Alice Júnior
Regie: Gil Baroni, Brasilien, 2019
„Also Leute, ihr kennt mich als Alice Júnior, ich bin trans, schwer zu schlagen und bereit für alles, was da kommen mag.“ Schnelle Bildwechsel, untermalt von Pop-Samples und Soundeffekten, ein Hauch Glitzer und eine ganze Packung Emojis. Die YouTuberin Alice Júnior produziert ihr neustes Video über den ersehnten ersten Kuss. Doch als ihr Vater ihr Zimmer betritt und vor laufender Kamera verkündet, dass er mit ihr von der pulsierenden brasilianischen Großstadt Recife in ein konservatives Städtchen im Süden des Landes ziehen will, muss sich Alice gegen Prüderie und Engstirnigkeit wappnen… mehr
Berlin Alexanderplatz
Regie: Burhan Qurbani, Deutschland / Niederlande, 2020
Francis hat die Flucht aus Nordafrika überlebt. Als er an einem Strand im Süden Europas erwacht, ist er entschlossen, von nun an ein geregeltes, anständiges Leben zu führen. Doch das Berlin von heute, in dem er landet, geht mit dem Staatenlosen ohne Arbeitserlaubnis nicht weniger erbarmungslos um, als es Lohnarbeiter Franz Biberkopf in Döblins Klassiker der deutschen Literatur erlebt hat. Und so widersetzt sich Francis zunächst zwar dem Angebot, in der Hasenheide mit Drogen zu dealen, gerät aber in den Einflussbereich von Reinhold, seinem neurotischen, sexsüchtigen Kumpel und Quartiergeber. Als Francis die Clubbesitzerin Eva und – einige einschneidende Erlebnisse später – das Escort-Girl Mieze kennenlernt, scheint er erstmals etwas zu verspüren, das er bisher nicht kannte und das besonders Reinhold ihm nicht gönnt: ein wenig Glück… mehr
Bloody Nose, Empty Pockets
Regie: Bill Ross IV, Turner Ross, USA, 2020
Die Brüder Bill und Turner Ross widmen sich in ihren Filmen oft einfachen Menschen, die ein Leben jenseits von Glanz und Glamour führen. In diesem Film finden sie ihre Protagonist*innen im Schatten der Glitzerwelt von Las Vegas, in der Bar Roaring 20s, die kurz vor der Schließung steht. Konsequent beobachtend, aber dennoch mittendrin, begleiten sie die letzten 24 Stunden in und um die Bar. Sie lassen die Zuschauer*innen in einen Mikrokosmos eintauchen, wie man ihn an vielen Orten der Welt finden kann und niemand genau hinschauen mag… mehr
Charlatan
Regie: Agnieszka Holland, Tschechien/Irland/Polen/Slovakei, 2020
Souveränität und Solidarität zeichnen Jan Mikolášek aus. Er ist talentiert, sensibel, durchsetzungsfähig, rätselhaft. Ob als junger oder alter Mann, privat wie öffentlich, ein Mensch der Tat, Vernunft und Intuition. Ein Wunderheiler. Der Blick durchs Uringläschen genügt, schon weiß er, woran seine Patienten leiden. Mit dem Ruhm kommt auch der Reichtum, und das zu einer Zeit, als die Tschechoslowakei Spielball zwischen den Machtblöcken ist… mehr
Die letzte Stadt (The Last City)
Regie: Heinz Emigholz, Deutschland 2020
Ein Archäologe und ein Waffendesigner, die sich in einem früheren Leben als Filmemacher und als Psychoanalytiker gekannt haben, treffen sich in einer Ausgrabungsstätte in der Negev-Wüste und beginnen ein Gespräch über Liebe und Krieg, das sie in der israelischen Stadt Be’er Sheva fortsetzen. Dann beginnt der Film mit wechselnden Darsteller*innen in wechselnden Rollen einen Reigen, der durch die Städte Athen, Berlin, Hongkong und São Paulo führt… mehr
Futur Drei (No Hard Feelings)
Regie: Faraz Shariat, Deutschland, 2020
Hochgeschnittene Hose, hautenges T-Shirt, kurze, blondierte Haare. Parvis lässt an seinem Geburtstag im Club eine Flasche vom Tresen mitgehen und feiert sich tanzend selbst. Der Sohn iranischer Eltern hat sich im Dachgeschoss des Elternhauses in einer ruhigen niedersächsischen Neubausiedlung eingerichtet, um sich zwischen Sexdates und Raves auszuprobieren. Nach einem Ladendiebstahl muss er Sozialstunden in einer Flüchtlingsunterkunft ableisten und verliebt sich dabei in Amon, der mit seiner Schwester Banafshe Arezu aus dem Iran geflüchtet ist. Zu dritt erleben sie einen Sommer stürmisch durchfeierter Nächte, der von der Erkenntnis geprägt ist, dass sie auf unterschiedliche Weise nicht in Deutschland zu Hause sind… mehr
