Tag 7: China, Baby

Die Berlinale läuft nun schon seit einer Woche und ich habe das Gefühl, sie hätte erst vorgestern angefangen. Die Zeit rast und wir sind am siebten Tag angekommen. Ein Motto muss natürlich auch noch her. Warum nicht mal wieder ein Land…da wäre..CHINA!

Chinas Gesetze kriminalisieren Homosexualität zwar nicht, jedoch ist China auch nicht unbedingt das Land, in dem man als Homosexueller am liebsten leben möchte. Filme mit queeren Inhalten werden in China auf perfide Weise überabeitet und ihre Inhalte verändert, wie Xiaogang Wei aus Peking, der auch in der TEDDY Jury sitzt, in einem Statement schreibt. Daher ist es umso schöner, geich zwei chinesische Filme mit queerem Inhalt auf der Berlinale zu haben!

Da wäre die Dokumentation „Inside the Chinese Closet“, die das Leben zweier junger homosexueller Chinesen begleitet. Der Film stellt den familiären und gesellschaftlichen Druck auf homosexuelle Menschen in der Vordergrund und erzählt einfühlsam von dem Umgang der jungen Protagonisten mit den Erwartungen ihrer Umwelt.

In dem Film „Dog Days“ kommt die Nachtclub-Tänzerin Lulu nach Hause und muss feststellen, dass ihr Freund ihr gemeinsames Kind entführt hat. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Sohn und begegnet dem schwulen Tänzer Sunny. Gemeinsam verfolgen sie also Lulus Freund, der, wie sich herausstellt, auch Sunnys Lover ist. Eine  bisexuelle Dreiecksgeschichte, die selten zu finden sind, vor allem wenn sie aus China stammen. Empfehlenswert!


Balcony
Balcony

Großbritannien 2015
17´
Director: Toby Fell-Holden
Cast: Charlotte Beaumont, Genevieve Dunne, Umit Ulgen

Viel weiß Tina nicht über ihre Mitschülerin mit dem Kopftuch. Ob sie aus Ägypten kommt oder dem Irak? Spielt das eine Rolle? Sie möchte für ihre Nachbarin da sein, sie vor den Schwierigkeiten im Viertel und zu Hause schützen. Warum glaubt Tina so viel über sie zu wissen? Dana ist irritiert über die Aufmerksamkeit, die das blonde Mädchen ihr neuerdings schenkt. Annäherungsversuche und Vorurteile prallen in der Plattenbausiedlung aufeinander.

Balcony

14.30 Uhr, CinemaxX 1


Brüder der Nacht
Brothers of the Night

Österreich 2016
88´
Director: Patric Chiha

Wien durchgängig als Nacht-Land und Nachtasyl, als die Kehrseite des Tag-Bewusstseins, ganz ohne Walzerseligkeit und Mozartkugeln. Die Protagonisten dieser Dokumentation sind junge bulgarische Roma, die Armut und die Notwendigkeit, für ihre Familien Geld zu verdienen, nach Wien verschlagen haben, wo sie in der Stricherbar „Rüdiger“ im Arbeiterbezirk Margareten ihre Dienste anbieten. Sie warten, rauchen, trinken, spielen Billard, tanzen, prahlen, albern herum wie junge Kälber, reden über ihre kärglichen Ausschweifungen, über ihre Familien und über Prostituierte, tauschen Erfahrungen und Informationen über das „bizness“ aus. Im Clash der Kulturen und Traditionen führen sie ein Leben zwischen den Welten, zwischen Realität und Illusion, transitorisch, trügerisch und flüchtig. Gus Van Sant trifft James Bidgood trifft Pasolini: Brüder der Nacht ist ein in satt-barockes Halbdunkel getränkter Hybrid, der gezielt verstörend zwischen Dokumentar- und Spielszenen oszilliert. Es ist keine moralisierende, besserwisserische Stricherballade, sondern eine zärtliche, empathische Hymne an die furchtbare Poesie des (Über-)Lebens und an die Solidarität unter Geächteten und Außenseitern.

