach anonymem Sex begegnet er Hoi, pensioniert, geschieden und selbst Großvater. Nach einer ersten flüchtigen Begegnung verbringen sie wiederholt Zeit miteinander. Doch schon eine spätabendliche Textnachricht scheint ihren Alltag aus dem Gleichgewicht zu bringen.