Tag 8: Österreich

Das Land der Alpen, der Flüsse, der Seen. Das Land der Mehlspeisen und der skifahrenden Urlauber. Das Land der Biertrinker und Trachtenträger. Heimat der Kaffeehäuser und Sachertorten. Jetzt aber genug mit den Klischees über Österreich, kommen wir lieber zu den interessanteren Dingen, wie beispielsweise den österreichischen Filmen. Filmemacher wie Michael Haneke oder Ulrich Seidl sind bekannt für ihre naturalistische Bildsprache und ihre schonungslosen Einblicke in die Abgründe der Menschheit. Dieser Tradition ist der österreichische Filmemacher Händl Klaus gefolgt und liefert mit seinem Film „Kater“ einen ergreifenden Film über Entfremdung, Liebe, Schuld und Wahnsinn eines Paares ab, in dem die Beziehung zweier Männer von einem Tag auf den anderen durch einen plötzlichen Gewaltakt erschüttert wird. Durchdringend, schockierend, fesselnd. Dieser Film geht unter die Haut!

Auch der nächste österreichische Film, „Brüder der Nacht“, wird euch nicht seicht unterhalten. Die Dokumentation handelt von bulgarischen Jungen die nachts in Wien auf dem Strich ihr Geld verdienen. Die Idee zum Film kam dem Regisseur Patrick Chiha als er eines nachts in einem Wiener Kaffeehaus auf seine Protagonisten stieß und sich daraufhin entschloss, den Film mit ihnen gemeisam zu drehen. Eine herzzerbrechende Suche nach Freiheit und Geborgenheit, die sich in den nächtlichen Straßen Wiens als schwierig gestaltet. Über den Film wird gesagt dass er an Fassbinder oder Pasolini erinnert. Ich würde sagen, ihr findet’s einfach selbst heraus! Viel Spaß beim achten Tag der Berlinale!


Brüder der Nacht
Brothers of the Night

Österreich 2016
88´
Director: Patric Chiha

Wien durchgängig als Nacht-Land und Nachtasyl, als die Kehrseite des Tag-Bewusstseins, ganz ohne Walzerseligkeit und Mozartkugeln. Die Protagonisten dieser Dokumentation sind junge bulgarische Roma, die Armut und die Notwendigkeit, für ihre Familien Geld zu verdienen, nach Wien verschlagen haben, wo sie in der Stricherbar „Rüdiger“ im Arbeiterbezirk Margareten ihre Dienste anbieten. Sie warten, rauchen, trinken, spielen Billard, tanzen, prahlen, albern herum wie junge Kälber, reden über ihre kärglichen Ausschweifungen, über ihre Familien und über Prostituierte, tauschen Erfahrungen und Informationen über das „bizness“ aus. Im Clash der Kulturen und Traditionen führen sie ein Leben zwischen den Welten, zwischen Realität und Illusion, transitorisch, trügerisch und flüchtig. Gus Van Sant trifft James Bidgood trifft Pasolini: Brüder der Nacht ist ein in satt-barockes Halbdunkel getränkter Hybrid, der gezielt verstörend zwischen Dokumentar- und Spielszenen oszilliert. Es ist keine moralisierende, besserwisserische Stricherballade, sondern eine zärtliche, empathische Hymne an die furchtbare Poesie des (Über-)Lebens und an die Solidarität unter Geächteten und Außenseitern.

Brüder der Nacht(1)

14:30 Uhr, Colosseum 1


En la azotea
On the Roof

Spanien 2015
12´
Director: Damià Serra Cauchetiez
Cast: Nil Cardoner, Roger Príncep, Biel Estivill, Pol Hinojosa

Die Hitze steht auf den Hochhausdächern der Vorstadt. Jeden Tag zur gleichen Zeit erklimmen fünf Jungs eines, um auf das Nachbarhaus zu starren. Ebenso regelmäßig erscheint dort eine Frau, entledigt sich ihrer Kleider und sonnt sich ungeniert. Doch an diesem Tag ist etwas anders. Auf dem Dach nebenan sucht ein nackter Mann Abkühlung unter dem Wasserschlauch und einer der Jungs hat nur noch Augen für ihn. Bei seinen Kumpels bleibt das nicht unbemerkt.