Brüder der Nacht(1)

14.30 Uhr, CineStar 7


Fugue
Fugue

Deutschland/ Kanada 2015

Director: Kerstin Schroedinger

Eine schemenhafte Figur vollführt vor einem gerasterten Hintergrund eine Reihe von Bewegungen, die auf der Filmemulsion Lichtspuren hinterlassen, während kurze Texte auf sie projiziert werden, unleserlich gemacht von der unebenen Oberfläche ihres Körpers. „In der Musik bezeichnet eine Fuge eine kontrapunktische Kompositionstechnik für zwei oder mehr Stimmen. Durch Wiederholung und Nachahmung wird zu Beginn ein Motiv eingeführt, das im gesamten Verlauf der Komposition wiederkehrt. Fugue ist ein formales und physisches Experiment über den Zusammenhang von Bild, Ton und Bewegung. Die Bewegungen und das Setting basieren auf Bewegungsstudien, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt und gefilmt wurden. Film wurde hier genutzt, um Bewegungen in mechanischer Handarbeit zu analysieren und biomechanische Konzepte über die Beziehung von Körper und Geist, die in einer Form des Schauspieltrainings eingesetzt wurden, zu überprüfen. Für Fugue wurden die aufgezeichneten Bewegungen auch auf den Teil des Filmstreifens kopiert, der vom Projektor als optischer Lichtton gelesen wird. Man hört also, was man sieht. Das Bild kehrt als Bewegung zurück, Bewegung als Ton.“ Kerstin Schroedinger

Fugue

20.30 Uhr, Akademie der Künste


Inside the Chinese Closet
Inside the Chinese Closet

Niederlande 2015
Director: Sophia Luvarà

Andys Vater weiß zwar, dass sein Sohn homosexuell ist, aber er will unbedingt den gesellschaftlichen Konventionen genügen und drängt ihn, eine heiratswillige Lesbe zu finden. Cherry ist bereits eine Scheinehe eingegangen, aber nun verlangen die Eltern von ihrer einzigen Tochter endlich einen Enkel, damit die Nachbarn aufhören zu tratschen. Der Druck auf Schwule und Lesben in China ist groß, den Eltern die gefühlte Schande eines unverheirateten Kindes ohne Nachkommen zu ersparen. Zwar ist Homosexualität nicht mehr illegal, aber Verständnis für ein Leben außerhalb der traditionellen Heterosexualität ist rar. Einfühlsam begleitet Regisseurin Sophia Luvarà Andy und Cherry auf ihrer Suche nach dem richtigen Weg, die manchmal absurde Züge annimmt: schwul-lesbische Scheinehe-Märkte, Agenturen für Surrogatmütter, Preislisten für die Adoption Neugeborener und die ständig nörgelnden Eltern, die nicht locker lassen. Beide, Cherry und Andy, schaffen es, sich ein Stückchen Freiheit zu erobern. Aber sie wissen auch, dass ihr eigenes Coming-out wiederum ihre Eltern zum Versteckspiel zwingt, weil die sich nicht öffentlich zur Homosexualität ihrer Kinder bekennen wollen.

Inside the Chinese Closet

12.00 Uhr, CineStar 7


Jonathan 
Jonathan

Deutschland 2016
99´
Director: Piotr J. Lewandowski
Cast: Jannis Niewöhner, André Hennicke, Julia Koschitz, Thomas Sarbacher, Barbara Auer