Kød & Blod (Wildland)
Regie: Jeanette Nordahl, Dänemark, 2020
„Du hast zu viel gekifft, mein Süßer“, sagt die Mutter zu ihrem Sohn Mads, den sie auf den Mund küsst. Die gekonnte Grenzüberschreitung gehört in dieser Familie dazu. Damit muss die 17-jährige Ida erst umgehen lernen. Nach dem Unfalltod ihrer Mutter lebt sie bei ihrer Tante und ihren drei Cousins, die sie kaum kennt. Schnell wird klar, dass der durchaus liebevolle Familienclan, angeführt von seiner fürsorglich-strengen Matriarchin, in kriminelle Geschäfte verstrickt ist… mehr
KOKON
Regie: Leonie Krippendorff, Deutschland, 2020
Wir sind wie Fische im Aquarium. Wir schwimmen immer im Kreis. Von der einen Seite des Kottis zur anderen und wieder zurück, solange bis wir irgendwann aus dem Becken springen.“ Berlin-Kreuzberg ist ihr Mikrokosmos. Überall ist Nora, die stille Beobachterin, mit dabei: Party, Schule, Freibad, Hausdach, Wohnung. Im Schlepptau ihrer großen Schwester und deren Freund*innen zieht sie um die immer gleichen Häuserblocks und fängt Eindrücke ein, die sich im sommerlichen Licht überblenden… mehr
Las mil y una (One in a Thousand)
Regie: Clarisa Navas, Argentinien / Deutschland, 2020
Iris ist 17, trägt Sportklamotten und dribbelt ihren Basketball durch die weiten Innenhöfe ihrer Sozialwohnungssiedlung irgendwo in Argentinien. Sie ist von der Schule geflogen und verbringt die warmen Tage und Nächte mit ihren zwei besten Freunden, ihren Cousins, in engen Zimmern am Handy oder auf den leeren Straßen des Ortes. Jungs verschwinden beim Versteckspielen mit anderen Jungs, ziehen sich vor der Webcam aus und schreiben leidenschaftliche Texte gegen eine heteronormative Gesellschaft. Eine trügerische Leichtigkeit liegt in der Luft und das Versprechen, dass in der Liebe und beim Sex alles möglich ist. Als die coole und selbstbewusste Renata die Bildfläche betritt, ist Iris fasziniert. Ein erster Flirt lässt nicht lange auf sich warten. Doch in der Siedlung werden Gerüchte über Renatas Vergangenheit immer lauter… mehr
Meu nome é Bagdá (My name is Baghdad)
Regie: Caru Alves de Souza, Brasilien, 2020
„Ihr Jungs seid furchtbar. Ihr kennt das Mädchen nicht einmal und das Erste, was ihr sagt ist; ‚Sie ist verdammt heiß.‘ Sie macht wahrscheinlich eine ganze Menge anderer cooler Dinge, von denen ihr nicht einmal wisst.“ Auf ihrem Skateboard rollt sie durch São Paulo. Bagdá trägt die Haare kurz, die Hosen mit hohem Bund, den Pullover gern unter den Gürtel gestopft. Bagdá ist cool, ein Mädchen, das respektiert, wen sie respektieren will – und alle anderen auch schon mal mit nassen Wurfgeschossen attackiert. Ihr Zuhause ist ein eigensinniger, emanzipierter Frauenhaushalt, aber ihre Welt ist die der Suicide Ramps. Dort hängt sie mit ihren Jungs ab, die die Tage mit nacktem Oberkörper, Karten spielend und Brusthaare zupfend verbringen… mehr
Minyan
Regie: Eric Steel, USA, 2020
Damit eine jüdische Betgemeinde, ein „Minjan“, einen Gottesdienst abhalten kann, muss sie mindestens aus zehn religiösen Juden bestehen. Auch der aus einer russischen Immigrant*innenfamilie stammende 17-jährige David hilft regelmäßig bei Minjans im vom jüdischen Leben geprägten New Yorker Stadtteil Brighton Beach. Sein Vater, ein ehemaliger Boxtrainer, seine Mutter und sein geliebter Großvater halten das für selbstverständlich. Doch David, der sich nur sehr zaghaft in der Szene des East Village auszuleben beginnt, hinterfragt nach und nach die strengen Regeln seiner Gemeinschaft und freundet sich mit zwei schwulen, jüdischen Senioren an. Zeitgleich bleibt Davids sexuelles Erwachen vom Aufkommen von HIV und Aids nicht unberührt… mehr
Rizi (Days)
Regie: Tsai Ming-Liang, Taiwan, 2019