En la azotea

15:30 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain


Fugue
Fugue

Deutschland/ Kanada 2015

Director: Kerstin Schroedinger

Eine schemenhafte Figur vollführt vor einem gerasterten Hintergrund eine Reihe von Bewegungen, die auf der Filmemulsion Lichtspuren hinterlassen, während kurze Texte auf sie projiziert werden, unleserlich gemacht von der unebenen Oberfläche ihres Körpers. „In der Musik bezeichnet eine Fuge eine kontrapunktische Kompositionstechnik für zwei oder mehr Stimmen. Durch Wiederholung und Nachahmung wird zu Beginn ein Motiv eingeführt, das im gesamten Verlauf der Komposition wiederkehrt. Fugue ist ein formales und physisches Experiment über den Zusammenhang von Bild, Ton und Bewegung. Die Bewegungen und das Setting basieren auf Bewegungsstudien, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt und gefilmt wurden. Film wurde hier genutzt, um Bewegungen in mechanischer Handarbeit zu analysieren und biomechanische Konzepte über die Beziehung von Körper und Geist, die in einer Form des Schauspieltrainings eingesetzt wurden, zu überprüfen. Für Fugue wurden die aufgezeichneten Bewegungen auch auf den Teil des Filmstreifens kopiert, der vom Projektor als optischer Lichtton gelesen wird. Man hört also, was man sieht. Das Bild kehrt als Bewegung zurück, Bewegung als Ton.“ Kerstin Schroedinger

Fugue
  15:00 Uhr, Kino Arsenal 1


Girl Talk
Girl Talk

USA 2015

Director:Wu Tsang
Cast: Fred Moten

Girl Talk zeigt den Dichter und kritischen Theoretiker Fred Morten beim Zeitlupentanz in „dragged time“ zu einer Accappella-Version des Jazz Standards „Girl Talk“. Das Lied von Betty Carter wird hier in einer Neuinterpretation des Musikers Josiah Wise vorgetragen. Moten dreht sich euphorisch in einem sonnendurchfluteten Garten, sein juwelenbesetzes Samtgewandt reflektiert das Licht in pinken, blauen und grünen Strahlen. Moten und Tsang, Dichter und Künstler, untersuchen die Figur der Drag Queen und sind selbst an keine Persona gebunden.

Girl Talk

10.02-22.0 2. / täglich 19:00 – 21:00 Akademie der Künste als Installation


Inside the Chinese Closet
Inside the Chinese Closet

Niederlande 2015
Director: Sophia Luvarà

Andys Vater weiß zwar, dass sein Sohn homosexuell ist, aber er will unbedingt den gesellschaftlichen Konventionen genügen und drängt ihn, eine heiratswillige Lesbe zu finden. Cherry ist bereits eine Scheinehe eingegangen, aber nun verlangen die Eltern von ihrer einzigen Tochter endlich einen Enkel, damit die Nachbarn aufhören zu tratschen. Der Druck auf Schwule und Lesben in China ist groß, den Eltern die gefühlte Schande eines unverheirateten Kindes ohne Nachkommen zu ersparen. Zwar ist Homosexualität nicht mehr illegal, aber Verständnis für ein Leben außerhalb der traditionellen Heterosexualität ist rar. Einfühlsam begleitet Regisseurin Sophia Luvarà Andy und Cherry auf ihrer Suche nach dem richtigen Weg, die manchmal absurde Züge annimmt: schwul-lesbische Scheinehe-Märkte, Agenturen für Surrogatmütter, Preislisten für die Adoption Neugeborener und die ständig nörgelnden Eltern, die nicht locker lassen. Beide, Cherry und Andy, schaffen es, sich ein Stückchen Freiheit zu erobern. Aber sie wissen auch, dass ihr eigenes Coming-out wiederum ihre Eltern zum Versteckspiel zwingt, weil die sich nicht öffentlich zur Homosexualität ihrer Kinder bekennen wollen.