Der 23-jährige Jonathan bewirtschaftet mit seiner Tante Martha einen Bauernhof und kümmert sich aufopferungsvoll um seinen krebskranken Vater Burghardt, der die Bemühungen des Sohnes allerdings immer wieder störrisch sabotiert, mit seiner Hinfälligkeit hadert und sich einen Tod in Würde wünscht. Jonathan ist zunehmend überfordert, bis die junge Pflegekraft Anka als Unterstützung engagiert wird. Jonathan und Anka verlieben sich ineinander und Jonathan gewinnt durch Ankas Hospiz-Erfahrung einen neuen Zugang zur Situation seines Vaters. Als Burghardts verschollen geglaubter Jugendfreund Ron auftaucht, verbessert sich sein gesundheitlicher Zustand sichtlich. Gegen den Widerstand der Familie, die Ron als Eindringling empfindet, bleibt der an Burghardts Seite. Jonathan erfährt, dass sein Vater und Ron vor vielen Jahren ineinander die große Liebe fanden. Damit bricht für ihn die Fassade sorgsam gehüteter familiärer Vorstellungen zusammen und lange unterdrückte Geheimnisse werden enthüllt – aber Jonathan lernt auch, sich von seinem Vater zu lösen und dessen Tod als etwas zu akzeptieren, das ihm den Weg zu einem selbstbestimmten Leben eröffnet.

Jonathan(1)

21.30 Uhr, Union Filmtheater 1


Liebmann
Liebmann

Deutschland 2016
82´
Director: Jules Herrmann
Cast: Godehard Giese, Adeline Moreau, Fabien Ara, Bettina Grahs

Der Lehrer Antek Liebmann lässt sein Leben in Deutschland hinter sich und mietet sich im sommerlichen Nordfrankreich ein. Von seinem Vermieter erfährt er, dass in den umliegenden Wäldern ein Mörder sein Unwesen treibt. Einer dunklen Vorahnung folgend, zieht es Antek auf einem seiner Spaziergänge in das Unterholz, wo er eine gefährliche Entdeckung macht. Er freundet sich mit seiner attraktiven Nachbarin Geneviève und dem fröhlichen Sébastien an. Keiner ahnt, dass Antek in seinem Heimatland ein furchtbares Geheimnis zurückgelassen hat. Erst die Entdeckung eines seltsamen Anwesens, zu dem ihn Geneviève mitnimmt, und die Möglichkeit einer neuen Liebesbeziehung weisen Antek einen Weg aus dem Dunkel. Doch bevor er ein neues Leben beginnen kann, muss er sich den Geistern seiner Vergangenheit stellen, sie heraufbeschwören und bezwingen. Die Erzählung orientiert sich am Gefieder des Pfaus, changiert zwischen zurückhaltendem Schimmern und auffälligem Schillern. So gleiten leichte Sommertage in nächtliche Abstürze über oder entschwinden zu kurzen Ausflügen in Parallelwelten.

Liebmann12.00 Uhr, Colosseum 1 & 20.30 Uhr, CinemaxX 1


Mãe só há uma
Don´t Call me Son

Brasilien 2016
82´
Director: Anna Muylaert
Cast: Naomi Nero, Dani Nefussi, Matheus Natchergaele, Daniel Botelho, Luciana Paes

Pierre ist 17 und steckt mitten in der Pubertät: Er spielt in einer Band, hat Sex auf Partys und heimlich probiert er vor dem Spiegel Frauenkleider und Lippenstift. Seine Mutter Aracy hat ihn und seine jüngere Schwester Jacqueline seit dem Tod ihres Mannes umsorgt und verwöhnt. Als er erfährt, dass sie ihn als Neugeborenes aus einem Krankenhaus gestohlen hat, ändert sich Pierres Leben schlagartig. Von einem Tag auf den anderen bricht seine Welt zusammen, und seine Mutter Aracy wird verhaftet. Seine leiblichen Eltern Gloria und Matheus haben 17 Jahre lang nach ihm gesucht und wollen nun die verlorenen Jahre mit dem ältesten Sohn, den sie Felipe nennen, so schnell wie möglich nachholen. Kritisch beäugt von seinem jüngeren Bruder Joca zieht Pierre/Felipe bei seiner wohlhabenden, neuen Familie ein, die ihn nach ihren Idealen formen will. Aber Pierre hat seinen eigenen Lebensentwurf. Regisseurin Anna Muylaert gewann 2015 den Panorama Publikumspreis mit Que horas ela volta? (Der Sommer mit Mama). In diesem Film untersucht sie die Beziehung zwischen Mutter und Kind aus der Perspektive des rebellischen Sohnes, dessen Welt über Nacht aus den Fugen gerät.