Kang lebt allein in einem großen Haus. Durch eine Glasfront schaut er in die von Wind und Regen gepeitschten Baumwipfel. Er verspürt einen Schmerz unbekannter Herkunft, den er kaum erträgt und der seinen ganzen Körper erfasst. Non lebt in einer kleinen Stadtwohnung in Bangkok, wo er sich methodisch der Zubereitung traditioneller Speisen aus seinem Heimatdorf widmet. Als Kang und Non in einem Hotelzimmer zusammenkommen, teilen die beiden Männer ihre Einsamkeit miteinander… mehr
Schwesterlein (My Little Sister)
Regie: Stéphanie Chuat, Veronique Reymond, Switzerland, 2020
Lisa hat ihre Ambitionen als Theaterautorin in Berlin aufgegeben und ist mit den Kindern und ihrem Ehemann, der eine internationale Schule leitet, in die Schweiz gezogen. Als ihr Zwillingsbruder Sven, Starschauspieler an der Schaubühne, an Leukämie erkrankt, reist sie nach Berlin. Seine Hoffnung, wieder auf der Bühne zu stehen, gibt Sven Kraft für den Kampf gegen die Krankheit. Als sein Zustand sich verschlechtert und die Mutter, ebenfalls Schauspielerin, sich als unzuverlässig erweist, nimmt Lisa das Heft in die Hand und den Bruder mit in die Schweiz. Sie hofft, dass neue Behandlungsmethoden, Familienleben und Bergluft ein Wunder bewirken… mehr
Shirley
Regie: Josephine Decker, USA, 2020
Zwei imposante Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt dieses hochatmosphärischen Dramas: die Horrorautorin Shirley Jackson und ihr Ehemann, der Literaturkritiker und Collegeprofessor Stanley Hyman. Als ein junger Doktorand und seine schwangere Frau – Fred und Rose Nemser – im Herbst 1964 bei den Hymans einziehen, verfallen sie schnell dem Zauber ihrer brillanten und unkonventionellen Gastgeber. Doch Shirleys Bedürfnis nach Stoff für ihr Schreiben entpuppt sich als gefräßiges Biest, das schon bald die Beziehung des jungen Paares bedroht… mehr
Suk Suk
Regie: Ray Yeung, Hongkong / China, 2019
Mit routinierten Handgriffen macht sich der Hongkonger Taxifahrer Pak bereit, poliert den traditionell knallroten Lack seines Autos auf Hochglanz und holt seine Enkelin von der Schule ab. Nachdem er jahrelang seine Familie mit dem Taxifahren durchgebracht hat, steht er nun am Ende seiner Berufstätigkeit, weigert sich aber, den Job gänzlich an den Nagel zu hängen. Auf der Suche nach anonymem Sex begegnet er Hoi, pensioniert, geschieden und selbst Großvater. Nach einer ersten flüchtigen Begegnung verbringen sie wiederholt Zeit miteinander. Doch schon eine spätabendliche Textnachricht scheint ihren Alltag aus dem Gleichgewicht zu bringen. In einem Badehaus finden sie Raum für zärtliche Nähe und intime Momente… mehr
The Twentieth Century
Regie: Matthew Rankin, Kanada, 2019
Toronto im Jahr 1899. Der junge William Lyon Mackenzie King kandidiert für das Amt des Premierministers. Das satirische und anarchistische Fantasie-Biopic The Twentieth Century erkundet die Leiden des jungen Politikers, der später langjähriger Premierminister Kanadas werden sollte. Ernsthafte ödipale Konflikte, eine Obsession für getragene Schuhe und Anti-Onanie-Therapien machen es dem jungen Mackenzie King schwer, seiner Berufung nachzugehen. Er stolpert, von der autoritären Mutter getrieben und auf der Suche nach Liebe, durch eine klaustrophobische Welt, in der klirrender Winter herrscht… mehr
Vento Seco (Dry Wind)
Regie: Daniel Nolasco, Brasilien, 2020
Trocken, sehr trocken ist die Gegend um Catalan in Brasiliens Bundesstaat Goiás. Sandro lebt hier ein ziemlich eintöniges Leben. Er arbeitet in einer Düngemittelfabrik, geht schwimmen, abends legt er Landschaftspuzzles. Mit seinem Kollegen Ricardo führt Sandro eine rein sexuelle Beziehung. Immer scheint er etwas außerhalb zu stehen, nicht mit sich im Reinen, nirgends richtig zugehörig. Als Maicon, ein Mann wie einem Tom-of-Finland-Comic entsprungen, in der Kleinstadt auftaucht und mit Ricardo anbandelt, setzt das aufkeimende Gefühl der Eifersucht bei Sandro einen Wandel in Gang… mehr