Barbara Hammer (1939–2019) war eine wegweisende Pionierin des lesbischen Kinos und zählt zu den bedeutendsten experimentellen Filmemacher*innen ihrer Generation. Ihre Werke revolutionierten die Darstellung lesbischer Körper und Liebe im Film und sind bis heute fester Bestandteil des Queer-Kanons. Im Laufe ihrer Karriere wurde sie dreifach mit dem TEDDY AWARD ausgezeichnet.
Auf der diesjährigen Berlinale im Forum Expanded werden drei ihrer Filme präsentiert: A Horse is Not a Metaphor, Maya Deren’s Sink und Generations. Zudem gelten ihre frühen Kurzfilme wie Dyketactics und Menses (beide 1974) längst als Klassiker des Queer-Kinos.
In fünf Jahrzehnten schuf die aktivistische Filmemacherin nicht nur wegweisende Filme, sondern engagierte sich auch als Mentorin, Lehrerin und Fürsprecherin für junge Filmemacher*innen. Ihre Arbeiten wurden weltweit in Ausstellungen gezeigt. Nach ihrer Krebsdiagnose im Jahr 2006 integrierte Hammer ihre Krankheit radikal in ihre künstlerische Praxis und schuf bewegende Werke über die Sterblichkeit des Körpers.
Barbara Hammer war eine Ausnahmeerscheinung in der männerdominierten Welt des experimentellen Kinos und brachte mit ihren Arbeiten queere Perspektiven in den feministischen und filmischen Diskurs ein. In den 1980er-Jahren experimentierte sie mit abstrakten Formen und Found Footage und verfasste ein Manifest zur „Politik der Abstraktion“, das die formale Queerness des Kinos betonte.
Mit Nitrate Kisses erschloss sie in den 1990er-Jahren das queere Archiv und schuf einen ihrer wichtigsten Langfilme. Sie erforschte dabei die prekären Spuren queeren Lebens vor Stonewall und konterte die Unsichtbarkeit dieser Geschichten mit kraftvollen Bildern. Ihr Werk ist ein lebendiges Archiv queerer Erinnerung – und eine Inspiration für kommende Generationen.
A Horse Is Not a Metaphor (2008)
![A Horse Is Not a Metaphor, Copyright: Berlinale](http://blog.teddyaward.tv/wp-content/uploads/2025/01/A_Horse-1024x639.jpg)
Die Filmemacherin Barbara Hammer kämpft in ihrem Experimentalfilm A Horse Is Not a Metaphor mit Visionen vom Reiten und Schwimmen im Fluss gegen Eierstockkrebs.
Als „Krebstherapeutin“ und nicht als „Überlebende“ reitet Barbara Hammer über die roten Hügel von Georgia O’Keefe’s Ghost Ranch in New Mexico, die grasbewachsenen Ausläufer des Big Horn in Wyoming und die grünen Pfade in Woodstock, New York, und verwandelt dabei die Krankheit in Heilung.
Die eindringliche und wundersame Musik von Meredith Monk untermalt und feiert diesen experimentellen Film, der uns aufrichtet, wenn wir am meisten entmutigt sind.
Maya Deren’s Sink (2010)
![Generations, Copyright: Berlinale](http://blog.teddyaward.tv/wp-content/uploads/2025/01/Generations-1024x639.jpg)
Diese stimmungsvolle Hommage an die Mutter des amerikanischen Avantgarde-Films lässt den Geist einer überlebensgroßen Persönlichkeit aufleben, wie sie von denjenigen beschrieben wird, die sie kannten. Freunde und Zeitgenossen schweben durch Maya Derens Häuser und erinnern sich in winzigen Bruchstücken an ihre architektonischen und persönlichen Innenräume. Ausschnitte aus Derens Filmen werden in die Räume zurückprojiziert, in denen sie ursprünglich gedreht wurden. Die fließenden Lichtprojektionen des intimen Raums bieten eine schwer fassbare Vertretung für eine Filmemacherin, die die meisten von uns nie kennen werden.
Generations (2011)
![Maya Deren’s Sink, Copyright: Berlinale](http://blog.teddyaward.tv/wp-content/uploads/2025/01/Maya-Derens-Sink_Still1_8x10_300dpi-1024x749.jpg)
Generations ist ein Film über Mentoring und die Weitergabe der Tradition des persönlichen experimentellen Filmemachens. Barbara Hammer, 70 Jahre alt, übergibt die Kamera an Gina Carducci (heute Joey Carducci), eine junge queere Filmemacherin. Sie drehen in den letzten Tagen des Vergnügungsparks Astroland auf Coney Island, New York, und stellen fest, dass die unvermeidliche Tatsache des Alterns in der Architektur des Vergnügungsparks und in der Emulsion des Filmmediums selbst widerhallt. Die Filmemacher*innen schneiden Bild und Ton völlig getrennt und fügen ihre Filme in der Mitte zusammen, wenn sie fertig sind, und machen so ein echtes Generationen- und Experimentalexperiment.