Mãe só há uma

22.30 Uhr, Colosseum 1


Mamma vet bäst
Mother knows best

Schweden 2016
12´
Director: Mikael Bundsen
Cast: Alexander Gustavsson, Hanna Ullerstam, Karl-Erik Franzén

Er ist also schwul. Heute Abend hat er ihr seinen Freund vorgestellt. Zum Abschied küsst er ihn leidenschaftlich. Er hat Glück, so eine tolerante Mutter zu haben. Das ist nicht selbstverständlich. Seinem Vater solle er es lieber noch nicht erzählen, sagt sie. Und in der Öffentlichkeit sollte er sich erst recht nicht als schwul zu erkennen geben. Viele hätten Vorurteile. Nicht alle seien so verständnisvoll wie sie.

Mamma vet bäst

17.30 Uhr, CinemaxX 1


Moms On Fire
Moms On Fire

Schweden 2016
12´
Director: Joanna Rytel

Eine ganz normale Gegend in einer ganz normalen Stadt. Zwei Frauen sitzen auf dem Sofa und kratzen ihre schwangeren Bäuche. Es sind noch vier Tage bis zur Geburt. Die Situation ist weder schönzureden noch auszuhalten. Sie ist einfach unerträglich. Masturbieren geht nicht, weil man nicht an die Klitoris kommt, der Boyfriend ist abwesend und sowieso boring. Der einzige Vorteil eines weiteren Kindes besteht darin, nicht mehr mit dem ersten Kind spielen zu müssen. Die Künstlerin und Filmemacherin Joanna Rytel zeigt eine Knet-Animation, in der in aller Direktheit Fragen gestellt und Situationen geschildert werden, über die oft geschwiegen wird.

Moms On Fire

17:00 Uhr, Colosseum 1


Nunca vas a estar solo
You’ll Never Be Alone

Chile 2016
82´
Director: Alex Anwandter
Cast: With Sergio Hernandez, Andrew Bargsted, Jaime Leiva, Benjamin Westfall, Antonia Zegers

Der in sich gekehrte Juan, Manager in einer Schaufensterpuppenfabrik, lebt allein mit seinem 18-jährigen schwulen Sohn Pablo. Während Pablo unbeschwert Tanz studiert, hofft Juan auf eine Chance, nach 25 Jahren Geschäftspartner seines Chefs zu werden. Als Pablo nach einem brutalen, homophob motivierten Angriff schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wird, wird seinem Vater bewusst, wie weit sie sich innerlich voneinander entfernt haben. Fehlende Tatzeugen und hohe Arztrechnungen zwingen Juan, die stillen Konstanten seiner Existenz endgültig zu verlassen, um sich in einer diskriminierenden Realität zu positionieren. Immer wieder laufen seine Bemühungen ins Leere, bis er in den nächtlichen Straßen Santiagos seinen eigenen Gesetzen folgt, um seinen Sohn zu retten. Im März 2012 schockierte die Ermordung des offen schwul lebenden Chilenen Daniel Zamudio durch Neo-Nazis ganz Lateinamerika. Der Fall inspirierte Alex Anwandter zu seinem beeindruckend vielschichtigen Debüt: Mit großem Feingefühl spürt er in der Zurückgezogenheit des Vaters dem gewaltsamen Druck eingeschworener Männlichkeitsnormen nach – und löst sie im bunten queeren Lebenstraum Pablos auf.

