PANEL 2: 40 Years of Queer Programming

In den 70er Jahren wurde der Film zu einer wichtigen Kraft, um den Emanzipationskampf in den westlichen Ländern zu vereinen. Das Kino wurde zu einem bedeutenden Ort der Kommunikation. Mit der Gründung von Panorama, dem TEDDY AWARD und der QUEER ACADEMY haben wir ab 1980 einen Ort der Aktion und Reflexion geschaffen, um die queere Emanzipation insgesamt weiterzuentwickeln – neben geopolitischen, feministischen, antirassistischen und inklusiven Themen. Queere Filmfestivals weltweit haben diesen Ansatz geteilt. Diese Entwicklungen zu verstärken und der heutigen reaktionären Welle zu begegnen, ist die ultimative Motivation für dieses Panel. Wir möchten fragen, was diese Entwicklungen für die LGBTQI*-Bewegungen mit unterschiedlichen kulturellen und geografischen Hintergründen und für die Welt im Allgemeinen bedeuten und wie wir diese Bewegung am besten fortsetzen können.

Host: Wieland Speck

©Ali Ghandtschi
©Ali Ghandtschi

Wieland Speck ist ein deutscher Filmemacher, Autor und Kurator. Er gründete 1987 den TEDDY AWARD und war von 1992 bis 2017 Leiter der Panorama-Sektion der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der gebürtige Freiburger lebt seit 1972 in Berlin, studierte Germanistik, Theater und Ethnologie an der Freien Universität und profilierte sich seit den 1970er Jahren als Videokünstler, Programmer und Herausgeber von Literatur der Männeremanzipations- und Schwulenbewegung. 1982 wurde er Assistent des damaligen Panorama-Leiters Manfred Salzgeber, eine Position, die er zehn Jahre lang innehatte. Zu seinen filmischen Arbeiten gehören Westler – East of the Wall und Escape to Life – The Erika and Klaus Mann Story. Wieland Speck ist auch Dozent an verschiedenen Instituten wie der dffb, der Freien Universität oder der Filmakademie Ludwigsburg. Er hat Artikel zu einer Vielzahl von Themen veröffentlicht, darunter Film im Allgemeinen, Filmpraxis, Filmmarketing und Drehbuchschreiben.

John Greyson

Geboren 1960 in Nelson, British Columbia, Kanada, lebt John Greyson seit 1980 in Toronto. Die Arbeiten des Film- und Fernsehregisseurs und Medienkünstlers waren international auf Festivals und in Museen zu sehen und wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet.1989 erhielt er einen TEDDY AWARD für Urinal, 1991 einen weiteren für The Making of Monsters. Greyson tritt auch als Universitätsprofessor, Autor, Drehbuchautor und Herausgeber in Erscheinung.

Sandra Hezinová

Sandra Hezinová arbeitet als Kuratorin in Tschechien. 2013 schloss sie ihr Studium der Filmtheorie und Geschichte an der Karls-Universität Prag ab. In ihrer Abschlussarbeit verfolgte sie eine Untersuchung der ersten queeren tschechischen Filme aus dem Blickwinkel der Queer Theory und Rezeptionstheorie. Seit 2015 arbeitete sie als Kuratorin für das Mezipatra Queer Film Festival, dessen Programmdirektion sie seit 2016 leitet. Sie ist darüber hinaus auch als Kuratorin für das Karlovy Vary International Film Festival tätig.

Isaac Julien

© Thierry Bal
© Thierry Bal

Geboren 1960 in London, studierte Isaac Julien Malerei und Bildende Kunst an der St Martin’s School of Art und gründete 1983 das Sankofa Film and Video Collective. Sein Debütfilm Looking for Langston wurde 1989 im Panorama uraufgeführt und mit dem TEDDY AWARD ausgezeichnet. Young Soul Rebels gewann 1991 den Kritikerpreis der Semaine de la Critique in Cannes. 2008 erhielt er den Special TEDDY für Derek über Derek Jarman, in Zusammenarbeit mit Tilda Swinton. Seine Filme und Installationen wurden vielfach in renommierten internationalen Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, dem MoMA in New York und der Tate Modern in London gezeigt. Julien war mehrere Jahre als Hochschulprofessor tätig, u.a. an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und der University of Arts London.

Andrea Kuhn

© Glasow
© Glasow

Andrea Kuhn leitet seit 2007 das Internationale Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte. Sie ist ausgebildete Filmwissenschaftlerin und unterrichtete acht Jahre lang Film‐ und Kulturwissenschaft an der Universität Erlangen‐Nürnberg. Parallel leitete sie 10 Jahre die StummFilmMusikTage Erlangen. 2008-2010 war sie Vorsitzende des Human Rights Film Network, einem Zusammenschluss von rund 40 Filmfestivals zum Thema Menschenrechte weltweit. Andrea ist Mitglied der Europäischen Filmakademie, Kuratoriumsmitglied der Stiftung medico international und Vorstandsmitglied des Dox Box e.V., einer Organisation, die Dokumentarfilmer*innen in der arabischen Welt unterstützt. Sie ist außerdem stolze Besitzerin einer Goldmedaille im Fußball der Gay Games 2010.

Kevin Mwachiro

Kevin Mwachiro ist Schriftsteller, Dichter, freischaffender Journalist, schwuler Aktivist, Podcaster und Liebhaber der Kultur, der Menschen und Afrikas. Als Vorstandsmitglied der panafrikanischen ILGA und der kenianischen GALCK ist er eine Stimme für die queeren Gemeinschaften in Kenia wie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Durch seine Dichtung, Literatur und Theaterstücke hat Kevin ein neues Maß an Aufmerksamkeit gegenüber LGBTIQ*-Perspektiven in Kenia erreicht und das Out Film Festival als erstes LGBTIQ*-Festival Ostafrikas mitbegründet. Er blickt auf eine langjährige Zusammenarbeit mit der BBC und dem Goethe-Institut Nairobi zurück.

Greta Schiller

Greta Schiller wurde 1954 in Detroit, Michigan geboren. Ihren Durchbruch als Filmemacherin feierte sie mit der Dokumentation Before Stonewall, die 1985 im Panorama gezeigt und mit zwei Emmys ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr gründete sie mit Andrea Weiss die Produktionsfirma Jezebel Productions. Beeinflusst von der Frauen- und Homosexuellen-Bewegung, drehte Schiller mehrere vielbeachtete Dokumentarfilme.