Du bist das Wunder vom TEDDY AWARD.
Das Coming-out eines Menschen kann wie ein Sturm durch die Gesellschaft wehen. Du weißt, dass Taten wirken. Du stehst auf und feuerst an. Oder du bleibst sitzen und hilfst uns im Stillen. Du zeigst Präsenz, denn du bist da.
Du bist der Grund, warum Filme gemacht werden. Du bist der Grund, warum wir die Filme zeigen. Mit deiner Kritik machst du uns wahnsinnig. Vor Glück. Denn du guckst unsere Filme, auch wenn du sie nicht immer gut findest. Du bist der Zuschauer und damit bist du kein Luxus, sondern unsere größte Freude.
Es gibt viele gute Gründe, kein Filmfestival zu machen. Und den besten, es doch zu tun: Dich.
Du kannst mit uns sprechen und wir versuchen, dich durch die Filme sprechen zu lassen, um so deine Welt zu erklären. Wir hoffen, du lernst von uns – doch noch viel mehr lernen wir von dir.
Für dich wird aus dem kleinsten Kinosaal ein Ort voller Abenteuer und Zauber. Der Zauber, den wir uns für dich wünschen.
Wir brauchen mehr von deiner Sorte, weil ohne dich die Gegenwart keinen Spaß bringt und die Zukunft bereits vergangen ist.
Du bist die Berlinale.
DU bist der TEDDY.
Sebastian
FELICE QUI È DIVERSO
(Happy to be Different)
Ein älteres schwules Paar in einer norditalienischen Großstadt erzählt von seiner jahrzehntelangen Beziehung. Ein Mann beschreibt, wie er von seinem Vater wegen seiner sexuellen Identität misshandelt wurde. Ein anderer Mann berichtet von einem sexuell erfüllten Leben. Quer durch alle Klassen und Regionen des Landes kommen schwule Männer zu Wort. Sie erzählen von den unterschiedlichen Verhältnissen, die schwules Leben in Italien bestimmt haben. Es geht um Abgrenzung, Diskriminierung, Leid oder Gewalt, aber auch um glückliche Lebensentwürfe. Mit FELICE CHI È DIVERSO erzählt Gianni Amelio eine schwule Geschichte Italiens seit dem Faschismus. Seine anthropologische Studie wird zu einer Kulturgeschichte des Landes.
Cinestar 7, 12.00 Uhr
DER KREIS
(The Circle)
Das Anfang der Vierzigerjahre gegründete Netzwerk um die Zeitschrift DER KREIS überlebte als einzige Schwulenorganisation die Herrschaft des Naziregimes und blühte in der Nachkriegszeit zu einem international beachteten Underground-Club auf. Legendäre Maskenbälle in Zürich boten 800 Besuchern aus ganz Europa einen sicheren Freiraum. Hier verliebt sich 1956 der schüchterne Lehrer Ernst Ostertag in den Travestie-Star Röbi Rapp. Ernst sucht nach einem Weg, über die Grenzen des “Kreises“ hinaus für die Normalität seines Schwulseins zu kämpfen, ohne seine Anstellung als Lehrer zu verlieren.
Stefan Haupts neuer Film entfaltet das faszinierende Universum einer der ersten schwulen Emanzipations-Communitys.
Cinestar 7, 14.30 Uhr
FINDING VIVIAN MAIER
(Finding Vivian Maier)
John Maloof liebt Zwangsversteigerungen, bei denen man private Nachlässe erstehen kann. Eines Tages macht er eine erstaunliche Entdeckung: ein Karton mit unentwickelten Filmen und Negativen. Bewegende Momentaufnahmen aus dem amerikanischen Alltag kommen zum Vorschein. Auffällig sind die zahlreichen Fotos von Kindern. Wer war die Person hinter der Kamera? Warum wurden die Fotografien von Vivian Maier nie entdeckt? John Maloof beginnt, zu recherchieren. Er folgt den Lebensspuren von Maier, die selbstbewusst die Welt mit ihrer Kamera bereiste. Es entsteht das faszinierende Porträt einer Künstlerin mit offenem Blick, vor deren Objektiv sich auch fremde Menschen in die Seele blicken ließen.
Cinestar 7, 17.00 Uhr
AS ROSAS BRANCAS
(The White Roses)
Eine Gruppe tanzt auf einem Sportplatz zur Musik von Supertramp. Die Geschwister tragen Blumen an das Grab im tiefen Schnee, Blumenkränze im Haar. Der Vater dirigiert die Geschwister. Sie umarmen sich. Die Erinnerung hält Einzug über Bilder, die im Amulett des Bruders, Gabriel, geborgen sind. Die Mutter ist tot – wie die Leere füllen, die sie hinterlässt? Jedes einzelne Familienmitglied sucht seinen Weg. Muss seinen Weg neu bestimmen. Es sind ruhige Bilder und Gesten, die durch diesen Film führen. Mystische Bilder und Gedanken, die immer auch auf das Konkrete im Hier und Jetzt treffen. Wirklich wichtig ist nur, wie es weitergeht, mit der Mutter im Herzen.
Colosseum 1, 17.45 Uhr
PRAIA DO FUTURO
(Praia Do Futuro)
Das Wasser ist das Element des Rettungsschwimmers Donato und das Meer sein Zuhause. Als zwei Männer in eine Strömung geraten, kann er den deutschen Touristen Konrad retten, doch dessen Freund holt die See. Retter und Überlebender kommen sich schnell näher und Donato folgt Konrad nach Berlin, in eine Stadt, die nicht am Meer liegt, in der man sich jedoch neu erfinden kann. Jahre später wird Donato mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Wütend steht sein jüngerer Bruder Ayrton vor der Tür und will wissen, warum Donato ihn verlassen hat.