Nunca vas a estar solo

22:45  Uhr, CineStar 3


O noapte in Tokoriki
A night in Tokoriki

Rumänien 2016
18´
Director: Roxana Stroe
Cast: Cristian Priboi, Cristian Bota, Iulia Ciochina

Party im Nachtklub Tokoriki. Geanina wird 18, und das ganze Dorf ist da. Die Neonpalme ist eingeschaltet und der DJ trägt sein goldenes Hemd. Alin und seine Freunde fahren mit Style im Pferdewagen vor und erobern die Tanzfläche. Aber Alin scheint etwas auf der Seele zu liegen. Mit glühenden Augen starrt er Gianina an. Das bleibt auch ihrem Freund nicht verborgen. Die Gefühle kochen hoch. Kommt es heute Nacht zur Eskalation?

O noapte in Tokoriki

17.30 Uhr, CinemaxX 1


San Fu Tian
Dog Days

Hong Kong, China 2016
95´
Director: Jordan Schiele
Cast: Huang Lu, Tian Mu Chen, Luo Lanshan, Xing Dan Wen

Nicht enden wollende Hundstage lasten bleiern auf dem ärmlichen Außenbezirk von Changsha, wo die junge Mutter Lulu als Tänzerin in einem billigen Nachtklub arbeitet. Als sie spät nachts nach Hause kommt, ist ihr Freund Bai Long mit dem gemeinsamen Säugling verschwunden. Ihre verzweifelte Suche führt sie in ein Travestielokal, wo der schwule Sunny auftritt, der weiß, wo sich der Kindsvater aufhält. Es kommt zu einem Deal zwischen dem ungleichen, von nun an schicksalhaft miteinander verstrickten Paar: Lulu will ihr Kind zurück und im Gegenzug der homosexuellen Beziehung zwischen Bai Long und Sunny nicht im Wege stehen. In einem Hotel in Schanghai überschlagen sich die Ereignisse; emotionale und erotische Irrungen und Wirrungen häufen sich. Es stellt sich heraus, dass Bai Long seinen Sohn unter dem Vorwand, dass dessen Mutter gestorben sei, an ein wohlhabendes Arztehepaar verkauft hat. Wie wird die Zukunft für Lulu und ihr Kind aussehen?

San Fu Tian

 19:00 Uhr, Zoo Palast 1


Strike a Pose
Strike a Pose

Niederlande/ Belgien 2016
83´
Director: Ester Gould, Reijer Zwaan

1990 suchte Superstar Madonna für ihre „Blond Ambition“-Tour Performer, die sich mit Vogueing auskannten. Aus zahllosen Bewerbern wurden die schwulen Tänzer Salim, Kevin, Carlton, José, Luis und Gabriel ausgewählt, und als einziger Hetero der Breakdancer Oliver. Die Tour wurde von einem Filmteam begleitet, und die Musikerin inszenierte sich als Mutterfigur der Bühnenfamilie. Die Jungs fanden schnell Fans unter homosexuellen Jugendlichen, die sie als Vorbilder ansahen, während die Tour zu Madonnas Bekenntnis für die schwule Befreiung und die Akzeptanz von Aids wurde. Doch die heile Welt zerbrach, als Gabriel, Kevin und Oliver gegen das unerwünschte Outing klagten, das sie durch den Film In Bed With Madonna erlebten. Gabriel starb 1995 an Aids, die anderen verfolgten weiter ihre beruflichen Karrieren. 25 Jahre nach der gemeinsamen Zeit treffen sich die sechs Männer, und es werden Geheimnisse gelüftet, die lange zurückgehalten wurden. Den Filmemachern gelingt es, die Geschichten der sehr unterschiedlichen Tänzer zu erzählen, wobei sie die offiziellen Versionen behutsam in Frage stellen, um sich zum Kern der Wahrheit vorzuarbeiten.

