Gestern fand die große TEDDY Opening Party im Schwuz statt und alle, die noch immer nicht heimgekehrt sind, können sich nun direkt auf den Weg ins Kino machen!
Denn was gibt es schöneres, als seinen Kater im Kino auszukurieren? Die bunten Bilder entführen euch in die weite Welt und für alle die wollen, gibt es heute traurige Geschichten aus Deutschland, eine verträumte Liebe aus dem Baltikum und einen Blick ins Spanien des Jahres 2053. Und am Abend? Ja, da geht es weiter mit 54, dem Director’s Cut des weltberühmten Partyfilms – also, auf zu den Berlinale Kinos und anschließend weiter zur nächsten Party. Es ist schließlich Samstag in Berlin!
Claudia Llosa, die 2009 für Eine Perle Ewigkeit den goldenen Bären und 2011 für Loxoro den TEDDY Award für den besten Kurzfilm gewann, ist in diesem Jahr Mitglied der offiziellen Berlinale Jury!
Das neue Jahr ist noch recht jung und schon gibt es den perfekten Anlass, um alle guten Vorsätze wieder über Board zu werfen. Es ist Berlinale und somit auch endlich wieder TEDDY-Zeit. Neben den Filmen und Stars sind es auch die Parties, die in diesen Tagen für Gesprächsstoff sorgen. Die beste Party findet traditionell im SchwuZ statt. Und heute ist es endlich wieder so weit: Der TEDDY feiert große Eröffnungsparty. Die perfekte Gelegenheit, um in alte Gewohnheiten zu verfallen und alte Laster wieder aufleben zu lassen. Natürlich stellen wir euch an diesem Abend auch die diesjährige internationale Jury vor.
Für alle, die gerade Panik bekommen, weil sie nicht wissen, was sie heute Abend anziehen sollen, haben wir hier ein paar Tipps wieder runterzukommen – unsere heutigen TEDDY-Filme.
Frankreich 2015
85′
Director: Véronique Aubouy
Cast: Julia Perazzini, Nina Langensand, Megane Ferrat, Pauline Leprince
Annemarie Schwarzenbach war eine schillernde Figur der Bohème der Zwanzigerjahre. Die begabte Schriftstellerin war lesbisch, drogensüchtig, Globetrotterin, von betörender Androgynität und, zum Leidwesen ihrer dominanten Nazi-verehrenden Mutter, Antifaschistin. Die Berliner Fotografen Marianne Breslauer bezeichnete sie als das schönste Wesen, das ihr je begegnet sei. Schwarzenbach starb jung, mit 34. Bis Ende der Achtzigerjahre vergessen, werden ihre Bücher seither wieder gedruckt und ihre Biografie rekonstruiert. Véronique Aubouy tut mehr, als Annemarie Schwarzenbach vor dem Vergessen zu retten. Sie holt sie in die Gegenwart. 16 junge Schauspieler und Schauspielerinnen agieren in wechselnden Rollen als Schwarzenbach und deren Freunde und Geliebte. Sie sind zunehmend fasziniert von der Sogwirkung dieser Figur. Das Oszillieren zwischen den Geschlechtern wird zu einem gemeinsamen Projekt. Was als Casting, in dem die jungen Schauspieler aufgefordert werden, ihre Biografien an die der Schriftstellerin anzudocken, beginnt, endet als Beziehungsreigen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen.
Deutschland 2015
89′
Director: Rosa von Praunheim
Cast: Hanno Koffler, Andreas Marquardt, Luise Heyer, Marion Erdmann
Wenn Karate-Champion Andreas Marquardt über sich nachdenkt, überkommt ihn Bitternis: „Ich habe keine Gefühle zugelassen. Ich war ein eiskalter Typ, ein Block, mir war alles scheißegal.“ Als er zwei Jahre alt war, übergoss ihn sein Vater mit Wasser und stellte ihn bei Minustemperaturen auf den Balkon. Ein anderes Mal zerquetschte er ihm die Hand. Mit Sechs begann die Mutter, ihn zu verführen: „Dein Schwanz gehört mir, Freundchen.“ Später wurde Andreas Zuhälter, verdiente Millionen. Bis er in den Knast kam. Nur Marion hielt zu ihm, die Schöne, die für ihn auf den Strich ging und ihm Mut machte … In einer Mischung von Interviews und nachinszenierten Szenen aus der Autobiograe von Andreas Marquardt beschreibt Rosa von Praunheim ein Leben, das aus Demütigung und Angst in Verachtung, Selbsthass und Brutalität umschlägt. Gedreht in stilisierten Kulissen, deren Fototapeten die Atmosphäre des alten West-Berlin wieder erstehen lassen, entsteht ein erschütternder Einblick in die existenziellen Verletzungen einer Seele durch familiäre Gewalt und die verzweifelte Gegenwehr. Kann es gelingen, den Teufelskreis zu durchbrechen? Und wie geht Andreas Marquardt heute mit diesen Erfahrungen um?