In seinem neuen Spielfilm folgt der in Berlin lebende brasilianische Regisseur Karim Aïnouz erneut Liebes- und Identitätssuchern, die alles riskieren, um zu sich selbst zu finden.
Berlinale Palast, 19.00 Uhr
MARIO WIRZ
(Mario Wirz)
Der an Krebs erkrankte Dichter Mario Wirz spricht bei einem Spaziergang mit seinem Freund Rosa von Praunheim eineinhalb Monate vor seinem Tod freimütig über die letzten Dinge, die Kraft der Liebe und die Kraft des positiven Denkens: „Lass uns leben!“
Cinestar, 19.30 Uhr
VULVA 3.0
(Vulva 3.0)
Der Umgang mit dem eigenen Körper ist für viele Frauen immer noch schambehaftet. In der Öffentlichkeit sehen wir eine entindividualisierte Anatomie, die die Attraktivitätsstandards der Pornoindustrie widerspiegelt. Das Idealbild der glatten Vulva mit gleichmäßigen Labien hat jedoch wenig Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Gestalt des weiblichen Geschlechtsteils.
Mit ihrer umfangreichen und sachlichen Recherche zur Geschichte dieses Teils der weiblichen Anatomie im 21. Jahrhundert durchleuchten die Regisseurinnen sämtliche Aspekte des Themas, vom Aufklärungsunterricht, über Zensur bis zum Retuschieren “unförmiger“ Schamlippen in pornografischen Bildern – und feiern damit die Vielfalt weiblicher Körper.
Cinestar 7, 20.00 Uhr
PIERROT LUNAIRE
(Pierrot Lunaire)
1912 bat die Schauspielerin Albertine Zehmke den Komponisten Arnold Schönberg, einen Teil des Gedichtzyklus Pierrot Lunaire, verfasst von Albert Giraud, zu vertonen: Schönberg arrangierte 21 der ca. 50 Gedichte zu einer Komposition. Es wurde eines seiner innovativsten Musiktheaterstücke. 2013 holt LaBruce seinen Pierrot Lunaire auf die Straßen Berlins und verfilmt eine dunkle Geschichte der Sehnsucht, der Liebe und der Transgression.
Der Soundtrack des Films ist Demil Petroviçs Neuinterpretation von Schönbergs Musical, gesungen von Susanne Sachsse. Auf einer wahren Geschichte beruhend, ist LaBruces Pierrot Lunaire die angemessene queercore-Version eines der innovativsten Stücke atonaler Musik.
Kino Arsenal 1, 22.30 Uhr
PAPILIO BUDDHA
(Papilio Buddha)
Shankaran entdeckt einen Papilio Buddha, einen seltenen Schmetterling, der nur in den indischen Western Ghats beheimatet ist. Ein Moment fast perfekten Glücks für ihn und seinen schwulen Freund Jack. Der Amerikaner begleitet Shankaran nach Hause und wird Zeuge eines Streits mit dessen Vater. Der Vater ist Anführer einer Gruppe von Dalits, Kastenlosen oder Unberührbaren. Aus Sicht der Polizei sind sie Terroristen, obwohl ihre Rechte in der Verfassung geregelt sind. Auch Shankaran kommt ins Gefängnis und Jack wird wegen seiner Nähe zu ihm kurzerhand ausgewiesen.
Der Film zeigt bildmächtig und ohne politische Tabus, wie sich eine Dalit-Community gegen erstickende Traditionen zur Wehr setzt. Das Paradies wird zur Kampfzone.
Colosseum 1, 22.30 Uhr
QUICK CHANGE
(Quick Change)
Du wirst schön sein, und es tut nicht weh. So verspricht es Dorina, die aus Japan nach Manila gekommen ist und hier Dutzenden von Kundinnen hilft, ihren Traum zu verwirklichen, einmal Siegerin des Miss-Gay- oder Miss-Amazing-Wettbewerbs zu werden. In den exzentrisch bunten Kostümen der Shows sieht man ihnen nicht mehr an, dass zuvor Spritzen mit Implantationsflüssigkeiten gesetzt wurden: an Wangen und Nasenflügeln, Lippen, Brüsten, Hüften und Hintern.
Mit dokumentarischer Genauigkeit und in atemberaubendem Tempo folgt Regisseur Eduardo Roy, Jr. den Wegen seiner Heldin durch den Dschungel einer von Schönheitswahn und Aufstiegshoffnung beseelten Gemeinde.
Cinemaxx 7, 22.30 Uhr
HOJE EU QUERO VOLTAR SOZINHO
(The Way He Looks)
Giovana ist Leos beste Freundin. Aber ihre Nähe hat Grenzen. Leo ruht in sich, auch die Sticheleien seiner Mitschüler bringen seine innere Unabhängigkeit nicht zum Wanken. Müde vom Schutz seiner Eltern möchte der blinde 15-Jährige sein Leben allein bestimmen. Mit der Ankunft eines neuen Klassenkameraden, Gabriel, gewichtet Leo seinen Alltag neu. Doch so ungezwungen er sich seiner Empfindungen Gabriel gegenüber bewusst wird, so tief lässt er sich von der zurückhaltenden Zuwendung des Freundes verunsichern.
Mit träumerischer Leichtigkeit lässt der Gewinner des Gläsernen Bären 2008 die Protagonisten seines ersten Langfilms in einem Gefühlskosmos aufwühlender Anziehungen und scheuer Berührungen einander umkreisen.
Cinestar 3, 22.45 Uhr