Strike a Pose

 17:45 Uhr, Cubix 8


Take Your Partners
Take Your Partners

Großbritannien 2015
11´
Director: Siri Rødnes
Cast: Lily Graham, Mori Christian, George Anton, Reanne Farley

Warum soll der Osterhut eines Mädchens anders aussehen als der eines Jungen? Ollie ist acht Jahre alt und steht auf Fußball und Westernhelden. Als in der Schule Vorbereitungen für die traditionelle Osterparade getroffen werden, weigert Ollie sich strikt, die gängigen Geschlechterrollen zu akzeptieren. Mit Unterstützung der Eltern findet Ollie schließlich einen ganz eigenen Weg, mit der Herausforderung umzugehen.

Take your Partners

10:30 Uhr, CinemaxX 1


The Lamps
The Lamps

USA 2015

Director: Shelly Silver

„Alle, die mich wollen, wollen mich verschlingen. Aber ich bin viel zu ausgedehnt, nach allen Seiten offen, und begehre mal dies und mal jenes.” Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven „Die Baroness ist keine Futuristin. Sie ist die Zukunft.” Marcel Duchamp „Die Baroness Elsa von Freytag Loringhoven, geborene Plötz, wurde als Protagonistin der New Yorker Dada-Bewegung kaum gewürdigt. Als Dichterin, Künstlerin, VaudevillePerformerin, Ausreißerin, Aufrührerin und Cross-Dresserin provozierte sie ständig die Öffentlichkeit. Sie passte nicht in ihre Zeit und wie die meisten Außenseiter litt sie darunter. Ähnlich unzähligen ebenso marginalisierten Künstlerinnen wurde ihre kulturelle Hinterlassenschaft kaum beachtet und in einigen Fällen sogar von bekannteren männlichen Zeitgenossen sich angeeignet. Einige Forscher meinen, dass die Baronin die Urheberin von „Fountain“ war, jenem Ready-made-Urinal, mit dem Duchamp berühmt wurde. The Lamps dokumentiert ausführlich die Reise, die die Baroness um 1900 nach Neapel unternahm, wo sie im Archäologischen Museum ins ‚Il Gabinetto Segretto’ einbrach, einen klandestinen Raum voller erotischer Gegenstände aus Pompeji.” Shelly Silver

The Lamps

 20:30 Uhr, Akademie der Künste


Théo et Hugo dans le même bateau
Théo et Hugo dans le même bateau

Frankreich 2016
97´
Director: Olivier Ducastel, Jacques Martineau
Cast: Geoffrey Couët, François Nambot

In einem Sex-Club treffen die Körper von Théo und Hugo aufeinander. Sie tauschen sich aus, verschwimmen in der Unschärfe eines hemmungslosen Verlangens, nehmen im Wechsel ihrer Blicke Gestalt an, um sich erneut zu erkunden und zu verlieren. Wenige Momente später zieht es die beiden jungen Männer nach draußen. Gemeinsam lassen sie sich durch die leergefegten Straßen im nächtlichen Paris treiben. Unvermittelt werden sie hier mit einer Realität konfrontiert, die ihre Freiheit und Ziellosigkeit aushebelt und jedem weiteren Schritt eine Ratlosigkeit von existenziellem Ausmaß verleiht: Möchten sie mehr voneinander erfahren? Wird Vertrauen belohnt werden? Was erwartet sie? Mit meisterhaftem Feingefühl lassen Olivier Ducastel und Jacques Martineau uns daran teilhaben, wie zwei Männer in einer tiefen gegenseitigen Verunsicherung stranden und dennoch nach Nähe suchen. Ihre beiden Hauptdarsteller verzaubern mit großem Einfühlungsvermögen und umwerfendem Charme.