Inside the Chinese Closet

17:30 Uhr, Cubix 7


Kater
Tomcat

Österreich 2016
114´
Director: Händl Klaus
Cast: Lukas Turtur, Philipp Hochmair, Toni, Thomas Stipsits

Andreas und Stefan leben mit ihrem Kater Moses wie im Paradies. Sie bewohnen ein schönes, altes Haus in den Wiener Weinbergen und arbeiten als Disponent und Musiker im selben Orchester. Die Leidenschaft für die Musik, der große Kollegen- und Freundeskreis und ihr pelziger Gefährte prägen den Alltag der beiden Männer. Doch eines Morgens erschüttert ein unvorhergesehener Gewaltausbruch Stefans die harmonische Beziehung der beiden. Skepsis und Entfremdung bestimmen von diesem Zeitpunkt an den Beziehungsalltag und stellen eine nur schwer überwindbare Hürde dar. Während Stefan den Boden unter den Füßen verliert, ringt Andreas weiter mit seinem Misstrauen und um seine Liebe zu Stefan. Nach seinem preisgekrönten Debüt „März“ inszeniert Händl Klaus in seinem zweiten Werk die Vertreibung zweier Liebender aus dem Paradies. Mit viel Feingefühl für die männliche Seele und den blinden Fleck, den wir in uns tragen, erzählt diese musisch-poetische Ballade von der Fragilität der Liebe. Die Darsteller Philipp Hochmair und Lukas Turtur sind zwei Theatertiere, die mit ihrem naturalistischen Schauspiel zu beeindrucken wissen.

Kater

22:00 Uhr, Zoo Palast 2


Kiki
Kiki

Schweden/ USA 2016
95´
Director: Sara Jordenö

25 Jahre nachdem Paris is Burning, Teddy-Gewinner 1991, dem Berlinale-Publikum die Ballroom-Szene in New York nahe brachte, gibt uns Kiki Einblicke in die Welt der heutigen jungen black LGBT-Community, wirft einen Blick auf die Bälle, bei denen die Teilnehmenden in VoguingWettbewerben um Trophäen kämpfen, und lässt deren Protagonisten über ihre Wünsche und ihren Alltag berichten. Anders als zur Zeit von Paris is Burning entstehen diese Bälle nicht aus der Subkultur, sondern werden von queeren Jugendhilfeprogrammen organisiert. Es fällt auf, wie aufgeklärt die Jugendlichen heutzutage genderpolitische Fragen diskutieren und wie selbstverständlich sie mit Begriffen wie Heteronormativität und Geschlechterdekonstruktion umgehen. Mögen sich die Stadt, die Strukturen und das genderpolitische Bewusstsein seit den Achtzigern verändert haben, geblieben ist die Sehnsucht nach Akzeptanz und einem sicheren Ort, an dem jeder seine Einzigartigkeit zelebrieren kann. Auch wenn das Coming-Out für einige der Protagonisten heute leichter zu sein scheint und die Homo-Ehe in den USA durchgesetzt ist, bringt Co-Autor Twiggy Pucci Garçon es auf den Punkt: „There is so much left to fight for.“

Kiki

20:00 Uhr, CineStar 7


Mamma vet bäst
Mother knows best

Schweden 2016
12´
Director: Mikael Bundsen
Cast: Alexander Gustavsson, Hanna Ullerstam, Karl-Erik Franzén

Er ist also schwul. Heute Abend hat er ihr seinen Freund vorgestellt. Zum Abschied küsst er ihn leidenschaftlich. Er hat Glück, so eine tolerante Mutter zu haben. Das ist nicht selbstverständlich. Seinem Vater solle er es lieber noch nicht erzählen, sagt sie. Und in der Öffentlichkeit sollte er sich erst recht nicht als schwul zu erkennen geben. Viele hätten Vorurteile. Nicht alle seien so verständnisvoll wie sie.