Brasilien 2015
83′
Director: Filipe Matzembacher, Marcio Reolon
Cast: Mateus Almada, Maurício José Barcellos, Elisa Brites, Francisco Gick
Martin und Tomaz, seit Jahren gute Freunde, befinden sich auf dem Sprung ins Erwachsenenleben. Wegen einer Erbschaftsangelegenheit schickt Martins Vater seinen Sohn in die Heimat der Familie im Süden Brasiliens. Tomaz begleitet ihn dorthin. Der kleine Abstecher in den Küstenort entwickelt sich für beide zur großen Reise zu sich selbst. Denn nicht nur das Meer vor den Türen des Landhauses übt eine langsame, aber unaufhaltsame Sogkraft aus – auch die beiden Freunde untereinander. Atmosphärisch dicht folgt Filipe Matzembachers und Marcio Reolons autobiografisch inspiriertes Spielfilmdebüt seinen beiden Hauptfiguren in ein Wochenende, das deren Beziehung nachhaltig verändern wird. Beira-Mar ist ein Spaziergang durch die Grenzgebiete zwischen Liebe und Freundschaft – eine Auslotung von sexueller Orientierung und persönlicher Identität. Die hervorragende Kamera ergründet die vielschichtigen Gefühlszustände der Protagonisten ebenso wie die Tonspur das Meeresrauschen: behutsam und gewaltig zugleich. Stets auf Augenhöhe mit Sujet und Figuren, schafft der Film einen Augenblick des Zaubers und der Zärtlichkeit. Manchmal sind das Suchen und das Finden von Liebe eben ein und dasselbe.
Die Fetischwelt kennt für jede besondere Vorliebe eine Nische, und Arwed hat sich auf eine sehr spezielle Kundschaft eingestellt: Er betreibt ein privates Gefängnis, in dem er ganz nach Wunsch die zahlenden Gäste hinter Gittern schikaniert. Als Gefängnisdirektor ist er der Zeremonienmeister, der mit seinem Partner Dennis den Häftlingen während einer Woche ihre wildesten Knastfantasien erfüllt. Die Gefangenen wiederum sehen die Tage und Nächte in Handschellen und Fußfesseln als Erholungsurlaub – hier können sie endlich mal richtig abschalten. Das Rollenspiel wirkt wie improvisiertes Theater, in dem der Regisseur Arwed und sein Assistent Dennis jeden Abend die Dramaturgie für den nächsten Tag in den kargen Zellen und auf den Fluren der Haftanstalt planen. Die Menschlichkeit bleibt aber auch beim Auspeitschen nicht auf der Strecke, denn die Quälenden sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Gefangenen auf geradezu fürsorgliche Weise bewusst, trotz der harten Gefängniswärterpose. Aus dem Off stellt Jan Soldat seine Fragen in einem Interviewstil, der auch seine Kurzfilme prägt.
Brasilien 2014
119′
Director: Lirio Ferreira
Cast: Daniel de Oliveira, Caroline Abras, Sandra Coverloni, Rômulo Braga
Ein Schiff mit einem Zirkus an Bord nähert sich einer Insel im südlichen Atlantik. Am Abend bei der Vorstellung präsentiert der Zirkusbesitzer und Illusionist Kaleb den Artisten Zolah, dem sofort alle Herzen zufliegen. Zolah ist Pedro, der die Insel vor 20 Jahren als Neunjähriger verließ. Die Wiederbegegnung mit seiner Mutter Rosa und seiner introvertierten Schwester Raquel konfrontieren den weitgereisten Akrobaten mit alten Verletzungen und verdrängten Sehnsüchten. Raquels Welt ist das Meer, in dessen Tiefen sie sich immer wieder zurückzieht. Sie wünschte, Pedro wäre ein Teil davon. Fragen erwachen in Pedro. Warum hat seine Mutter ihn damals fortgeschickt? Während Inselbewohner und Zirkuskünstler in einen munteren Austausch miteinander treten, suchen Pedro und Raquel nach Raum für sich. Schuldgefühle, Rivalität und besitzergreifender Stolz werden für die Familie zur Herausforderung. Lirio Ferreira reflektiert die Risikobereitschaft der Geschwister in Bildern von eindrucksvoll virtuosen Zirkusnummern, welche er mit Elementen der antiken Tragödie und magischen Bildern vom Meer zu einem fulminanten Kinoerlebnis zusammenfügt.
Der Film Sangailė (The Summer of Sangaile), der um einen TEDDY Award konkurriert, hat beim Sundance Film Festival den Regie Award in der Kategorie World Cinema Dramatic gewonnen!
Das TEDDY Team gratuliert und wir freuen uns darauf euch beim Festival zu sehen!
Wir heißen euch herzlich willkommen bei der diesjährigen Berlinale und zum TEDDY Award, eurem queeren Lieblingsfilmpreis – Willkommen im TEDDY Wunderland, in dem wir euch aus der bunten Filmtüte der Berlinale auch in diesem Jahr wieder mit Sahnebonbons und Rosinen füttern werden und euch eine wunderbare regenbogenfarbige Mischung präsentieren.
Wir beginnen mit der Geschichte über eine Insel und einen Zirkusartisten, über seine Liebe und das Leben zwischen Clowns und Artisten. Also, hereinspaziert, hereinspaziert!