Théo et Hugo dans le même bateau(1)

22.30 Uhr, Cubix 7


Uncle Howard
Uncle Howard

Großbritannien/ USA 2016
96´
Director: Aaron Brookner
Cast: Jim Jarmusch, Sara Driver, Tom DiCillo, Brad Gooch, Frederic Mitterand

Nachdem Howard Brookner, Regisseur von zwei Dokumentar- und einem Spielfilm, 1989 im Alter von 34 Jahren an den Folgen von Aids gestorben war, drohte sein schmales Lebenswerk in Vergessenheit zu geraten. Sein Neffe Aaron nahm sich vor, das Erbe des Onkels zu bewahren und dessen ersten Film, den Kultfilm Burroughs: The Movie (1983) zu digitalisieren. Diese Arbeit führte zur Entdeckung einer Reihe weiterer Schätze, die rund 30 Jahre im mythenumwobenen „Bunker“ des Beat-Literatur-Paten in der New Yorker Bowery lagerten. Ein reiches Archiv an Material, das der Filmbesessene zwischen 1978 bis Ende der Achtzigerjahre drehte, und einzigartiges Dokument der unglaublich vitalen New Yorker Downtown-Kunstund Schwulenszene dieser Dekade. Aaron Brookners Film Uncle Howard schildert eine abenteuerliche, künstlerische und sehr persönliche Reise zurück, begleitet von Unterhaltungen mit Familienangehörigen und engen Freunden seines Onkels (darunter Robert Wilson, Jim Jarmusch, Brad Gooch und James Grauerholz). Das Ergebnis ist ein liebevolles und intensives Porträt dieses allzu früh verstorbenen Unvollendeten.

Uncle Howard(1)

22:30 Uhr, CineStar 7


WEEKENDS
WEEKENDS

Südkorea 2016
98´
Director: Dong-ha Lee
Cast: Jaewoo, Sander, Jonggirl, Namypooh, Gang

Jedes Wochenende probt der schwule Männerchor G-Voice in Seoul, und das seit 2003. Als eine Art Gegenpol zur koreanischen Gesellschaft, die von Homophobie geprägt ist, thematisiert er den homosexuellen Alltag auf intelligente und humorvolle Weise. Für das zehnjährige Jubiläum planen die Mitglieder ihr erstes großes Konzert mit anspruchsvollen Arrangements, kreativen Choreografien und vielen neuen Stücken. Das stellt die Amateursänger auf eine harte Bewährungsprobe, denn bei manchen ist der Enthusiasmus größer als die Stimmsicherheit, während andere die ehrenamtliche Organisationsarbeit aufreibt. Neben der Konzertvorbereitung engagiert sich G-Voice auch politisch und singt für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung, und das nicht nur auf LGBTQ-Demos. Regisseur Lee Dong-ha gelingt es, beinahe beiläufig einen Einblick in das schwule Leben in Korea zu geben. Er begleitet Chormitglieder und Organisatoren auch nach den Proben, wenn beim Essen die Gespräche persönlicher werden. Die Stücke von G-Voice, gefilmt im Stil schicker Musikvideos, kommentieren unter anderem die Erfahrungen der Männer mit der Gesellschaft, mit ihren konservativen Familien und mit schwuler Lebensfreude.

Weekends

20:00 Uhr, CineStar 7


Girl Talk
Girl Talk

USA 2015

Director:Wu Tsang
Cast: Fred Moten

Girl Talk zeigt den Dichter und kritischen Theoretiker Fred Morten beim Zeitlupentanz in „dragged time“ zu einer Accappella-Version des Jazz Standards „Girl Talk“. Das Lied von Betty Carter wird hier in einer Neuinterpretation des Musikers Josiah Wise vorgetragen. Moten dreht sich euphorisch in einem sonnendurchfluteten Garten, sein juwelenbesetzes Samtgewandt reflektiert das Licht in pinken, blauen und grünen Strahlen. Moten und Tsang, Dichter und Künstler, untersuchen die Figur der Drag Queen und sind selbst an keine Persona gebunden.

Girl Talk

10.02-22.0 2. / täglich 19:00 – 21:00 Akademie der Künste als Installation