Mamma vet bäst

13:00 Uhr, HKW


Nunca vas a estar solo
You’ll Never Be Alone

Chile 2016
82´
Director: Alex Anwandter
Cast: With Sergio Hernandez, Andrew Bargsted, Jaime Leiva, Benjamin Westfall, Antonia Zegers

Der in sich gekehrte Juan, Manager in einer Schaufensterpuppenfabrik, lebt allein mit seinem 18-jährigen schwulen Sohn Pablo. Während Pablo unbeschwert Tanz studiert, hofft Juan auf eine Chance, nach 25 Jahren Geschäftspartner seines Chefs zu werden. Als Pablo nach einem brutalen, homophob motivierten Angriff schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wird, wird seinem Vater bewusst, wie weit sie sich innerlich voneinander entfernt haben. Fehlende Tatzeugen und hohe Arztrechnungen zwingen Juan, die stillen Konstanten seiner Existenz endgültig zu verlassen, um sich in einer diskriminierenden Realität zu positionieren. Immer wieder laufen seine Bemühungen ins Leere, bis er in den nächtlichen Straßen Santiagos seinen eigenen Gesetzen folgt, um seinen Sohn zu retten. Im März 2012 schockierte die Ermordung des offen schwul lebenden Chilenen Daniel Zamudio durch Neo-Nazis ganz Lateinamerika. Der Fall inspirierte Alex Anwandter zu seinem beeindruckend vielschichtigen Debüt: Mit großem Feingefühl spürt er in der Zurückgezogenheit des Vaters dem gewaltsamen Druck eingeschworener Männlichkeitsnormen nach – und löst sie im bunten queeren Lebenstraum Pablos auf.

Nunca vas a estar solo

20:15 Uhr, Cubix 7


O noapte in Tokoriki
A night in Tokoriki

Rumänien 2016
18´
Director: Roxana Stroe
Cast: Cristian Priboi, Cristian Bota, Iulia Ciochina

Party im Nachtklub Tokoriki. Geanina wird 18, und das ganze Dorf ist da. Die Neonpalme ist eingeschaltet und der DJ trägt sein goldenes Hemd. Alin und seine Freunde fahren mit Style im Pferdewagen vor und erobern die Tanzfläche. Aber Alin scheint etwas auf der Seele zu liegen. Mit glühenden Augen starrt er Gianina an. Das bleibt auch ihrem Freund nicht verborgen. Die Gefühle kochen hoch. Kommt es heute Nacht zur Eskalation?

O noapte in Tokoriki

13:00 Uhr, HKW


Reluctactly Queer
Reluctactly Queer

Ghana/ USA 2016

Director: Akosua Adoma Owusu
Cast: Kwame Edwin Otu

Kwame Edwin Otu, ein junger Mann aus Ghana, schreibt einen Brief an seine Mutter. Es fällt ihm nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, aber er sucht die Aussöhnung, wünscht sich Akzeptanz, auch wenn er einen Mann liebt. Homosexualität wird in Ghana mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. In Reluctantly Queer stellt sich der junge Mann die Frage, was es heißt, hier und heute queer zu sein. Die Regisseurin Akosua Adoma Owusu filmt ihn beim Verfassen des Briefes. Der Film ist auf Super 8 und in Schwarz-Weiß gedreht. Das Schreiben wird unterbrochen von Handlungen des Alltags. Kleinen zarten Momenten, die anders strahlen, mit Otus Worten im Ohr.

Reluctantly Queer

17:00 Uhr, Colosseum 1


San Fu Tian
Dog Days

Hong Kong, China 2016
95´
Director: Jordan Schiele
Cast: Huang Lu, Tian Mu Chen, Luo Lanshan, Xing Dan Wen

Nicht enden wollende Hundstage lasten bleiern auf dem ärmlichen Außenbezirk von Changsha, wo die junge Mutter Lulu als Tänzerin in einem billigen Nachtklub arbeitet. Als sie spät nachts nach Hause kommt, ist ihr Freund Bai Long mit dem gemeinsamen Säugling verschwunden. Ihre verzweifelte Suche führt sie in ein Travestielokal, wo der schwule Sunny auftritt, der weiß, wo sich der Kindsvater aufhält. Es kommt zu einem Deal zwischen dem ungleichen, von nun an schicksalhaft miteinander verstrickten Paar: Lulu will ihr Kind zurück und im Gegenzug der homosexuellen Beziehung zwischen Bai Long und Sunny nicht im Wege stehen. In einem Hotel in Schanghai überschlagen sich die Ereignisse; emotionale und erotische Irrungen und Wirrungen häufen sich. Es stellt sich heraus, dass Bai Long seinen Sohn unter dem Vorwand, dass dessen Mutter gestorben sei, an ein wohlhabendes Arztehepaar verkauft hat. Wie wird die Zukunft für Lulu und ihr Kind aussehen?

San Fu Tian

10:00 Uhr, CinemaxX 7


Take Your Partners
Take Your Partners

Großbritannien 2015
11´
Director: Siri Rødnes
Cast: Lily Graham, Mori Christian, George Anton, Reanne Farley

Warum soll der Osterhut eines Mädchens anders aussehen als der eines Jungen? Ollie ist acht Jahre alt und steht auf Fußball und Westernhelden. Als in der Schule Vorbereitungen für die traditionelle Osterparade getroffen werden, weigert Ollie sich strikt, die gängigen Geschlechterrollen zu akzeptieren. Mit Unterstützung der Eltern findet Ollie schließlich einen ganz eigenen Weg, mit der Herausforderung umzugehen.

Take your Partners

11:30 CinemaxX 3


The Lamps
The Lamps

USA 2015

Director: Shelly Silver

„Alle, die mich wollen, wollen mich verschlingen. Aber ich bin viel zu ausgedehnt, nach allen Seiten offen, und begehre mal dies und mal jenes.” Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven „Die Baroness ist keine Futuristin. Sie ist die Zukunft.” Marcel Duchamp „Die Baroness Elsa von Freytag Loringhoven, geborene Plötz, wurde als Protagonistin der New Yorker Dada-Bewegung kaum gewürdigt. Als Dichterin, Künstlerin, VaudevillePerformerin, Ausreißerin, Aufrührerin und Cross-Dresserin provozierte sie ständig die Öffentlichkeit. Sie passte nicht in ihre Zeit und wie die meisten Außenseiter litt sie darunter. Ähnlich unzähligen ebenso marginalisierten Künstlerinnen wurde ihre kulturelle Hinterlassenschaft kaum beachtet und in einigen Fällen sogar von bekannteren männlichen Zeitgenossen sich angeeignet. Einige Forscher meinen, dass die Baronin die Urheberin von „Fountain“ war, jenem Ready-made-Urinal, mit dem Duchamp berühmt wurde. The Lamps dokumentiert ausführlich die Reise, die die Baroness um 1900 nach Neapel unternahm, wo sie im Archäologischen Museum ins ‚Il Gabinetto Segretto’ einbrach, einen klandestinen Raum voller erotischer Gegenstände aus Pompeji.” Shelly Silver

The Lamps

15:00 Uhr, Kino Arsenal 1


WEEKENDS
WEEKENDS

Südkorea 2016
98´
Director: Dong-ha Lee
Cast: Jaewoo, Sander, Jonggirl, Namypooh, Gang

Jedes Wochenende probt der schwule Männerchor G-Voice in Seoul, und das seit 2003. Als eine Art Gegenpol zur koreanischen Gesellschaft, die von Homophobie geprägt ist, thematisiert er den homosexuellen Alltag auf intelligente und humorvolle Weise. Für das zehnjährige Jubiläum planen die Mitglieder ihr erstes großes Konzert mit anspruchsvollen Arrangements, kreativen Choreografien und vielen neuen Stücken. Das stellt die Amateursänger auf eine harte Bewährungsprobe, denn bei manchen ist der Enthusiasmus größer als die Stimmsicherheit, während andere die ehrenamtliche Organisationsarbeit aufreibt. Neben der Konzertvorbereitung engagiert sich G-Voice auch politisch und singt für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung, und das nicht nur auf LGBTQ-Demos. Regisseur Lee Dong-ha gelingt es, beinahe beiläufig einen Einblick in das schwule Leben in Korea zu geben. Er begleitet Chormitglieder und Organisatoren auch nach den Proben, wenn beim Essen die Gespräche persönlicher werden. Die Stücke von G-Voice, gefilmt im Stil schicker Musikvideos, kommentieren unter anderem die Erfahrungen der Männer mit der Gesellschaft, mit ihren konservativen Familien und mit schwuler Lebensfreude.

Weekends

14:30 Uhr, CineStar 7


Who’s Gonna Love Me Now?
Who’s Gonna Love Me Now?

Großbritannien/ Israel 2016
84´
Director: Tomer Heymann, Barak Heymann, Alexander Bodin Saphir

Saar hat den Erwartungen seiner Eltern nie entsprochen. Seit er sich vor 17 Jahren den Regeln seines Kibbuz widersetzte und von der Siedlungsgemeinschaft ausgeschlossen wurde, war er für seine Familie nicht mehr existent. Er verließ Israel, um in London ein freies schwules Leben zu beginnen. Nach dem Ende einer dreijährigen Partnerschaft suchte er exzessive Sex- und Drogenabenteuer, bis er HIV-positiv getestet wurde und gezwungen war, sein Dasein zu überdenken. Im London Gay Men’s Chorus hat er schließlich ein Zuhause gefunden und schöpft dort aus der Musik den Mut für eine Wiederbegegnung mit seiner Familie. Einfühlsam, mit Humor und Charme dokumentiert der Film, wie sich der inzwischen Vierzigjährige und seine ihm entfremdeten Eltern und Geschwister auf den Weg machen, sich gemeinsam ihren Zerwürfnissen und Ängsten zu stellen. Unerwartete Nähe und tiefe Zurückweisung werden zur Herausforderung. Beiläufig beleuchtet Saars sehr persönliche Geschichte auch die faszinierende Vielfalt kulturell und religiös geprägter kollektiver Lebensweisen und inspiriert zur aufrichtigen Identitätsfindung. Zahlreiche energetisch aufgeladene Chorszenen verleihen dieser Botschaft leidenschaftlich Ausdruck.

Who's Gonna Love Me Now

22:30 Uhr, CineStar 7


Zona Norte
Zona Norte

Deutschland 2016
90´
Director: Monika Treut

Fünfzehn Jahre nachdem Monika Treut in ihrem Film Kriegerin des Lichts (Panorama 2002) die Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello bei ihrer Arbeit mit Straßenkindern porträtierte, kehrt sie nach Rio de Janeiro zurück, um die Entwicklung und Nachhaltigkeit des alternativen Schulprojekts Uerê zu dokumentieren. Täglich versorgt de Mello in ihrer Einrichtung mittlerweile etwa 250 Kinder mit Essen und bietet ihnen ein liebevolles, sicheres und effektives Lernumfeld an. Ihre alternative Pädagogik ermöglicht den Kindern, die aus massiven Gewalterfahrungen resultierenden Lernprobleme zu überwinden. Doch inzwischen haben die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele und der massive Militäreinsatz gegen die Bewohner der Favelas bürgerkriegsähnliche Zustände provoziert. Stets nah an den Menschen und sensibel in der Bildsprache untersucht Treut die Auswirkungen der stadtsoziologischen Veränderungen. In Zona Norte begibt sie sich auf die Suche nach den Protagonisten von damals. Die Schüler, die sie 2001 in ihrem Film porträtierte, schienen keine Zukunft zu haben, doch die Wiederbegegnung zeigt, dass de Mellos Projekt den Kindern langfristig bessere Perspektiven eröffnet.

Zona Norte

17:00 Uhr, CineStar 7